1250 Jahre Dorfen:"Wir können rundum zufrieden sein"

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Was hast du nur getan? Das wahnsinnig gewordene Gretchen liegt bewusstlos im Kerker und der doppelte Mephisto zerrt den über sich selbst entsetzten Doktor Faust weg. (Foto: Renate Schmidt)

Die Freiluft-Inszenierung von Goethes Faust zum Dorfener Stadtjubiläum hat die Stadtkasse nur mit vergleichsweise geringen 25 000 Euro belastet.

Von Florian Tempel, Dorfen

Goethes Faust in Dorfen, beide Teile leicht gekürzt, mit Originalmusik und unter freiem Himmel mitten in der Stadt spektakulär in Szene gesetzt, war fraglos der Höhepunkt des 1250-Jahre-Dorfen-Festjahrs. Im Haupt- und Finanzausschuss des Stadtrats kam die Sache nun jedoch noch einmal auf den Tisch. Bürgermeister Heinz Grundner (CSU) und Kämmerin Maria Bauer zogen eine wirtschaftliche Bilanz und legten die finanzielle Schlussrechnung vor. Und auch in diesem Punkt zeigte sich, dass man völlig zufrieden sein durfte. Unterm Strich hat das Freilufttheater zum Stadtjubiläum die kommunale Kasse mit vergleichsweise günstigen 25 000 Euro belastet.

"Wir können rundum zufrieden sein", sagte Bürgermeister Grundner, "auch wie es finanziell abgelaufen ist". Ganz grundsätzlich sei die Open-Air-Inszenierung auf dem Unteren Markt in Dorfen sowieso sehr gelungen, befand Grundner, allen Unkenrufen zum Trotz. Nachdem seinerzeit die Auswahl des Theaterklassikers bekannt geworden war, hatten nicht wenige in Dorfen sich darüber beklagt, Goethes Werk sei dröge und schwere Kost. Zudem habe das Stück nichts mit Dorfen zu tun und auch sonst fehle jeder Bezug. Letzteres wurde zuerst von Heiner Müller-Ermann, ehemaliger SPD-Stadtrat, mit dem Hinweis widerlegt, dass Goethes Geburtstag und die erste schriftliche Erwähnung Dorfens beide auf einen 28. August datieren.

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Anton Empl, der das Plakatmotiv entwarf, präsentierte einen weiteren Konnex von Dorfen und Goethe. Der in Gmain bei Schwindkirchen geborene Maler Johann Georg von Dillis (1759 bis 1841) hat seinem Zeitgenossen Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) mehrere seiner Radierungen mit Motiven aus der Dorfener Gegend zugeschickt und ist von diesem zu seinen wunderbaren Wolkenbildern inspiriert worden.

Es waren freilich nicht diese feinen Verbindungen, die die Dorfenerinnen und Dorfener letztlich mehrheitlich davon überzeugten, dass Goethes Faust eine treffliche Wahl für die Kulturstadt Dorfen war. Es war die Inszenierung von Regisseur Andreas Wiedermann und seinem Opera-Incognita-Kompagnon Ernst Bartmann, der eine Originalmusik für den Dorfener Faust komponierte. Das Konzept der beiden Theatermacher, sieben professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler zu engagieren und das große Drumherum mit Laien aus der Stadt zu besetzen, war eine großartige Idee.

Die acht Vorstellungen sahen insgesamt fast 6000 Menschen

Insgesamt wirkten schließlich etwa 370 Personen mit, wie aus einer Aufstellung von Sigrid Wiedenhofer, die für die Stadt das Projekt betreute, hervorgeht. Wiedermann und Bartmann wurden im engeren Produktionsteam von Susanne Holzner, Anna-Lena Heinisch, Lukas Huge und Pascal Wilfer unterstützt. Die Bühnenbildnerin Aylin Kaip entwarf eine mehrstöckige Bühne. Die sieben Profis spielten 25 Rollen, dazu kamen 42 Statisten. Ein Chor mit 99 Sängerinnen und Sängern im Alter von acht bis über 80 Jahren machte ebenso mit wie elf Tänzerinnen und ein Tänzer, die von Choreografin Elisabeth Markgraf angeleitet wurden. Das Orchester bestand aus neun Musikerinnen und Musikern die insgesamt elf Instrumente spielten.

Hinter den Kulissen waren 28 Helfer und Helferinnen aktiv. Sechs Künstlerinnen und Künstler schufen die Requisiten und Ausstattungen. 36 Mitarbeitende der Stadtverwaltung übernahmen den Einlass und den Programmhefte-Verkauf. 15 Mitglieder des Fördervereins Freunde des Jakobmayer bewirteten in der Pause. 25 Sicherheitsleute, 76 Feuerwehrleute und acht Rot-Kreuz-Sanitäter kümmerten sich um die Sicherheit.

Die acht Vorstellungen waren nahezu ausverkauft. Insgesamt sahen fast 6000 Menschen das Stück. Bei den 25 000 Euro Defizit bedeute dies, rechnete Bürgermeister Grundner vor, dass jede Eintrittskarte mit gerade mal vier Euro von der Stadt subventioniert wurde. Das sei doch im Vergleich mit anderen Theatern und Theaterproduktionen ein sehr geringer Betrag.

Mit 79 000 Euro gar nicht gering war die Unterstützung durch den Freistaat, der diesen Beitrag aus dem Kulturfonds Bayern locker machte. Bürgermeister Grundner wertete das nicht nur als finanzielle Hilfestellung: "Es zeigt auch die Aufmerksamkeit, die wir mit dieser Produktion nicht nur im Landkreis, sondern in ganz Bayern erregt haben".

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