Ebersberg:Begehrte Baustoffe

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Wegen Lieferengpässen musste die Fertigstellung der Arbeiten an der Realschule Ebersberg bereits um mehrere Monate verschoben werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Weil die Preise für Rohmaterial wie Stahl und Holz stark ansteigen, wird die Sanierung der Ebersberger Realschule deutlich teuer als geplant

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Holz, Stahl und Dämmstoffe sind so etwas wie die heilige Dreifaltigkeit im Bausektor. Ohne diese Materialien lässt sich nur schwer ein Gebäude errichten - und genau das bekommt nun der Landkreis teuer zu spüren. Konkret geht es um die Sanierung und Erweiterung der Ebersberger Dr.-Wintrich-Realschule. Diese war ursprünglich mit einem Preisschild von rund 8,3 Millionen Euro versehen. Weil die benötigten Baustoffe jedoch knapp und deren Beschaffungskosten in den vergangenen Monaten entsprechend stark gestiegen sind, wird der Kreis nun deutlich mehr für die Maßnahme ausgeben müssen. Die neue Kostenschätzung beläuft sich auf 9,4 Millionen Euro.

Eigentlich hätte die Sanierung bereits in diesen Tagen abgeschlossen sein sollen. Als ursprünglicher Termin für die Fertigstellung war Juli dieses Jahres vorgesehen. Doch daraus wurde nichts, denn als die Corona-Krise über das Land hereinbrach, richtete der Kreis in der Realschulturnhalle ein Notfallkrankenhaus ein. Dieses wurde zwar letztendlich nicht gebraucht, die Sanierung der Bildungseinrichtung musste dennoch pausieren und soll mit einem Jahr Verzögerung im Juli starten.

Während jedoch auf der Baustelle die Arbeiten ruhten, nahm die Entwicklung auf dem Rohstoffmarkt so richtig Fahrt auf. Davon berichteten nun die beiden Projektsteuerer Erwin und Sebastian Kuhn im Liegenschaftsausschuss des Ebersberger Kreistags. "Es sind aktuell außergewöhnliche Zeiten für den Bau", sagte Sebastian Kuhn mit Blick auf die Preise für das benötigte Material. Diese nämlich gehen seit Monaten steil nach oben. Als Gründe dafür nannten die Projektsteuerer die steigende Nachfrage im In- und Ausland, Probleme in der Versorgung und kräftige Kostensteigerungen bei Eisenerz. Aber auch der Auslieferungsstopp von Holz aus Russland und China mache sich bemerkbar, ebenso wie die durch das stecken gebliebene Containerschiff "Ever Given" ausgelöste Krise im Suez-Kanal, die für einen Engpass bei der Stahllieferung gesorgt habe.

All das klingt zwar recht weit entfernt, hat jedoch konkrete Auswirkungen auf die Finanzen von Kommunen und privaten Häuslebauern. Im Fall der Ebersberger Realschule sind die Folgen mit exakt 1,14 Millionen Euro zu beziffern, die der Landkreis nun mehr ausgeben muss. Wegen der Verzögerung durch das Notkrankenhaus mussten viele Arbeiten neu ausgeschrieben werden - zu entsprechend höheren Preisen. Im Detail geht es um den Bau einer Versickerungsanlage für die gesamte Schule. Zunächst war nur ein Regenüberlaufbecken geplant gewesen, die Stadt Ebersberg hat den Planern in der Zwischenzeit jedoch striktere Vorgaben auferlegt. Mehrkosten durch steigende Stahlpreise entstehen vor allem auch im Bereich der Sanitär- und Heizungsanlagen, ebenso wie bei der Lüftung. An der Fassade schlagen vor allem die höheren Kosten für die Holzwolledämmung zu Buche, teurer als geplant wird nun auch der Brandschutz. Zehn Ausschreibungen sind derzeit noch offen, hierfür gehen die Planer von Preissteigerungen von rund 20 Prozent, also 150 000 Euro, aus.

Um bei der Maßnahme auf der sicheren Seite zu sein, empfehlen die Projektsteuerer zudem einen neuen Risikopuffer von rund 400 000 Euro in die Planung mit aufzunehmen. Die ursprünglich einkalkulierte Finanzreserve ist bereits vollständig aufgebraucht. Wie Sebastian Kuhn sagte, würde ein erneuter Baustopp dem Landkreis angesichts der weiter steigenden Rohstoffpreise deutlich teurer kommen, als der nun zusätzlich veranschlagte Risikozuschlag.

Dass die Kosten für Baumaterial noch länger ungebremst nach oben schnellen, davon gehen die beiden Projektsteuer indes nicht aus. "Das wird nicht so weitergehen, sonst kann sich irgendwann keine Kommune mehr ein Gebäude leisten", sagte Erwin Kuhn, der bereits für die Sommermonate mit einer Entspannung auf dem überhitzten Markt rechnet. Eine Garantie dafür gebe es jedoch nicht. Ziel sei es nun, mit der Maßnahme pünktlich bis September 2022 fertig zu sein. Die Planer gaben sich trotz der Umstände zuversichtlich, dass die Ebersberger Realschule dann wieder ihren geregelten Betrieb aufnehmen kann.

© SZ vom 21.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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