SZ-Serie: Abgedreht - Filmkulissen rund um München:Wo "Franzi" ihre Jugendliebe wiedertrifft

Lesezeit: 4 min

Jule Ronstedt alias Franzi Ostermeier mit ihrem roten Auto Am Rätschenbach. Das Orthopädiegeschäft im Hintergrund gibt es dort immer noch. (Foto: Meike Birck/BR)

Die BR-Serie spielt von 2009 bis 2012 in Erding. Die Titelheldin will eigentlich nach Peking, kehrt aber dann eher unfreiwillig in ihre Heimatstadt zurück. Hauptdarstellerin Jule Ronstedt schwärmt heute noch von den Dreharbeiten und wäre bei einer Fortsetzung sofort dabei.

Von Regina Bluhme, Erding

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Erding ist nicht wirklich die erste Wahl in der BR-Serie "Franzi". Hauptdarstellerin Jule Ronstedt, alias Franzi Ostermeier, kehrt darin eher unfreiwillig in ihre bayerische Heimatstadt zurück. Mit dem Freund in Hamburg ist es abrupt aus, es wird nichts mit dem gemeinsamen Umzug in die Metropole Peking, da bleibt erst mal nur Erding als Notlösung. Doch Erding ist nicht nachtragend: Die Stadt bietet in den vier Staffeln zwischen 2009 und 2012 eine tolle Kulisse für ein hochkarätiges Schauspiel-Ensemble mit Sebastian Bezzel und Gisela Schneeberger in weiteren Hauptrollen. Jule Ronstedt erinnert sich gern an die Dreharbeiten. Bei einer Fortsetzung wäre sie gleich wieder in Erding dabei.

(Foto: SZ-Grafik)

Jule Ronstedt ist am Ammersee aufgewachsen, Erding kannte die beliebte Schauspielerin und Regisseurin bis zu den Dreharbeiten von "Franzi" aber nur vom Namen, wie sie im Telefonat zugibt. Vor Ort war sie dann begeistert, "ich mochte es sehr", vor allem entlang der Sempt. Sie erinnere sich an "viele kleine lauschige Orte", auch an den Eindruck, dass hier die Welt noch in Ordnung sei. "Man kennt sich, man grüßt sich, die Leute pflegen ihre Häuser und Gärten." Gedreht wurde immer im Sommer, als auch alles schön grün war. "Ich hab mir damals oft gedacht, wir privilegiert ich bin, dass ich hier arbeiten darf."

Blick auf das (rötliche) Gewandhaus Gruber, das im Film als Modegeschäft "Grüneis" fungierte. Auf der Bank, die extra für den Dreh am Kleinen Platz abgestellt wurde, sitzen (von links): Sandra (Kathrin von Steinburg), Robert (Stephan Zinner), Werner (Sebastian Bezzel) und Franzi (Jule Ronstedt). (Foto: Meike Birck/BR)
Der selbe Blickwinkel auf den Kleinen Platz im Jahr 2022: Die Farben der Häuserfassaden haben sich kaum verändert. (Foto: Renate Schmidt)

Die Zuschauer bekommen dann auch wirklich schöne Bilder zu sehen: die farbigen Häuserfassaden und die schmalen Gassen der Altstadt, den Kleinen Platz, die Gegend Am Rätschenbach, das Ufer der Sempt oder den Schrannenplatz. Auch in Privatwohnungen wurde gedreht, unter anderem an der Dall'Armi Straße und der Hennengasse. Ebenso haben die Therme Erding und die Zulassungsstelle des Landratsamts Erding einen Auftritt, schließlich ist Erding nicht nur malerisch, sondern auch modern.

Juli Ronstedt dreht gerade in Wiesbaden für die ZDF-Serie "Der Staatsanwalt". Gerne würde sie wieder in Erding spielen: Sie fände es toll, wenn "Franzi" eine Fortsetzung fände. Die Serie habe Mitt-Dreißiger in der Provinz gezeigt, was sie bewege und wie sie lebten - "wäre doch spannend, wie es mit ihnen weitergegangen ist". Immerhin wären Franzi und ihr Jugendfreund Flocki, mit dem sie übrigens dann am Ende in Erding bleibt, heute Eltern von einem Teenager. "Wir haben uns damals alle gut verstanden, ich könnte mir vorstellen, dass das Team wieder mitmacht", sagt Jule Ronstedt. Sie wäre jedenfalls gleich dabei.

Auf der Bank am Kleinen Platz von vorne und von links: Franzi (Jule Ronstedt), Werner (Sebastian Bezzel), Robert (Stephan Zinner) und Sandra (Kathrin von Steinburg). (Foto: Meike Birck/BR)
Und so schaut es 2022 an dem Eck aus. Neues Geschäft, Farbe unverändert. Und die Sitzbank ist weg. (Foto: Renate Schmidt)

Zur Premiere 2009 in München reiste auch eine Erdinger Delegation an, bestehend aus dem damaligen städtischen Marketingleiter Günther Pech, dem damaligen CSU-Stadtrat Jakob Mittermeier und dem Verwaltungsleiter des Erdinger Gewandhauses Gruber, Stefan Seybold. Das Gewandhaus spielte in der Serie eine zentrale Rolle, auch wenn im Film der Name "Grüneis" über dem Eingangsportal prangte und die Innenaufnahmen nicht in Erding, sondern im Dorfener Outlet gedreht wurden.

"Mit dem Filmteam war es ein nettes Miteinander", erinnert sich Günther Pech. Ab und zu saß das Team nach Drehschluss noch in Erding zusammen, auch im Garten vom Mayr-Wirt. Das Wirtshaus ist längst geschlossen, verschwunden sind auch die Namen einiger Läden und Lokale, die in der Serie auftauchen.

Werner (Sebastian Bezzel) und Franzi (Jule Ronstedt) wollen in der Szene diskret den Kinderwagen beseitigen und sind auf der Brücke Richtung Landratsamt unterwegs. (Foto: Meike Birck/BR)
Die Ansicht hat sich kaum verändert. Bis auf den Abfalleimer vielleicht. (Foto: Renate Schmidt)

Erding war laut Pech schon immer ein beliebter Drehort, vor allem für BR-Produktionen. Der Grund liege klar auf der Hand, nämlich die Nähe zum BR-Studio in Freimann. Abgesehen davon, sei Erding natürlich eine wunderschöne Stadt, fügt Pech hinzu. Was damals auch gar nicht so üblich war: Erding wird in der Serie auch als Erding genannt, und taucht nicht unter einem Fantasienamen auf. Franzi fährt mit rotem Mini mit ausdrücklich Erdinger Kennzeichen durch die Lange Zeile. Als die Serie aktuell lief, hätten sich immer wieder mal Leute erkundigt, wo denn diese oder jene Szene in Erding gedreht worden sei, erzählt Günther Pech.

Neben Jule Ronstedt spielen in weiteren Hauptrollen Gisela Schneeberger als Franzis Mama und Sebastian Bezzel, bekannt als Kollege von Eva Mattes im Konstanz-Tatort und jetzt Star der Eberhofer Krimis, als ihr Jugendfreund und Modehausbesitzer Werner "Flocki" Grüneis. In weiteren Rollen sind Kathrin von Steinburg, Stephan Zinner und Ercan Karacayli zu sehen. Der unvergessene Jörg Hube ist als Franzis Vater mit von der Partie.

Franzi (Jule Ronstedt) und Herr Puchalski (Eckhard Preuss) sitzen bei einem Kaffee in der Erdinger Altstadt. (Foto: Meike Birck/BR)
Die Hennengasse heute - hinten rechts steht passenderweise ein knallrotes kleines Auto, könnte glatt das von der Franzi sein. (Foto: Renate Schmidt)

Der Autor von "Franzi" ist Peter Bradatsch, der unter anderem 43 Folgen für "Café Meineid" geschrieben hatte und Co-Autor der Drehbücher für die BR-Serie "München 7" von Franz Xaver Bogner war. Regisseur Matthias Kiefersauer wiederum ist bekannt für die BR-Eigenproduktion "Das große Hobeditzn" (2006). Sein Drama "Baching" feierte auf dem Filmfest München im Juni 2008 seine Premiere und lief 2009 im Kino.

"Erding ist ein tolles Pflaster", hatte Bradatsch 2009 gegenüber der SZ erklärt: Die Stadt sei noch nicht "so abfotografiert" wie andere Städte und habe - im positiven Sinn - "ein paar dahaute Ecken, passend zu den schrägen Charakteren." Außerdem habe man mit Erding eine Kulisse gefunden, die das Potenzial für Nachfolgegeschichten habe, "Therme und Flughafen haben hier was ganz Eigenartiges in Gang gesetzt, eine Mischung von bodenständigem Idyll und Moderne", wird er in der SZ weiter zitiert.

Man kennt sich halt in Erding: Werner (Sebastian Bezzel) und Franzi (Jule Ronstedt) am Herzoggraben. (Foto: Meike Birck/BR)
Dort schaut es heute noch genauso aus, auch wenn das Auto diesmal diskreter geparkt ist. (Foto: Renate Schmidt)

Nun, "dahaute Ecken" sind in der Serie eher weniger zu sehen. Aber dafür wird auch keine blitzblank polierte Kulisse vor Alpenpanorama und röhrendem Hirsch präsentiert. Erding in "Franzi" ist: eine geschäftige, gemütliche, moderne, hübsche Stadt mit pittoresker Altstadt, mit Autoverkehr, Therme und viel Grün. Wen wundert es da noch, dass die Franzi am Schluss in ihrer Heimatstadt beim Jugendfreund Flocki hängen bleibt. Wäre aber doch spannend zu sehen, wie es der Franzi heute so geht.

Die Serie war 2009 für den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Serie" und 2010 für den Adolf-Grimme-Preis nominiert und Jule Ronstedt 2009 für den Bayerischen Fernsehpreis in der Kategorie "Beste Schauspielerin - Serien und Reihen" . Hochgelobt und mit einem bekannten Schauspiel- und Filmteam - und trotzdem hat es "Franzi" leider nicht geschafft, einen Kultstatus wie die "Münchner Gschichten" oder "Irgendwie und Sowieso" zu erreichen. An Erding jedenfalls, so viel steht fest, hat das nicht gelegen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: