Bodendenkmäler:Multicopter im Dienst der Forschung

Lesezeit: 2 min

Stefan Kluthe erhält beim archäologischen Neujahrsempfang den Archäologenpreis. Staatsministerin Ulrike Scharf steckt ihm die Auszeichnung an. (Foto: Thomas Daller/OH)

Der Archäologische Verein Erding ergänzt mit einem Pilotprojekt zur Thermografie die Methodik der Luftbildarchäologie, um Bodendenkmäler aufzuspüren. In zwei Jahren sollen die Ergebnisse vorliegen.

Von Thomas Daller, Erding

Die Luftbildarchäologie dient dazu, Bodendenkmäler vom Flugzeug aus sichtbar zu machen. So kann man beispielsweise auf Äckern erkennen, wo Getreide schlechter wächst, weil sich stellenweise alte Mauern oder Fundamente darunter befinden. Wenn mangelhafter Wuchs geometrische Formen bildet, liegt der Verdacht nahe, dass dort einmal ein Gebäude gestanden hat. Diese Suche mit einem Flugzeug ist allerdings teuer und aufwendig. Der Archäologische Verein Erding (AVE) schlägt bei einem Pilotprojekt in den nächsten zwei Jahren einen anderen Weg ein: Der Überflug soll dabei mit einem ferngesteuerten Copter und einer Wärmebildkamera erfolgen.

Die Idee stieß beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege auf Interesse, es übernahm die Hälfte der Anschaffungskosten in Höhe von 6000 Euro. Geplant ist nun, bereits bekannte Bodendenkmäler damit zu scannen und dann die Ergebnisse auszuwerten.

Den Anstoß dazu hat Stefan Kluthe gegeben. Er beschäftigt sich schon seit Jahren mit Multicoptern und hat bereits Luftbildarchäologie mit herkömmlichen Kameras betrieben. Mehr als 100 Bodendenkmäler hat er schon aufgespürt und dem Landesamt für Denkmalpflege gemeldet. Kluthe ist im Kreis der Hobbyarchäologen hoch angesehen und wurde beim Neujahrsempfang vor wenigen Tagen mit dem Archäologiepreis des Vereins ausgezeichnet.

Unterschriftenaktion
:Ruinöse Bodenlotterie

Archäologische Funde bei Bauprojekten können Grundeigentümer teuer zu stehen kommen. Erdinger Archäologen machen einen Verbesserungsvorschlag.

Von Thomas Daller

Kluthe hat bereits mit Thermografie experimentiert, allerdings nur mit einer kleinen Kamera mit geringer Auflösung. Für so ein Pilotprojekt sollte es allerdings ein professionelleres Equipment sein, schließlich steckt man viel ehrenamtliche Arbeit hinein. Bei einem Stammtisch des Vereins im Juli 2022 konnte er weitere Mitglieder von dem Vorhaben überzeugen und man reichte fristgerecht einen Förderantrag beim Landesamt für Denkmalpflege ein, der auch bewilligt wurde.

Es gibt natürlich schon verschiedene Versuche mit Coptern und Wärmebildkameras, aber es fehlt an einer fundierten Basis über die Wetterdaten, die gute Aufnahmen ermöglichen. Sonnenschein, Raureif, Neuschnee, Luft- und Bodentemperatur, zeitlicher Abstand zu Niederschlägen - viele Faktoren können dabei eine Rolle spielen. Deshalb ist das Pilotprojekt nicht darauf ausgelegt, nun weitere Bodendenkmäler aufzuspüren, sondern Kluthe will mit seinem archäologischen Adlerauge bereits bekannte bei unterschiedlichem Wetter überfliegen und die Bilder auswerten. Die Daten sollen dazu dienen, die Thermografie künftig sehr zielgerichtet und effizient einsetzen zu können. Eine methodische Ergänzung der Luftbildarchäologie.

Viele Faktoren spielen eine Rolle, wann ein Denkmal sichtbar wird

Kluthe hat beispielsweise bereits herausgefunden, dass sogenannte Schneemerkmale gute Aufschlüsse geben können: Ursache ist ein unterschiedliches Temperaturverhalten eines im Boden befindlichen Denkmals, beispielsweise ein verfüllter Graben, und des umgebenden gewachsenen Bodens. Gerade in den Übergangszeiten im Herbst und im Frühjahr, wenn es starke Unterschiede zwischen Tag und Nacht gibt, reagieren diese Stellen unterschiedlich schnell auf die Umgebungstemperatur. Fällt nun etwas Schnee, so kann es sein, dass er auf dem noch wärmeren Teil schmilzt und so das Boden- als Schneemerkmal nachzeichnet. Die Vermutung ist nun, dass solche Temperaturunterschiede sich auch mit einer Wärmebildkamera festhalten lassen und dafür kein Schnee als Indikator notwendig ist.

Ein anderes und bekannteres Merkmal ist der Bewuchs. Besonders bei lang anhaltenden Trockenperioden kommt es zu Unterschieden in der Wachstumshöhe und dem Ausreifen von Pflanzen, wenn diese nicht die gleichen Bodenbedingungen haben. Auch diese Veränderungen sind gut aus der Luft zu erkennen und zeichnen zum Beispiel in Getreidefeldern ein im Boden befindliches Bodendenkmal wie am Reißbrett nach.

Es gibt erste Hinweise darauf, dass solche im Trockenstress stehenden Pflanzen sich schon vor der Ausbildung entsprechender Bewuchsmerkmale aufgrund von Wassermangel deutlich mehr erhitzen als ihre Nachbarpflanzen, sich dann aber in der Nacht wieder erholen und somit keine bleibenden Besonderheiten aufzeigen. Die Hoffnung besteht nun, dass mit einer Wärmebildkamera solche, oft nur wenige Stunden existierenden Temperaturunterschiede festgehalten werden können. In zwei Jahren wird man Genaueres wissen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: