Energiewende:EVE-Geschäftsführer kündigt

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Ein Windrad ist im Landkreis Erding derzeit nicht in Sicht. Die Anlage hier im Archivbild steht in Kammerberg im Nachbarlandkreis Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Christian Pröbst schmeißt nach knapp vier Jahren bei der Energievision Erding hin. Er kritisiert mangelnden Rückenwind für gemeinsame Projekte. Das erste Windrad im Landkreis lässt weiter auf sich warten.

Von Regina Bluhme, Erding

Die Energievision Landkreis Erding (EVE) soll die Energiewende, vor allem die Windkraft, voranbringen. Doch jetzt muss sich die EVE-Projektentwicklungs-GmbH erst mal einen neuen Geschäftsführer suchen. Christian Pröbst, CSU-Bürgermeister von Wartenberg, hat vor wenigen Tagen seine Kündigung eingereicht. Die vergangenen vier Jahre seit seinem Antritt als Geschäftsführer hätten ihn zunehmend frustriert, erklärt er im Gespräch mit der SZ. Kein einziges Projekt habe sich umsetzen lassen. Ihm habe der Rückenwind gefehlt, auch vonseiten des EVE-Vorsitzenden Landrat Martin Bayerstorfer (CSU).

Der Erdinger Anzeiger hatte zuerst von Pröbsts Kündigung berichtet und darauf verwiesen, dass wohl ein vorangegangener Kommentar im Anzeiger vom 17. Februar das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Pröbst bestätigt, dass der dort erhobene Vorwurf, er habe sich zu wenig engagiert, durchaus ausschlaggebend für seinen Schritt gewesen sei. Denn diese Kritik hat ihn offensichtlich getroffen und er weist sie zurück. "Ich habe mich wirklich mit Herzblut reingehauen", betont er.

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Kritik übt er am EVE-Vorsitzenden, an seinem Parteikollegen Landrat Martin Bayerstorfer:. "Ich würde es so sagen: Ich bin vorgeprescht und er ist eher defensiv eingestellt." Als Beispiel nennt Christian Pröbst ein großes Photovoltaik-Projekt, das an der Mülldeponie in Isen installiert werden sollte. Gescheitert sei es letztendlich daran, dass Bayerstorfer keine Möglichkeit für Ausgleichsflächen gesehen habe, so Pröbst. Und so sei das Projekt letztendlich gestorben. "Ober sticht Unter."

Auf Nachfrage bei Landrat Martin Bayerstorfer schreibt Pressesprecherin Claudia Fiebrandt-Kirmeyer, dass das Thema zunächst im Rahmen der nächsten Gesellschafterversammlung der EVE erörtert werde. Erst im Anschluss werde eine ausführliche Stellungnahme erfolgen.

Erst scheitert das Windradprojekt, dann steigen zwei Gemeinden aus

"Jeder will die Energiewende. Nur nicht vor der eigenen Haustür", lautet Pröbsts Erfahrung - im wahrsten Sinne des Wortes. Im Oktober 2023 hatte ausgerechnet in Christian Pröbsts Heimatgemeinde Wartenberg ein Bürgerentscheid das Verfahren für ein erstes Windrad im Landkreis ausgebremst. Er habe sich mit ganzer Kraft in das Projekt bei Auerbach gehängt, betont er. Aber die Mehrheit habe anders entschieden und somit werde das Verfahren auch nicht weiterverfolgt. Dabei sollte es jetzt in Deutschland und auch Bayern so richtig losgehen mit der Windkraft: Laut dem Wind-an-Land-Gesetz der Bundesregierung sollen bis 2027 in Bayern 1,1 Prozent der Fläche als Windkraftgebiete ausgewiesen werden.

Dann kam Ende November der nächste Paukenschlag. In einer Pressekonferenz gaben die Bürgermeister von Oberding und Eitting, Bernhard Mücke (CSU) und Reinhard Huber (Ortsliste Reisen) bekannt, dass ihre Gemeinden aus der EVE aussteigen werden. Sie sehen in der Mitgliedschaft keine Zukunft mehr. "Ein totes Pferd sollte man nicht weiter reiten", so Mücke (CSU).

Der Wartenberger Bürgermeister Christian Pröbst vorm Rathaus. (Foto: Renate Schmidt)

Ein weiteres Argument von Mücke damals: Es sei nicht einzusehen, dass im Landkreis "Doppel- bis Dreifachstrukturen" gebildet würden. Er verwies dabei auf den Verein "Bürgerenergie Isental", der sich zu einer regionalen Genossenschaft zusammentun will, um den Bau von Wind- und Photovoltaik-Energieanlagen in den Gemeinden Isen, Lengdorf, Buch und Sankt Wolfgang zu realisieren.

Inzwischen hat auch die Gemeinde Buch am Buchrain den Austritt beschlossen, laut Pröbst wird Isen folgen. Ein Austritt wurde vor Kurzem auch in Ottenhofen diskutiert. Die Gemeinde hat sich aber letztendlich für den Verbleib in der EVE entschieden. Ottenhofens Bürgermeisterin Nicole Schley (SPD) verweist auf die ursprüngliche Vision der EVE, gemeinsam einen geeigneten Standort im Landkreis für Windkraft voranzubringen. Die Kommunen müssten hier vorangehen und gerade eine kleine Gemeinde wie Ottenhofen könne in einem Verbund mehr bewirken, ist sie überzeugt.

Er glaubt nicht, dass die Kandidaten für seine Nachfolge Schlange stehen

Sie habe gehofft, "dass es jetzt für die Windkraft im Landkreis richtig losgeht und Christian Pröbst hat wirklich viel anschieben wollen", sagt Nicole Schley. Gemeinsam müssten Gemeinden nach einem geeigneten Standort suchen, sonst kämen irgendwann Privatinvestoren "und bauen, wie sie wollen", so die Ottenhofener Bürgermeisterin.

Und wie geht es jetzt bei der EVE weiter? Bis auf Weiteres bleibt Christian Pröbst auf seinem Posten. Neben ihm sind aktuell noch Matthias Huber, Fachbereichsleiter im Landratsamt, und der Erdinger Stadtwerkechef Christoph Ruthner in der Geschäftsführung tätig. Die Übergabe werde ordnungsgemäß erfolgen, betont Pröbst. Das könne in "zwei oder vielleicht auch erst in fünf Monaten" sein. Er könne sich vorstellen, dass die Kandidaten oder Kandidatinnen für seine Nachfolge "nicht gerade Schlange stehen".

Fest steht auf jeden Fall, dass die anvisierte Kooperation mit der Energieallianz Bayern klappt. Die entsprechenden Unterschriften erfolgen laut Pröbst im März bei der EVE-Versammlung. Die Hoffnung, dass die EVE ein Windrad im Landkreis auf die Beine stellt, die hat er nicht verloren. Im Gegenteil: "Ich bin da guten Mutes, wir sind gerade an einem neuen Standort dran."

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