Einspruch gescheitert:Rotes Kreuz muss die Wiesn aufgeben - nach 130 Jahren

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  • Künftig wird sich der private Anbieter Aicher Group um Verletzte auf dem Oktoberfest kümmern.
  • Der Sanitätsdienst hat eine öffentliche Ausschreibung gegen das Rote Kreuz gewonnen, das zuvor 130 Jahre auf der Wiesn vertreten war.
  • Das BRK beantragte daraufhin noch eine Nachprüfung, weil es die Leistungsfähigkeit der Konkurrenz anzweifelte. Letztendlich erfolglos.

Schwere Schlappe für das Rote Kreuz: Der Kreisverband München des Bayerischen Roten Kreuzes ist bei der Vergabekammer Südbayern mit seinem Antrag gescheitert, die Ausschreibung für den Sanitätsdienst auf dem Oktoberfest für nichtig zu erklären. Das teilte die zuständige Regierung von Oberbayern am Dienstagabend mit. In einer Pressemitteilung begründete die Regierung von Oberbayern die Entscheidung unter anderem damit, dass die Firma Aicher ihrer Ansicht nach die "aufgestellten Eignungs-Anforderungen erfüllt". Damit würde der Stadt München "kein Zuschlag", also keine finanziellen Mehrkosten, entstehen.

Wie berichtet, hatte die Ausschreibung der städtischen Vergabestelle für die kommenden vier Jahre der private Sanitätsdienst Aicher Group für sich entschieden, weil er ein deutlich günstigeres Angebot als das BRK abgegeben hatte - und das, obwohl das Rote Kreuz hauptsächlich mit Ehrenamtlichen arbeitet.

Seit einigen Jahren muss der Sanitätsdienst für das Oktoberfest auf Anweisung der EU-Kommission öffentlich ausgeschrieben werden. Zuvor hatte das BRK alle Jahre wieder automatisch den Zuschlag erhalten und die ersten beiden Ausschreibungen für sich entschieden, zum Teil ohne Konkurrenz - insgesamt 130 Jahre in Folge. Im vergangenen Jahr noch arbeitete das Rote Kreuz mit 1000 ehrenamtlichen Sanitätern und 70 Ärzten auf der Wiesn.

Die Hilfsorganisation hatte nach der Entscheidung der städtischen Vergabestelle Mitte April die Nachprüfung beantragt, weil sie die Leistungsfähigkeit der Konkurrenz anzweifelte. Am Montag dieser Woche fand die nichtöffentliche mündliche Verhandlung vor der Vergabekammer Südbayern statt.

Wie die Aicher Group nun am Dienstag mitteilte, sei der Antrag dort aber "vollumfänglich zurückgewiesen" worden. Das für die Wiesn zuständige Referat für Arbeit und Wirtschaft und das Büro des Zweiten Bürgermeisters Josef Schmid (CSU) wollte sich am Dienstag noch nicht äußern, sondern erst die schriftliche Begründung abwarten. Das Rote Kreuz gab am Abend bekannt, dass es gegen die Entscheidung nicht vorgehen werde. Grund dafür sei die Überlegung, "dass mit dem Einlegen des Rechtsmittels eine weitere Phase der Unsicherheit verbunden wäre", hieß es von Sprecher Peter Behrbohm.

© SZ vom 06.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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