Symbol zum Jahreswechsel:Haben Sie schon mal jemandem Glück gebracht?

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Kaminkehrer Hans-Dieter Haberlander. (Foto: Christian Endt)

Bezirks­schornsteinfeger Hans-Dieter Haberlander aus Steinhöring erzählt, woher der Glaube kommt - und wie Menschen bei seinen Besuchen reagieren.

Interview von Serafina Rumm, Steinhöring

Dieses Jahr steht Silvester unter einem anderen Stern. Was man sich zu Neujahr meistens wünscht, ist ein frohes und glückliches neues Jahr. Heuer dürfte, außer Glück und Frohsinn, Gesundheit weit oben auf den Wunschlisten der Menschen stehen - Und die Hoffnung, dass das Jahr 2021 unter einem besseren Stern steht als 2020, dass die Pandemie langsam, aber sicher, den Rückzug antritt und wir in Zukunft wieder mit einem großen Fest und vielen Freunden ins neue Jahr feiern können. Geht man dem Ursprung des Wortes "Glück" etwas näher auf den Grund, lässt sich feststellen, dass es von dem mittelniederdeutschen Wort gelucke/lucke oder dem mittelhochdeutschen Wort gelücke/lücke abstammt, und dass es die "Art, wie etwas gut ausgeht" beschreiben sollte. Dass ein glücklicher Ausgang der Pandemie in uns allen große "Glücksgefühle" auslösen wird, davon kann man mit Sicherheit ausgehen. Hans-Dieter Haberlander ist von Beruf Bezirksschornsteinfeger der Gemeinde Steinhöring und damit ein bevollmächtigter Glücksbringer.

SZ: Herr Haberlander, wissen Sie, warum der Kaminkehrer Glück bringen soll?

Hans-Dieter Haberlander: Früher sind die Kaminkehrer durch das Land gezogen, haben die Kamine der Häuser gereinigt und damit den Brand vorgebeugt. Damit waren die Hausbewohner und auch die Nachbarn vor einem Feuer geschützt, weil früher die Häuser sehr eng zusammen gebaut waren. Dafür waren die Menschen dankbar.

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Sind Sie dann heute immer noch in der alten Schornsteinfeger-Kluft, heißt: schwarzer Anzug mit goldenen Knöpfen, weißem Halstuch und Zylinder unterwegs?

Nein, das sieht man vor allem bei Kaminkehrern in Norddeutschland noch häufiger, aber in Bayern ist der Anzug nur noch Galauniform. Für die Arbeit ist ein schwarzes Gewand aus starkem Stoff mit Lederbesatz und ein Kappi als Kopfbedeckung gebräuchlicher. Mit dem hohen Zylinder ist es auch ein bisschen schwierig durch Dachfenster oder enge Öffnungen zu schlüpfen.

Fassen Sie tatsächlich auch Menschen am Gewand oder an den Knöpfen, wenn sie ins Haus kommen?

Das kommt tatsächlich manchmal vor. Dann drehen tatsächlich manche am goldenen Knopf oder berühren einen Ärmel, um sich etwas Glück für eine Schulaufgabe oder eine schwierige Aufgabe in der Zukunft abzuholen.

Bedeuten Ihnen Glücksbringer selber auch etwas?

Ja, Kleeblätter, Fliegenpilze, Hufeisen das sind schöne Symbole, die gehören zum Jahreswechsel dazu. Oder wenn ich privat unterwegs bin und einen anderen Schornsteinfeger in voller Montur sehe, dann freue ich mich auch.

Haben Sie als Schornsteinfeger schon mal jemandem Glück gebracht?

( lacht) Das weiß ich leider nicht genau. Früher haben mir mal Leute, die viel Lotto gespielt haben, erzählt, dass sie in der Woche nach meinem Besuch einen kleinen Gewinn hatten.

Welche Voraussetzungen braucht man, wenn man ein guter Schornsteinfeger werden möchte?

Mittlere Reife wäre gut. Vor allem, wenn man später den Meister machen möchte und vor hat, als selbständiger Schornsteinfeger zu arbeiten. Sonst ist das Wichtigste, dass man schwindelfrei ist (lacht) und kontaktfreudig ist, sich auch gerne mit den Leuten unterhält.

Also macht Ihnen Ihr Job Spaß?

Ja, immer noch! Ich komme zwar auch schon in die Jahre (lacht), aber wenn man schon über 50 ist, gehts schon langsam Richtung Rente. Das kann man sich kaum vorstellen. . .

Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Haberlander. Guten Rutsch ins neue Jahr!

© SZ vom 31.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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