Erding:Beim Tourismus mit einer Stimme sprechen

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Eine der Hauptattraktionen im Landkreis ist die Erdinger Therme. 2023 hat sie es sogar in die Top Ten der beliebtesten Reiseziele in Deutschland geschafft. (Foto: Renate Schmidt)

Die Stadt und die Tourismusregion Erding erstellen eine neue Homepage und ein eigenes Markenlogo. In Zukunft sollen alle relevanten Informationen unter einem Dach zu finden sein.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Landkreis, Stadt Erding und der Tourismusverein werden in Zukunft an einem Strang ziehen, um den Tourismus in Erding zu stärken und auszubauen. Dazu soll eine Zweckvereinbarung unterzeichnet werden. Ziel ist eine gemeinsame Strategie für den Landkreis. Im ersten Schritt sollen nun ein neues Logo und eine neue Homepage erstellt werden. Gegen den Beschluss im Kreisausschuss für Klima, Natur, Struktur, Umwelt und Verkehr stimmte nur ÖDP-Kreisrat Stephan Treffler. Noch mehr Touristen würde nur ein Mehr an Verkehr bedeuten und dies sei für das Klima schädlich, kritisierte er. Die Befürworter hoben den Tourismus als bedeutenden Wirtschaftsfaktor für den Landkreis hervor.

Bisher, so Katrin Neueder vom Fachbereich Kreisentwicklung am Landratsamt, gebe es keinen einheitlichen Internetauftritt, mit dem sich der Tagestourist wie auch der Übernachtungsgast informieren könnten. Die Informationen seien zersplittert. Derzeit werde der Bereich vor allem durch gemeinsame Messeauftritte und Werbeanzeigen zusammen mit der Kreisstadt Erding und dem Tourismusverein nach außen vertreten.

Der Landkreis erstelle zudem Broschüren, die den Kommunen sowie Beherbergungsbetrieben kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Ebenso unterstützten der Erdinger Weißbräu sowie die Therme Erding bei den Messeauftritten - zum Beispiel 2023 bei der Freizeit Touristik Nürnberg oder der ITB Berlin - mit Werbematerial. Die Tourismusbranche sei ein wichtiger Faktor in der Region. Auch die Gastronomie, Freizeitbetriebe, Einzelhandel und Handwerk profitierten davon, sagte Neueder.

In der Datenbank können Kommunen Veranstaltungen selber eintragen

Das Logo soll durch einen Wettbewerb möglichst noch in diesem Jahr gefunden werden, so Neueder. Die neue Homepage mit Datenbank soll auf dem Server des Landratsamts umgesetzt werden. Die bisherigen Informationen auf unterschiedlichen digitalen Plattformen sollen dann zusammengefasst werden. Erfasst werden sollen zum Beispiel neben dem Tourismusverein die Therme, der Flughafen, der Weißbräu, die Hotellerie und Gastronomie sowie weitere Akteure im Bereich Tourismus, zum Beispiel aus der Landwirtschaft.

In der Datenbank, dem Herzstück, wie Neueder sagte, soll sich jeder Tourist über alles Angebotene im Landkreis informieren können. Die Homepage soll auch einen Zugang für alle Kommunen bieten, damit diese ihre Veranstaltungen selber eintragen können. Damit wäre die Seite auch für Erdinger Bürger interessant. Geplant sind laut Neueder maximal 60 000 Euro für die Erstellung eines neuen Logos und die Homepage.

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Zu viel, wie Gertrud Eichinger (SPD) fand. Für maximal 4000 bis 5000 könne man ein Logo erwerben und eine neue Homepage koste rund 15 000 Euro. 35 000 Euro seien ausreichend für ein sehr gutes Ergebnis, fand sie. Eichinger regte zudem an, ein Buchungssystem einzubinden, damit sich potenzielle Gäste nicht durch mehrere Systeme klicken müssten. Ein Punkt, den die CSU-Kreisrätin und Landtagsabgeordnete Ulrike Scharf ebenfalls als wichtig ansah. Sie freue sich über die hohen Übernachtungszahlen in Erding, da der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig sei. Natürlich sei einer der Hauptauslöser der Zahlen die Therme. Die Übernachtungen würden aber nur einen Teil des Tourismus widerspiegeln, Tagesgäste wirkten sich auch auf den Einzelhandel und die Gastronomie aus. Ein Buchungssystem ist laut Katrin Neueder im ersten Schritt nicht angedacht, man habe dies aber im Hinterkopf. Dazu müsste man sich mit den Partnern in Zweckverband absprechen.

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Nicht so ganz glücklich zeigte sich Kreisrat Stephan Treffler (ÖDP). Angesichts der Klimakatastrophen und der eh schon vielen Touristen im Landkreis, sollte man nicht noch mehr Werbung für Erding machen und noch mehr Touristen anlocken wollen. So generiere man noch mehr Fahrten, was dem Klima nicht zuträglich sei. Und im Bereich Klimaschutz stehe man vor großen Herausforderungen. Treffler sagte, in ihm schlügen zwei Herzen, da es natürlich andererseits besser sei, wenn man zwei, drei Nächte in Erding übernachte als wegzufliegen.

"Wir stehen im Wettbewerb mit ganz Oberbayern", sagt Erdings OB Max Gotz

Ein Punkt, dem Erdings OB Max Gotz (CSU) widersprach: "Auf irgendwas müssen Sie sich einigen Herr Treffler: entweder weniger Flüge am Flughafen oder stärkere Unterstützung der regionalen Tourismuslandschaft. Beides können sie nicht bespielen, sonst sind sie nicht glaubwürdig". Man müsse das gesamte Potenzial Erdings ausschöpfen, um überlebensfähig zu sein. Deshalb suche die Stadt auch den Schulterschluss mit den anderen Akteuren in dem Bereich.

"Wir stehen im Wettbewerb mit ganz Oberbayern, weil die Menschen ihr Urlaubsverhalten ändern werden. Seien wir doch froh, wenn die Flugreisen weniger werden, dafür alternativ mehr Menschen Kurzurlaube in der Region machen." Das Projekt "Zukunft Tourismus im Landkreis Erding" sei ein wichtiger Teil der Wirtschaftsförderung, denn davon hingen auch viele Arbeitsplätze ab. Erding dürfe nicht den Anschluss im Vergleich mit anderen verlieren. Man dürfe sich nicht nur auf "die Strahlkraft" der Therme verlassen. Gegen den Logo-Wettbewerb und die neue Homepage stimmt letztlich nur Stephan Treffler.

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