Kritik:Licht hören

Lesezeit: 1 min

Das "Ensemble Oktopus" spielt Werke des griechischen Komponisten Minas Borboudakis.

Von Klaus Kalchschmid, München

Der gebürtige Grieche Minas Borboudakis ist einer der spannendsten und originellsten der in München lebenden Komponisten und ist mit einem vielschichtigen, auch musiktheatralischen Werk in seiner Wahlheimat kein Unbekannter. Doch nun widmete ihm das auf zeitgenössische Musik spezialisierte "Ensemble Oktopus", bestehend aus Studierenden der Musikhochschule, unter Konstantia Gourzi ein ganzes Porträt-Konzert in der Reaktorhalle. Es versammelte zwischen 2001 und 2015 entstandene Kammermusik-Werke für ein bis acht Spieler.

Die beiden Solo-Stücke komponierte der 47-Jährige für Instrumente, "vor denen er sich immer fürchtete", wie er selbst sagte, also für Akkordeon und Gitarre. Bei den wüsten Dissonanzen von "diffracted thoughts" (2011) für Akkordeon (Vera Drazic), das den Schrecken einer Todesnachricht verarbeitet, konnte man das verstehen, weniger bei den eher humoristisch launigen "Zwischenstücken" für Gitarre (Antigoni Baxe). Einen ebenso stimmigen Eindruck hinterließ das eröffnende "ROAI 1" für Klaviertrio, das suggestiv das "Fließen" des Titels hörbar machte.

Nach "Krámata", komponiert 2002, dessen griechischer Titel auf Deutsch "Legierungen" bedeutet, mit seinen extrem hohen Tönen der Piccolo-Flöte und angenehm tiefen von Bassklarinette oder Cello, sowie "Constellation", ein Jahr später entstanden, für Streicher plus zwei Hörnern, war "Photonic constructions I" das abschließende und längste Werk des Abends. Er zeigte unterschiedliche Facetten des Komponierens von Minas Borboudakis, sparte leider aber die aktuelle Produktion ganz aus. Im zweiten Teil von "Photonic construction I", das die verschiedenen Erscheinungsformen des Lichts zum Thema hat, vereinigen sich die solistischen Holzbläser und Streicher samt Schlagzeug wie in einem immer schneller ablaufenden Perpetuum mobile, bevor am Ende gläsern durchscheinende Sphärenmusik sich sanft in schier endlose Weiten ausbreitet.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: