Landtagswahl im Landkreis Erding:Nur zwei Kandidaten haben eine reelle Chance

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Viele habe sich für Briefwahl entschieden. Wer seine Stimme am Sonntag in einem Wahllokal abgeben möchte, kann das zwischen acht und 18 Uhr tun. (Foto: Renate Schmidt)

Etwa 101 000 Landkreisbürger können mit ihren Stimmen über die Zusammensetzung des Bayerischen Landtags mitentscheiden. Sieben Frauen und sechs Männer bewerben sich um das Direktmandat. Bei der Zweitstimme stehen 645 Listenkandidatinnen und -kandidaten von 15 Parteien zur Auswahl.

Von Florian Tempel, Erding

Wirklich große Überraschungen erwartet im Landkreis Erding wohl kaum jemand. Die CSU wird zwischen Sempt, Vils und Isen weiterhin die stärkste Partei bleiben. Das gilt als ausgemacht. Aber müssen die Christsozialen weitere Verluste hinnehmen? Vor 20 Jahren kam die CSU im Landkreis noch auf stolze 65,2 Prozent der Gesamtstimmen - aus heutiger Sicht ein unglaubliches Ergebnis. Bei der Landtagswahl vor fünf Jahren waren es nur noch 37,6 Prozent. Trotzdem lag die CSU damit weit vor allen anderen. Die Grünen landeten bei 16,1 Prozent und die Freien Wähler wurden mit 14,2 Prozent Dritter. Die AfD holte mit 10,9 Prozent ein zweistelliges Ergebnis, während die SPD auf 6,7 Prozent schrumpfte. Mit 4,3 Prozent lag die FDP im Landkreis unter der Fünf-Prozent-Hürde.

Vor fünf Jahren war die CSU in 25 der 26 Kommunen des Landkreises auf Platz eins. Nur in Berglern verwiesen die Freien Wähler die Christsozialen mit 32,6 Prozent auf Platz zwei. Das höchste CSU-Ergebnis waren 49,7 Prozent in Hohenpolding. Die Grünen waren mit 20,5 Prozent in Ottenhofen am stärksten. Die AfD holte mit je 14,5 Prozent ihre besten Ergebnisse in Taufkirchen und Kirchberg. 13,3 Prozent in Finsing waren der Top-Wert für die SPD und 5,6 Prozent in Wartenberg das Maximum für die FDP.

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Die Zahl der Wahlberechtigten ist im Vergleich zur Landtagswahl 2018 nur leicht von 99 500 auf 101 000 angewachsen. Damit ist der Landkreis Erding ein unterdurchschnittlich großer Stimmkreis in Oberbayern. Viele haben bereits per Briefwahl abgestimmt. In den 205 Stimmbezirken ist etwa die Hälfte der Wahlhelfer nur für die Auszählung der Briefwahl eingeteilt. Die Wahllokale sind wie immer von acht bis 18 Uhr geöffnet.

Für die Landtagswahl gibt es zwei Stimmzettel. Auf einem schmalen, breiten Streifen stehen sieben Direktkandidatinnen und sechs Direktkandidaten zur Auswahl, wobei nur zehn auch im Landkreis leben. Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) wird mit großer Sicherheit die meisten Erststimmen im Landkreis erhalten und deshalb als Abgeordnete wiedergewählt werden. Dennoch verfallen die Stimmen aller weiteren Direktkandidaten - im Gegensatz zur Bundestagswahl - nicht. Die Erststimmen für Laetitia Wegmann (Grüne), Sven Krage (Freie Wähler), Anne Connelly (FDP), Benedikt Klingbeil (SPD), Martin Huber (AfD) und alle anderen werden mit den Zweitstimmen auf der Liste summiert, die Gesamtzahl entscheidet über die Verteilung der Sitze im bayerischen Landtag.

Die Wählerinnen und Wähler können auf dem riesigen Zweitstimmen-Wahlzettel, auf dem 15 Listen mit den Namen von 645 Kandidierenden stehen, keine Parteien ankreuzen, sondern müssen ihre Stimme einer Person geben. Die Direktkandidatinnen und -kandidaten stehen in ihren Landkreisen nicht drauf und können nur in den anderen 30 oberbayerischen Stimmkreisen gewählt werden. Reine Listenkandidaten haben, weil die persönlichen Erst- und Zweitstimmen zusammengezählt werden, nur sehr geringe Chancen, ein Landtagsmandat zu erobern. Insgesamt finden sich auf den Listen noch sieben Männer und drei Frauen aus dem Landkreis Erding.

Zwei Kandidaten treten in anderen oberbayerischen Stimmkreisen auch als Direktkandidaten an. Einer ist Kreisrat Rainer Forster, der für die AfD in Ebersberg kandidiert, aber angekündigt hat, am Tag nach der Wahl aus der Partei austreten zu wollen.

Außer Ulrike Scharf hat nur AfD-Mann Martin Huber eine reelle Chance

Die Umstände, dass der Stimmkreis Erding unterdurchschnittlich viele Wahlberechtigte hat, die CSU hier dominiert und die Kandidierenden der anderen Parteien auf den Listen zumeist relativ weit hinten stehen, lassen nicht erwarten, dass es noch eine oder einer außer Ulrike Scharf ins Maximilianeum schafft. Mit einer Ausnahme: AfD-Kandidat Martin Huber hat vor fünf Jahren das zweitbeste Erststimmenergebnis seiner Partei in Oberbayern erreicht, wurde aber von mehreren anderen AfD-Kandidatinnen und -kandidaten überholt, die wesentlich mehr Zweitstimmen erhalten hatten. Das muss diesmal nicht so sein.

Da der AfD sowieso noch Stimmenzuwächse prognostiziert werden, hat der 63-Jährige eine reelle Chance, nach 33 Jahren auf kommunalpolitischer Ebene den Sprung in die Landespolitik zu schaffen. Am Wahlabend werden indes nur die direkt Gewählten feststehen. Erst am Dienstag wird bekannt sein, wer es über eine Liste geschafft hat.

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