Wohnen in Ebersberg:Siedlungsdruck im Landkreis erreicht auch die kleinen Gemeinden

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In Poing wird immer gebaut. Die Gemeinde ist im Landkreis am stärksten gewachsen. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die Einwohnerzahlen nehmen überall im Landkreis Ebersberg stark zu, mittlerweile sind davon aber nicht mehr nur die Ballungsgebiete entlang der S-Bahn betroffen.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Siedlungsdruck im Landkreis kommt mittlerweile auch in den kleineren Gemeinden an. Dies geht aus aktuellen Daten des Bayerischen Statistischen Landesamtes hervor, demnach sind auf dem Land die Wachstumsraten bei der Bevölkerungszahl teilweise deutlich höher als in den Ballungsgebieten. Zwar wurden die Zahlen noch vor der Pandemie erhoben, andere Daten weisen aber darauf hin, dass sich entsprechende Entwicklungen durch die Pandemie höchstens verschoben haben, aber nicht aufgehoben sind.

Untersucht wurde das Jahrzehnt zwischen 2009 und 2019, der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum hat die Daten des Landesamtes nun in seiner aktuellen Statistiksammlung für den Landkreis herausgebracht. Demnach ist die Gemeinde Glonn die Kommune mit dem stärksten Wachstum, zumindest prozentual. Im untersuchten Zeitraum nahm dort die Bevölkerungszahl um 22,9 Prozent zu. Zum Vergleich: Im Landkreis gab es 2019 im Vergleich zu 2009 einen Bevölkerungszuwachs von 12,3 Prozent.

Nur sieben der 21 Landkreiskommunen liegen über diesem Wert, einige davon allerdings sehr deutlich. Nur knapp hinter Glonn folgt Poing mit 22,6 Prozent Bevölkerungszuwachs, in Anzing waren es 22,4 und in Markt Schwaben 19,5 Prozent. Immerhin noch knapp überdurchschnittlich wuchs die Bevölkerungszahl in Hohenlinden mit 13,9, in Oberpframmern mit 13,5 sowie in Kirchseeon mit 12,5 Prozent.

Alle anderen Kommunen wuchsen - zumindest relativ - langsamer als der Landkreis insgesamt. Die größte Gemeinde Vaterstetten lag mit 11,7 Prozent knapp unter dem Durchschnitt, die Städte Grafing und Ebersberg sogar relativ deutlich mit 7,9 beziehungsweise 7,3 Prozent. Das ist damit sogar noch unter dem Schnitt in der Region München, der bei 10,3 Prozent liegt.

Im Vergleich mit ganz Bayern, wo es zwischen 2009 bis 2019 ein Wachstum der Bevölkerungszahl von 4,9 Prozent gab, sind bis auf zwei Gemeinden alle Landkreiskommunen überdurchschnittlich. Lediglich Emmering liegt mit 4,5 Prozent etwas darunter sowie Bruck, wo es als einzige Kommune im Landkreis 2019 sogar weniger Einwohner gab als 2009. Minus 0,6 Prozent betrug hier die Wachstumsrate - was aber lediglich neun Leuten entspricht.

Denn betrachtet man die absoluten Zahlen, bleiben die Wachstumsmeister der Vergangenheit auch diesmal nahezu unter sich. Die "Top Drei" beim Zuzug sind die drei ohnehin schon einwohnerstärksten Landkreisgemeinden, wenn auch nicht in der Reihenfolge der Bevölkerungszahl. Platz eins geht an die zweitgrößte Kommune Poing, um 2975 auf dann 16 122 Bewohner ist sie zwischen 2009 und 2019 gewachsen. Die größte Gemeinde bevölkerungsmäßig einzuholen, dürfte dennoch noch etwas dauern, denn in Vaterstetten zogen im gleichen Zeitraum 2548 Leute zu, damit waren es Ende 2019 insgesamt 24 404 Einwohner. Auf dem dritten Platz - sowohl beim Wachstum wie bei der Einwohnerzahl insgesamt - hat sich aber etwas getan, dank 2250 neuer Bewohner geht dieser an Markt Schwaben mit insgesamt 13 818 Bewohnern, Grafing fällt bei der Größe auf Platz vier mit 13 775 Bewohnern, beim Wachstum reichte es 2009 bis 2019 mit 1014 Neubürgern nur für Platz fünf.

