Angefangen hat alles mit einer Schneeflocke. Die kam langsam vom Himmel getrudelt, begleitet von ein paar anderen weißen Freunden. Eine ganze Nacht lang schneite es, leise und zauberhaft, und am nächsten Morgen lag eine helle Schneedecke über der Welt. "Das ist der schönste Tag!", entfuhr es dem Fünfjährigen.
Und obwohl er sonst eher ein Stubenhocker ist, schaffte er es in Minutenschnelle, sich winterfest anzuziehen und auch die Mama für einen Ausflug nach draußen zu begeistern. Die schaute sich nur kurz um, da hatte er schon einen riesigen Schneeball zusammen gekugelt. "Das wird der Popo", sagte er stolz.
Der Popo bekam einen Bauch aufgesetzt und einen schönen, runden Kopf. Rübe ins Gesicht, Hut auf den Kopf - "das ist die Mama". Die Schneemama hatte einen wunderbar unförmigen Kugelkörper, Schieleaugen und einen schief gelegten Kopf. Die echte Mama war sehr gerührt.
Und damit die Schneemama nicht einsam wird, wurden in den nächsten Stunden noch weitere Kugeln gerollt. Bald schon standen auch ein Schneepapa mit Riesenschädel, ein kleiner Schneebruder mit Skibrille und eine Schneeschwester mit Strohhut im Garten - und mittendrin ein weißes Abbild des Baumeisters selbst, mit einer warmen gehäkelten Mütze auf dem Kopf, damit ihm nicht kalt wird.
Staunend betrachtete die ganze Familie die Schneefamilie - vielleicht war es auch umgekehrt. Bis der großen Schwester entfuhr: "Da fehlen ja noch Oma und Opa!" Mit vereinten Kräften stürzten sich die Kinder auf das nächste Familienmitglied, das es zu verewigen galt. Da das Material sich langsam dem Ende neigte, wurde der Opa proportional etwas kleiner gehalten - "Hauptsache, die Wampe stimmt".
Unterhaltsam ist so ein bisschen Gesellschaft im Garten an eisigen Tagen allemal. Immer mal wieder wirft nämlich ein Kind einen Blick aus dem Fenster und berichtet, was in der Schneefamilie so vor sich geht. "Der Schneepapa ist zur Seite gefallen!", ruft etwa die Schwester erschrocken. "Ach, der kuschelt sich doch bloß an die Mama!", beruhigt ihr Bruder sie.
Der Winter, da sind sich alle einig, der darf noch ein bisschen bleiben.