Haus der Vereine in Zorneding:Gnadenfrist verlängert

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Das Haus der Vereine ist eines der prägendsten Gebäude in Zorneding. Baulich aber ist es in einem schlechten Zustand. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das historische Haus der Vereine in Zorneding soll nun doch nicht abgerissen werden - zumindest nicht sofort. Was mit dem geschichtsträchtigen Areal aber künftig passiert, ist weiterhin offen.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Seit 160 Jahren prägt das Haus der Vereine bereits das Zornedinger Ortsbild. Nun sieht es ganz danach aus, als sollten noch einige weitere dazukommen. Zuletzt drohte dem historischen, aber arg sanierungsbedürftigen Gebäude aufgrund einer Entscheidung des Bauausschusses der Abriss. Diesen Beschluss jedoch hat der Zornedinger Gemeinderat jüngst wieder kassiert. Eine "Sünde" wäre es, war in der Sitzung zu hören, das frühere Schul- und Rathaus dem Erdboden gleich zu machen. Wie es stattdessen mit dem Areal im Ortszentrum weitergehen soll, ist aber nach wie vor unklar.

Eigentlich waren die Fakten nach der Zusammenkunft des Bauausschusses im Oktober vergangenen Jahres bereits geschaffen: Weil eine Sanierung des alten und inzwischen leer stehenden Gebäudes, in dem sich immer mehr Feuchtigkeit ausbreitet, schlicht zu teuer wäre, sollte das Haus der Vereine abgerissen und irgendwann durch einen Neubau ersetzt werden. Damals wurde eine Instandsetzung des Gebäudes auf rund 1,2 Millionen Euro geschätzt - die tatsächlichen Kosten dürften angesichts der steigenden Preise im Bausektor jedoch deutlich höher liegen. Ein Abbruch wäre aus Sicht der Gemeinde also die deutlich günstigere Lösung - doch zwei Gründe sprechen dagegen.

Die Linken-Gemeinderätin appelliert an den Verstand ihrer Amtskollegen

Da wäre zum einen natürlich der dorfgeschichtliche Aspekt: Bauwerke von historischem Wert sind in Zorneding inzwischen rar geworden. Ein Gebäude, wie es das Haus der Vereine ist, gibt es kein zweites Mal. Vor rund 160 Jahren erbaut, waren darin das erste Rathaus und die erste Schule der Gemeinde untergebracht. Ein Abriss würde deshalb auch einen Teil der Zornedinger Ortsgeschichte für immer zerstören - ein Unding, wie vor allem Linken-Gemeinderätin und Archäologin Ramona Baumgartner findet. Sie hielt in der jüngsten Sitzung deshalb ein flammendes Plädoyer für den Erhalt des Gebäudes. Es gebe keinen vernünftigen Grund dafür, dieses Haus abzureißen, sagte Baumgartner, die ihren Gemeinderatskollegen mit durchaus markigen Worten ins Gewissen redete: "Leute, wenn ihr einen Funken Verstand habt, dann lasst dieses Gebäude stehen."

Mit dieser Ansicht war die Linken-Vertreterin nicht alleine im Gremium. Auch Giulia Hillebrand (Grüne) sprach sich für einen Erhalt des Haus der Vereine aus, ebenso wie Peter Pernsteiner (FDP) oder Wilhelm Ficker (Freie Wähler). "Es wäre eine Bausünde, das Gebäude wegzureißen", sagte Letzterer. Dem schlossen sich auch Vertreter der CSU an, wie etwa Ferdinand Glasl: "Wir sollten keine Fakten schaffen, die wir später bereuen."

Im Juli 2021 hatten sich Studenten der TU München im Rahmen eines Wettbewerbs Gedanken um die Gestaltung der Zornedinger Ortsmitte gemacht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Neben dem historischen Aspekt gab es aus Sicht einiger Gemeinderäte aber noch einen anderen triftigen Grund, vorerst die Finger vom Haus der Vereine zu lassen. "Ich will da nicht die nächsten 20 Jahre ein Loch haben", sagte etwa Franz Lenz - um scherzend anzufügen: "Das ist eine Zeit, die ich noch erleben kann." Auch Stefan Obermaier (Grüne) gab zu bedenken, dass durch den Abriss eine Baulücke entstünde, die viele Jahre das Ortsbild prägen würde. Denn einen baldigen Neubau - da waren sich alle im Gremium mit Blick auf die Haushaltslage einig - wird die Gemeinde nicht so schnell stemmen können.

Ein Risiko für das alte Haus gibt es indes weiterhin: Eine mögliche Einsturzgefahr

Fest steht aber auch, dass man das Gebäude nicht auf ewig einfach leerstehen lassen kann. Wie jüngst ein Gutachten bescheinigte, ist die Bausubstanz bereits jetzt in keinem guten Zustand mehr. Diesem nicht gerade zuträglich ist außerdem der Umstand, dass das Gebäude mangels Benutzung auch nicht mehr geheizt oder gelüftet wird. Soll das Haus der Vereine also vorerst erhalten werden, müsse regelmäßig dessen Standfestigkeit von einem Gutachter überprüft werden, wie Johannes Stanzel vom Bauamt sagte.

Dieser soll sich in den nächsten Wochen nochmals intensiv mit dem vorliegenden Gutachten befassen, das bereits in Auftrag gegeben wurde, bevor Stanzel seine Stelle im Rathaus angetreten hatte. Davon erhoffen sich die Gemeinderäte dann Lösungsvorschläge, wie man mit dem Haus der Vereine und dem Gelände drumherum weiter verfahren könnte. Vorschläge dafür gibt es theoretisch schon, denn die Gemeinde hatte vor zwei Jahren im Rahmen eines Studenten-Projekts der TU München Konzepte entwickeln lassen, wie man das Areal nutzen könnte - und bei den meisten Vorschlägen hat das Haus der Vereine einen zentralen Platz eingenommen. Passiert ist seither allerdings nicht viel, gut möglich also, dass man im Zorndinger Rathaus die Pläne bald wieder aus der Schublade holen wird.

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