Therme Erding:"Wenn wir kopiert werden, haben wir alles richtig gemacht"

Lesezeit: 4 min

Unter Palmen: 2023 hat es die Therme unter die Top zehn der beliebtesten Reiseziele in Deutschland geschafft. (Foto: Stephan Görlich)

Die Therme Erding strebt auf einen neuen Rekord zu. 2023 wird wohl das beste Jahr in der 24-jährigen Geschichte des Wellnesstempels. Offenbar denkt man sogar in China darüber nach, die Therme komplett nachzubauen.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die Corona-Jahre 2020 und 2021 waren für die Erdinger Therme eine Katastrophe mit monatelangen Schließungen und rund 60 Millionen Euro Umsatzausfall. 2022 folgte ein Jahr der Konsolidierung. Und 2023? "Nach dem jetzigen Stand wird es das beste Jahr in der 24-jährigen Geschichte der Therme", sagt Inhaber Jörg Wund. Es werden 1,88 Millionen Besucher erwartet.

Dabei war man sich Ende 2022 gar nicht so sicher, wie sich Inflation und steigende Energiepreise auf die Bereitschaft der Menschen, Geld für Wellness auszugeben auswirken wird. Die Beliebtheit der Therme zeigt sich auch in verschiedenen Rankings, in denen Erding weit vorne liegt. Auch in China kennt man die Therme. Dort steht inzwischen eine Kopie der Erdinger Big-Wave-Rutsche. Geschäftsführer Marcus Maier hat sogar erfahren, dass eventuell die ganze Therme in China nachgebaut werden könnte.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

"Wird 2023 noch Wellness noch wichtig sein?", fragte sich Jörg Wund Ende des vergangenen Jahre. Seine Antwort heute: "Ja, Wellness, wohlfühlen, das Urlaubserlebnis sind den Leuten so wichtig, dass sie dafür Geld ausgegeben." 2023 hat es die Therme sogar unter die Top zehn der beliebtesten Reiseziele in Deutschland geschafft, worauf Wund stolz ist. Weltweit ist die Therme inzwischen auch auf Platz fünf der beliebtesten Wasserparks. "Wir waren die einzige Therme unter den ersten 100, sowohl bei den Reisezielen als auch Wasserparks", sagt Geschäftsführer Marcus Maier.

Zur steigenden Beliebtheit dürften auch die Events beigetragen haben

Zur steigenden Beliebtheit dürften auch die Events in der Therme beigetragen haben, sagt Maier. Darunter fallen zum Beispiel die Beachparty, das Sommerfestival, Sommerkino oder der Dindlflug-Contest, um nur einige zu nennen. Events, die im Eintrittspreis enthalten sind, die aber auch Multiplikatoren seien und Besucher anziehen, die vielleicht nicht allein wegen des Thermenangebots kommen, sagt der Geschäftsführer. "Wenn Sänger und Bands wie Nico Santos oder La Brass Banda kommen, reden die Leute natürlich darüber. Diese Stars der Szene haben teilweise bei Instagram bis zu 500 000 Follower." Wem die Musik nicht gefalle, könne in andere Bereiche ausweichen.

Jörg Wund ist Inhaber der Therme Erding. Er leitet auch die Therme Bad Wörishofen. (Foto: Renate Schmidt)
Die Big-Wave-Rutsche steht jetzt auch in China (Foto: Renate Schmidt)
In der Palmenlounge gibt's auch Champagner und Internet-Anschluss. (Foto: Renate Schmidt)

Stillstand gibt es für Inhaber Wund nicht. "Jedes Jahr geben wir zwischen 1,2 und 2,2 Millionen Euro für Sanierungsarbeiten aus. Wenn man nichts macht, ist es wie bei der öffentlichen Hand, dann geht es immer weiter runter und irgendwann ist alles unansehnlich. Man muss permanent dran bleiben." Wund investiert aber auch in Neuigkeiten: Im Saunabereich entsteht ein neuer Ruheraum im "modernen, italienisch angehauchten Stil". Bis zum Winter soll sie fertig sein.

Heuer wird zudem die Kelten-Thron-Sauna für 300 000 Euro saniert. In der neuen Big-Bang-Rutsche soll ein neues Lichtkonzept umgesetzt werden, sobald die nötigen Scheinwerfer lieferbar sind. 450 000 Euro wird der komplette Austausch der Glasfassade im Saunabereich kosten, da die alten Scheiben nach 17 Jahren teilweise blind geworden sind. Im Außenbereich soll es zudem bald mehr Liegeflächen geben. Angedacht sind Plattformen wie im Saunabereich, oder ein Ausbau der Fläche insgesamt.