Die Nachbarstadt Ebersberg bleibt nach Bevölkerungszahl die fünftgrößte Landkreiskommune mit 12 193 Einwohnern Ende 2019, gerade einmal 827 mehr als zehn Jahre zuvor. Halten die aktuellen Wachstumsraten an, könnte die Kreisstadt in ein paar Jahren auf den sechsten Platz hinter Kirchseeon abrutschen, dort zogen zwischen 2009 und 2019 insgesamt 1179 Personen zu, damit wuchs die Bevölkerung der Marktgemeinde auf 10 648 Einwohner. Die siebte der großen S-Bahn-Kommunen bleibt die kleinste: Zorneding hatte Ende 2019 insgesamt 9358 Einwohner, das sind nur 512 mehr als 2009 und 482 weniger, als in der prozentual am schnellsten wachsenden Landkreisgemeinde Glonn, wo man zum Stichtag 5337 Einwohner zählte. Ebenfalls über dem Zornedinger Wert liegen Anzing mit 803 und Pliening mit 573 Neubürgern, in allen übrigen Kommunen waren es weniger als 500 Zuzügler.

Kaum eine Rolle bei der Bevölkerungsentwicklung spielt im Übrigen der Nachwuchs der im Landkreis bereits ansässigen Einwohnerschaft: In den Jahren 2009 bis 2019 fiel der sogenannte Geburtensaldo - also das Verhältnis zwischen Todesfällen und Geburten - zwar immer leicht zugunsten letzterer aus, der Wert insgesamt schwankte indes lediglich um die 100. Ganz im Gegensatz zum Wanderungssaldo, also Zuzüge minus Wegzüge. Diese Zahl schwankte zwar deutlich stärker - allerdings zwischen 1000 und 2500 Neubürger pro Jahr.

Untersucht wurden auch die Altersgruppen, die in den Landkreis oder von dort wegziehen. In allen Jahren zwischen 2009 und 2019 stellte die Gruppe der 30 bis 49-Jährigen den größten Anteil. Bis auf das Jahr 2015 waren Personen bis 17 Jahren die zweitgrößte Gruppe, mit einigem Abstand folgen die 25- bis 29-Jährigen. Daraus ergibt sich, dass die meisten Zuzügler wohl junge Familien sind, außerdem scheinen einige Berufsanfänger in den Landkreis zu ziehen. Für Leute im Alter zwischen 50 und 64 Jahren scheint der Landkreis dagegen oftmals nicht mehr so attraktiv zu sein, diese sind die einzige Gruppe, aus der 2009 bis 2019 mehr Menschen weg- als hergezogen sind. Auch woher und wohin die Landkreisbürger ziehen, wurde untersucht. Demnach zogen 2796 aus der Stadt München zu, dorthin aber nur 1640. Aus der Region kamen 2055 Neubürger, in einen der Nachbarlandkreise übersiedeln wollten zwischen 2009 und 2019 aber nur 1450 Ebersberger.

Wie sich die aktuelle Krise auf diese Entwicklung auswirkt, ist zwar noch nicht sicher - es gibt aber Anzeichen, dass der Effekt eher gering sein dürfte. Der Planungsverband hat für die ersten drei Quartale 2020 vorläufige Daten der Region untersucht. Demnach gab es gerade in den Umlandkreisen einen weiter anhaltenden Zuzug, den die Krise lediglich etwas verzögert hat: Im Frühjahr und Frühsommer 2020 lagen die Werte unter, im Sommer dagegen über denen des Vorjahres.

© SZ vom 22.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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