Das zentrale Stück ihrer Ausstellung "Un≠gleich" hat die Kunst AG Dorfen bereits am Montag bei der Maikundgebung in Dorfen präsentiert. Es ist eine Art Beichtstuhl, der durch rege Benutzung die Unterschiede bei der Bezahlung von Lohnarbeit transparenter machen soll, auf alle Fälle aber zum Nachdenken anregt. In der Öffentlichkeit am Unteren Markt war er allerdings nicht zu gebrauchen. Das Drumherum war zu lautstark. Nun steht der Kasten eine Woche lang im Frauenkircherl. In der Ruhe des säkularisierten Sakralraums sollte seine Anwendung gelingen. In der Ausstellung sind zudem Gemälde und weitere Kunstobjekte zu sehen, die das Ausstellungsthema künstlerisch umsetzen.
Die Größe oder Kleinheit des eigenen Gehalts wird im Allgemeinen als Privatsache angesehen. Diese Zurückhaltung wird von der Kunst AG auf den Kopf gestellt: Beichte dein Gehalt und mach es transparent. "Über Gehälter wird viel zu selten offen gesprochen", findet das Kollektiv. Dabei ist das Wissen darüber ein Schlüssel für eine vernünftige Diskussion über ungleiche Bezahlung.
Der aus zwei Holzschränken zusammengezimmerte Beichtstuhl sieht etwas rumpelig aus, ist aber auch ein modernes Hightech-Gerät mit Spracherkennung und integrierter Datenverarbeitung. Die Beichtenden soll sich drinnen auf einen Stuhl setzen und eine Handvoll Fragen beantworten, zu sich, ihrem Job und Einkommen. Die Antworten werden per Spracherkennung sofort auf einem Textband draußen am Beichtstuhl ausgespielt und später als Word Cloud visualisiert. Hier werden zwar Daten gesammelt, doch ohne Profitgedanken - Namen, Mobilnummern und E-Mailadressen sind nicht von Interesse. Der Beichtkasten ist ein interaktives Kunstgerät mit buntem Do-it-Yourself-Charme, das auf der einen Seite provokant-direkt ist und zum anderen subtilen Witz besitzt.
Bis Freitag, 12. Mai, täglich geöffnet von 15 bis 19 Uhr; Abendmahl, Samstag, 6. Mai, 18 bis 20 Uhr; Finissage Freitag, 12. Mai, 18 Uhr.