Kultur:Rock-City Erding lebt

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Das Duo "Kellerbua" eröffnete die 20. Altenerdinger Rocknacht. Sänger Alexander Werner (rechts) führte durch den Abend. (Foto: Stephan Görlich)

Die Altenerdinger Rocknacht wird 20 Jahre alt. Mitveranstalter Tom Mayr ist von Anfang an dabei und hat schon einiges erlebt, unter anderem einen kompletten Stromausfall.

Von Regina Bluhme, Erding

Erding wirbt gerne mit seiner Geschichte als oberbayerische Herzogstadt, als Stadt des berühmten Weißbiers oder der Therme. Als Rock-City ist Erding weniger bekannt, aber auch diesen Titel hat die Stadt schon von einer Radiostation verliehen bekommen. Apropos Rock: Seit 20 Jahren spielen bei der Altenerdinger Rocknacht lokale und überregionale Bands. Am vergangenen Samstag war das Jubiläumskonzert mit acht Acts. Veranstalter Tom Mayr erinnert sich gerne an die Premiere vor zwei Jahrzehnten im legendären Parkcafé - vor der Band ein riesiger Verstärker, hinter ihr gemusterte Gardinen. As time goes by.

Wie war's am Samstag? "Wahnsinnig gut. Ich war richtig glücklich und das Publikum hat uns super unterstützt" - so fasst Tom Mayr die 20. Rocknacht zusammen. An die 140 Zuhörer und Zuhörerinnen sind laut Mayr in den Altenerdinger Jugendtreff gekommen. Nach mehreren Umzügen und Coronapause und einem Abstecher nach Taufkirchen im vergangenen Jahr fand das Event erstmals im Jugendtreff statt. Begonnen hat alles vor 20 Jahren im Parkcafé, oder eigentlich im Mayr-Wirt.

Tom Mayr kann sich noch gut erinnern: Seine Freunde und er wollten der Mutter von Bonifaz Prexl im damaligen Wirthaus Mayr-Wirt zum Geburtstag aufspielen. "Das kam super an und machte uns so viel Spaß, dass wir dachten: Lass uns eine eigene Veranstaltung machen", erzählt Mayr. Im Altenerdinger Parkcafé fand sich dann "die ideale Location" mit einem idealen Wirt, der die Band immer bestens versorgte. "Da ging die Party ab", erzählt Tom Mayr.

Alt und Jung kamen zusammen, und bei der zweiten Rocknacht ging es gleich international zu. Auf Vermittlung eines Musikervaters wurden dessen indische Kollegen eingeladen, die dann auf einem original Tamburin und Saiteninstrumenten loslegten. Vielleicht nicht ganz Rock, aber die Bandbreite bei der Veranstaltung ist von je her weit gefasst und reicht von Singer-Songwriter, Hardrock, Alternative und Metal bis Country und Jazz. Die musikalischen Vorbilder reichen von Kinks, Elton John über ZZ Top und Pink Floyd bis Canned Heat.

Die allererste Altenerdinger Rocknacht im Parkcafé mit Tom Mayr, Helmut Tengler, Max Huper und Franz-Xaver Prexl (von links). (Foto: Rosmarie Prexl/privat)
Die beiden Veranstalter im Jahr 2024 Bonifaz Prexl (links) und Tom Mayr. (Foto: Stephan Görlich)

Nach vier Jahren war im Parkcafé Schluss und die Rocknacht zog ins Gasthaus Adelberger, das schnell zur Heimat wurde. Dort fand auch 2015 sogar die bislang einzige und einzigartige Altenerdinger Doppel-Rocknacht statt, "der Wahnsinn", wie sich Mayr erinnert. Es folgten mehrere Umzüge: Nach der Alten Mälzerei wurde in der Schiaßn Station gemacht, dann ging es nochmals für drei Gastspiele zurück in den Adelberger, danach machte die Rocknacht Station in Schollbach, im Kinocafé Taufkirchen und schließlich 2024 im Jugendtreff Altenerding.

Acht Bands spielten am Samstag auf. Den Anfang machte das Duo Kellerbua mit dem bayerischen Singer-Songwriter Alexander Werner und Thomas Kolbeck an der Trompete. Werner fungierte - auch das hat Tradition - als Moderator, als "Conferencier", wie Tom Mayr sagt. Ebenfalls auf der Bühne: das "Urgestein" Klaus Kosney, die Bands Byde, Clouds of Torso und Messer's, die Bonifaz Band, die Metaller von Pile of Ashes und schließlich die Max Pfaff Band, die von Country bis Jazz "einfach alles kann" (Mayr).

"Wer Kontrabass kann, kann auch E-Bass", dachte sich Tom Mayr. Er hatte recht

Neben Tom Mayr zählen - ohne Garantie auf Vollständigkeit, so Mayr - als Motoren der Rocknacht: Helmut Tengler, Franz-Xaver Prexl (der Vater von Bonifaz Prexl), Erich Bottesch, Matt Grissini, Franz Graf, Wast "The Tiger" Hupfer, Markus Beck, Thomas Eibl und Thomas Pallmann.

Tom Mayr selbst wurde von der Musik gepackt, als er Klaus Kosney spielen hörte, der schon vor mehr als 20 Jahren die Rockband in Erding hatte. In der siebten Klasse sollte er Kontrabass lernen. "Und ich dachte: Wer Kontrabass kann, kann auch E-Bass spielen." Und so ist es auch gekommen. Am Samstag stand auch Tom Mayr mit dem E-Bass auf der Bühne.

Bei einer der ersten Veranstaltungen sorgt ein Stromausfall für Aufregung

Lampenfieber hat er längst keines mehr, sagt Tom Mayr. "Ich freue mich einfach, dass ich spielen kann." Nervös sei er nur bei der Frage, ob auch alles mit Licht und Strom hinhaut. Gleich ziemlich am Anfang, damals noch im Adelberger, war es zu einem kompletten Stromausfall gekommen. Der Saal brechend voll, die Stimmung am Kochen, als es plötzlich stockfinster wurde. Nach 20 Minuten Suche war klar: Bier von der Theke war in den Mehrfachstecker getropft und hatte einen Kurzschluss ausgelöst. Der Stimmung tat die Dunkelheit keinen Abbruch. Der Wirt hatte Kerzen angezündet, die Leute haben zu singen begonnen - kurz "es war eine super Veranstaltung".

Wie so vielen machte auch Corona den Veranstaltern der Rocknacht einen dicken Strich durch die Rechnung. 2019, die Plakate waren schon gedruckt, wurde das Event auf der Zielgeraden ausgebremst. "Es war eine harte Zeit", so Tom Mayr. Auftritte waren nicht mehr möglich. Umso mehr freut es ihn, dass es mit der Location in Altenerding im Jugendtreff so gut gepasst hat. Ein großes Lob gehe an die Leitung Anja Baumann für die tolle Zusammenarbeit. "Wir würden uns freuen, wenn wir nächstes Jahr hier wieder spielen könnten."

Denn es geht auf jeden Fall weiter. "Nach der Rocknacht ist vor der Rocknacht", sagt Mayr. Kaum sind die letzten Instrumente und Technikanlagen verräumt, gehe es wieder auf die Reise, auf die Suche nach neuen Bands und Nachwuchstalenten, nach Acts für die 21. Altenerdinger Rocknacht.

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