Uraufführung im Herkulessaal:Musikalische Familiengeschichte

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Andreas Begert. (Foto: Josephine Roy/OH)

Für seine "Bayerischen Symphonie" bezieht der Dorfener Komponist Andreas Begert Inspiration aus seiner Kindheit und Texten bayerischer Autorinnen. Auch das Mitwirken seines Bruders Markus Bauer und seines Onkels Rudi Bauer bringt die Grundidee seines Werkes zum Ausdruck.

Von Florian Tempel, Dorfen

Es laufe gut, sagt Andreas Begert, und er fühle sich schon etwas erleichtert. Mit seinem Projekt einer "Bayerischen Symphonie" hat er sich eine Mammutaufgabe vorgenommen. Drei Viertel des Werkes, das sich stilistisch zwischen bayerischer Volksmusik und tonaler Klassik bewegen wird, sind nun aber bereits fertig. "Das war in den vergangenen Monaten ein Elefant in meinem Zimmer", sagt der in Erding aufgewachsene Komponist, der seit einigen Jahren mit seiner Familie in Dorfen lebt, "und ich habe den Elefanten ein Stück weit zur Seite schieben können".

Auch der Termin für die Uraufführung steht. Am 23. November wird er im dann sicher ausverkauften Herkulessaal der Münchner Residenz sitzen und seine erste Symphonie als Zuhörer erleben.

Andreas Begert hat keine Angst vor großen Aufgaben, er nimmt sie sich ja immer wieder selbst große Projekte vor. Sein "Bayerisches Oratorium", ein Werk für Orchester und Chor, hatte seine Premiere im Mai 2022, ebenfalls im Herkulessaal. Sein aktuelles Projekt ist aber noch mal eine Nummer größer. Es ist seine erste Symphonie, "das muss gut werden, das muss groß werden", sagt er. Und bis jetzt läuft alles super.

Eine Inspirationsquelle sind Texte bayerischer Autorinnen wie Emerenz Meier und Lena Christ

Drei Sätze wird sein vorläufiges opus magnum haben und etwa eine Stunde lang sein. Gespielt wird es von den Münchner Symphonikern, die sein Bruder Markus Bauer dirigieren wird. Einen wichtigen und besonderen Solopart übernimmt sein Onkel Rudi Bauer. Der Schlagzeuger und Perkussionist wird auf ganz besonderen Instrumenten spielen, auf Kuhglocken und "Millikannerl". Die Schlagwerk-Solopartie hat Andreas Begert "mit einem Augenzwinkern" eingebaut. Natürlich ist das geradezu plakativ, wenn Kuhglocken erklingen. "Da weiß man, jetzt sind wir im Allgäu und in den Bergen", sagt Begert. Aber der musikalische Gesamteindruck seiner Symphonie soll sowieso "sehr bildlich werden, wie bei einer Filmmusik".

Markus Bauer, der Bruder von Andreas Begert, wird die Münchner Symphoniker dirigieren. (Foto: privat)
Der Perkuissionist und Schlagzeuger Rudi Bauer, ein Onkel von Andreas Begert, wird einen wichtigen Solopart spielen. (Foto: privat)

Abgesehen von der genannten speziellen Instrumentierung ist die Musik für ein klassisch besetztes Symphonieorchester mit etwa 50 Musikerinnen und Musikern geschrieben, mit all den bekannten Instrumenten. Den bayerischen Charakter wird das Werk untere anderem durch die Verarbeitung typisch bayerischer Tänze wie etwa Zwiefachen oder Landler erhalten. Eine wichtige Inspirationsquelle für Andreas Begert sind aber auch Texte bayerischer Autorinnen wie Emerenz Meier und Lena Christ.

Während des Komponierens ist ihm - mehr als je zuvor - aufgegangen, dass sein Wunsch, bayerische Motive und Themen mit eigener musikalischer Sprache auszudrücken, vor allem mit prägenden Erlebnissen in seiner Herkunftsfamilie zu tun hat. "Ich gehe in viele kindliche Erfahrungen zurück", sagt Andreas Begert, "ich bin sehr bayerisch aufgewachsen, mit Dialekt und Volksmusik und katholischen Traditionen." Dass seine Symphonie auch so gesehen eine Familienangelegenheit ist, "war für mich total schlüssig".

Erschaffung und Uraufführung der Symphonie wird über Crowdfunding finanziert

Sein Bruder Markus Bauer hat bereits das Bayerische Oratorium dirigiert, diesmal ist zusätzlich auch sein Onkel Rudi Bauer mit von der Partie. Die musikalische Zusammenarbeit in der Familie bietet sich nicht nur an, weil es da eben noch mehr professionelle Musiker und Musikerinnen in seiner nächsten Verwandtschaft gibt. Die familiäre Beteiligung bringt auch Begerts Grundidee in einer authentischen und schönen Form zum Ausdruck. "Wir machen eine Familiengeschichte daraus", sagt Andreas Begert. Das freue ihn ungemein, genau wie seinen Bruder, seinen Onkel und überhaupt die ganze Großfamilie.

Neben der Familie hat eine große Gruppe von Unterstützern besonderen Anteil daran, dass ein so großes Projekt realisiert werden kann. Andreas Begert finanziert die Erschaffung und Uraufführung seiner ersten Symphonie über Crowdfunding. Auf seiner Homepage war zu lesen: "Ich möchte meine Bayerische Symphonie ohne Plattenlabel, ohne Musikverlag, völlig unabhängig und mit Eurer Unterstützung komponieren und aufführen. Dabei geht es mir nicht, wie bei vielen Firmen der Musikindustrie, um den kommerziellen Erfolg oder die Interessen von Produzenten, sondern einzig allein um das Erschaffen einer ganz eigenen Musik, die aus meinem Herzen kommt." Das hat geklappt. Eine Geldgebergemeinschaft von 240 Einzelunterstützern hat im Schnitt etwa 150 Euro gespendet, sodass mehr als 35 000 Euro zusammenkamen.

Bayerische Symphonie , 23. November, Herkulessaal München, Vorverkauf über Ticket Treff Dorfen, Telefon 08081/1393 oder www.muenchenticket.de . Alle Infos auf der Homepage www.andreasbegert.de .

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