Bahnausbau ABS 38:"Wir sind optimistisch"

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Ein Gleis und kein Strom: Die Züge auf der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing werden noch viele Jahre von Diesellokomotiven gezogen. (Foto: Stephan Görlich)

In der bisherigen Geschichte der Ausbaustrecke München-Mühldorf-Freilassing ist es immer wieder zu Verzögerungen gekommen. Gesamtprojektleiter Alexander Pawlik ist nun aber zuversichtlich, dass künftig alles Weitere glattlaufen kann.

Von Florian Tempel, Dorfen

Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Das gilt im Allgemeinen und scheint im Speziellen bei der Ausbaustrecke München-Mühldorf-Freilassing (ABS 38) zuzutreffen. Die ersten konkreten Planungen begannen Ende der 1980er-Jahre. Ursprünglich wollte man mit dem zweigleisigen Ausbau und der Elektrifizierung kurz nach der Jahrtausendwende fertig sein. Daraus wurde nichts, dafür wurden neue Termine ausgegeben.

In Burghausen erinnert man sich noch heute daran, dass Otto Wiesheu (CSU), der damalige bayerische Verkehrsminister, im Jahr 2002 voller Überzeugung vorhersagte, bis 2007 werde man ganz sicher mit dem Bahnausbau durch sein. Auch das hat nicht geklappt, es ist schon lange her. Aktuell hält Gesamtprojekteiter Alexander Pawlik daran fest, die "Gesamtinbetriebnahme wird Mitte der 30er-Jahre erfolgen". Dieser Zeithorizont ist klug gewählt. Das ist noch eine ganze Weile hin und hält erst mal.

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Beim jüngsten Pressegespräch der Bahnplaner in Mühldorf war Pawlik alles in allem sehr zufrieden. Er könne auf ein "sehr erfolgreiches Jahr 2023 zurückblicken, in dem wir einige wichtige Erfolge geschafft haben". Kleinere und mittlere Problemlagen gebe es ja überall an der 145 Kilometer langen Strecke und man habe ein paar gute Lösungen gefunden.

Das größte Hemmnis sei jedoch komplett aus dem Weg geschafft. Das vom ehemaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) eingeführt Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz (MgVG) wurde vor knapp einem Jahr aufgehoben und gilt nicht mehr. "Wir begrüßen das ausdrücklich", sagte Pawlik. Die Rückkehr zu den "altbewährten Planfeststellungsverfahren" sei "ein Gewinn an Verfahrenssicherheit". Zuletzt hat man sich wegen des MgVG nicht sicher sein können, ob es nicht zu noch längeren Verzögerungen kommen würde. Mit Planfeststellungsverfahren habe man Erfahrungen und könne sie einigermaßen gut einschätzen.

Der Bahnausbau München-Mühldorf-Freilassing ist in 16 Abschnitte unterteilt, die alle einzeln ins Genehmigungsverfahren beim Eisenbahnbundesamt gehen. Der erste Abschnitt waren die gut fünf Kilometer auf westlichem Dorfener Gebiet von Embach an Esterndorf vorbei bis Lappach. Hierzu sei nur eine "extrem niedrige" Zahl an Einwendungen von privater Seite eingereicht worden, sagte Pawlik, "weniger als 100". Sein Team sei gerade dabei, Erwiderungen auf die Einwendungen zu formulieren. Im Sommer werde das Eisenbahnbundesamt wohl einen Erörterungstermin ansetzen, bei dem alle kritisierten Punkte der Planungen noch einmal mündlich besprochen werden. "Wir sind optimistisch, dass wir gut durch das Verfahren kommen", sagte Pawlik. Danach werde es jedoch voraussichtlich bis 2027 dauern, bis das Eisenbahnbundesamt den Planfeststellungsbeschluss erlassen werde.

Alle weiteren Abschnitte im Kreis Erding gehen 2025 ins Genehmigungsverfahren

Neben dem genannten Dorfener Abschnitt sind aktuell erst drei weitere schon beim Eisenbahnbundesamt eingereicht. Drei weitere sollen dieses Jahr folgen. Die restlichen neun - darunter auch alle weiteren Planungsabschnitte im Landkreis Erding - werden erst 2025 ins Genehmigungsverfahren gehen.

Grundsätzlich kann dagegen dann zwar geklagt werden. Doch falls sich ein Prozess am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig, das bei Bahnprojekten zuständig ist, vermeiden lässt, könnte Ende 2027 auch gleich mit dem Bauen begonnen werden. Die Bahn wolle nicht zögern, versicherte Pawlik, "wenn wir Baurecht haben, bauen wir auch". Die Bahn bereite sich bereits darauf vor. "Wir machen hier in der Region schon auf uns aufmerksam", um möglichst "Firmen aus dem regionalen Mittelstand" zu finden, welche die Bauarbeiten ausführen können.

Gebaut werde dann über mehrere Jahre und Abschnitt für Abschnitt nach dem gleichen Schema. Erst würden die Brücken und Unterführungen errichtet, dann folgten der Gleiskörper mit Schwellen und Schienen und am Ende die Oberleitungen und die digitale Stellwerkstechnik. Die Strommasten kämen tatsächlich erst ganz zum Schluss, wenn schon fast alles fertig ist. Es sei zu gefährlich die Oberleitungsmasten schon vorher hinzustellen, "die werden uns sonst geklaut".

Die geschätzten Gesamtkosten der ABS 38 liegen nach wie vor bei offiziellen 3,2 Milliarden Euro. Erst Ende 2025, wenn alle 16 Abschnitte fertig geplant sind, werde es eine Kostenneuberechnung geben, sagte Pawlik.

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