Die Baugrenzen sind erreicht, erweitern könnte man noch in die Höhe

Aber da müsste die Stadt Erding mitspielen. "Die aktuellen Baugrenzen haben wir erreicht. Es gibt nur zwei Wege: Vergrößern der Fläche oder Ausbau in die Höhe." Wund und Maier denken zum Beispiel an "schwebende Inseln" in 3,80 Meter Höhe bei den Palmen vor dem Hotel Victory. "Jeder träumt doch mal davon, auf einer kleinen Insel mit Palmen zu sein", sagt Wund.

Einen Spitzenplatz will die Therme auch im Bereich Solarstrom erreichen. Von der Stadt Erding hat Wund die Baugenehmigung für eine Photovoltaikanlage mit einer Spitzenleistung von rund 1000 Kilowattstunden erhalten. 3,6 Millionen Euro investiert die Therme dafür. "Das wird ein ganz großer Schritt in die Selbständigkeit sein", sagt Wund. Mit den heutigen Strompreisen sei nach weniger als zwei Jahren die Investition refinanziert. Auf dem Hotel Victory liefert bereits seit Ende 2022 eine PV-Anlage 100 Kilowattstunden.

Die Solarmodule auf dem Dach des Hotels Victory können etwa 100 Kilowattstunden Strom bei Sonnenschein liefern. (Foto: privat)

Spitzenreiter will die Therme auch im Bereich Ladesäulen für E-Autos werden. 16 Ladepunkte mit 11-KW-Anschlüssen gibt es bereits im Parkhaus, sagt der Inhaber, in der nächsten Stufe sollen es 70 sein. Durchschnittlich legten die Gäste eine Entfernung von 235 Kilometer zurück, um zur Therme zu kommen, sagt Wund. "Die Hälfte bis zwei Drittel eines Auto-Akkus sind dann weg." In der Zeit seines Aufenthaltes könne er an den Säulen den Akku wieder aufladen. Durchschnittlich sei ein Gast zwischen sieben und neun Stunden in der Therme.

33 Prozent der Gäste sind 2023 zum ersten Mal in die Therme gekommen

Stolz ist Wund auch, dass eine Umfrage im Sommer bei 1600 Gästen ergeben habe, dass rund 33 Prozent zum ersten Mal gekommen seien. Vor Corona seien es nur 18 Prozent gewesen. "Wir haben es geschafft, dass wir im großen Umkreis, auch international, bekannt wurden. Zudem sagen 93 Prozent, dass ihnen der Aufenthalt gut oder sehr gut gefallen hat. Das zeigt, dass wir nicht auf einem absteigenden Ast sind, sondern es schaffen, die Leute so zu begeistern. Bei 1,8 Millionen Besuchern im Jahr bei leicht angepassten Preisen steht die Therme auch die nächsten Jahre sehr gut da."

Entgegen der Ansicht von Experten meint Wund, dass der Innenbereich auch noch eine weitere Rutsche vertrage. In der engeren Planung sind sogar zwei: Eine extreme, die mit einem Free Fall beginnt, die zweite wäre eher eine Familienrutsche mit Reifen für bis zu vier Personen. Für diese müsste allerdings eine andere Rutsche weichen. Dass die Erdinger Rutschen gut ankommen, zeigt auch eine Entdeckung, die Wund im Internet machte: "Ich bin fast umgefallen, sehe ich doch meine Big-Wave-Rutsche eins zu eins in den Farben der Big-Bang in China stehen. Wenn wir kopiert werden, haben wir alles richtig gemacht."

Für 2024 hat die Therme, die derzeit rund 650 Menschen beschäftigt, darunter 155 im Hotel Victory, viel vor. Am 3. Oktober beginnt das Jubiläumsjahr. "Derzeit sammeln wir die Ideen. Und da sind einige wilde dabei", sagt Marcus Maier. Jeden Monat soll es ein Highlight geben.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusTherme Erding
:Home-Office mit Champagner zwischen Palmen

Nach 20 Monaten Bauzeit eröffnen die "Palm Lounges" in der Therme Erding. Dort gibt es "Business-Sessel" mit Noise-Cancelling-Funktion, "Daybeds" und natürlich extra schnelles Internet. Das kostet: 79 bis 139 Euro pro Tag.

Von Niklas Martin

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: