Windpark:Brüchiger Frieden

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Egmatings Bürgermeister Eberherr bezweifelt, dass landkreisweites Windkraftkonzept die Diskussionen beendet.

Oliver Hollenstein

Nicht einmal drei Minuten hat es gedauert, bis der Frieden von Egmating beschlossen war. Wortlos, ohne Aussprache, stimmten die Gemeinderäte am Mittwochabend für den Antrag, sich dem landkreisweiten Windkraftkonzept anzuschließen. Damit werden die Stadtwerke München vorerst keine Windräder im Egmatinger Forst errichten. Und ein Bürgerentscheid über das Projekt wurde verhindert. Abwarten, heißt der Kompromiss - gegen den nur einer votierte: Bürgermeister Ernst Eberherr (CSU). Der oberste Egmatinger, der die Übereinkunft mit der Bürgerinitiative selbst mit ausgehandelt hatte, sieht die besseren Argumente auf seiner Seite: Für die Gemeinde wäre es billiger und besser gewesen, mit den Stadtwerken zusammen zu arbeiten, sagte Eberherr im Gespräch mit der SZ. Die gemeinsame Planung im Landkreis werde dagegen noch zu viel Streit führen. "Alle hoffen doch momentan, dass die Windräder nachher in einer anderen Gemeinde stehen: Sobald der Landrat aber die Standorte vorstellt, werden die Leute wieder da sein, die auch jetzt gegen Windkraft sind." Im Landkreis seien zwar die meisten Menschen für die Energiewende - nur vor der eigenen Haustür wolle sie offenbar keiner haben, sagte Eberherr. "Wenn wir in Egmating abstimmen, ob in Poing ein Windrad gebaut werden soll, dann haben wir im Gemeinderat einen einstimmigen Beschluss und auch die Bürger sind dafür." Das sei in allen Gemeinden gleich. "Wenn ich höre, was bei der Bürgerversammlung in Aying los war - das hätte auch bei uns sein können." Der Bürgermeister warnt seine Gemeinde unterdessen vor einem bösen Erwachen. "Schauen Sie sich den Landkreis an. Die Windräder werden alle auf den Höhenrücken zwischen Aying und Hohenlinden stehen, wo sonst?" Es sei unwahrscheinlich, dass die Studie des Landkreises zu anderen Ergebnissen als die Erkundung der Münchener Stadtwerke komme. "Aber dann machen wir es halt für einen Haufen Geld noch einmal." Die Stadtwerke hatten als Investor Potential für sechs Anlagen in Egmating gesehen. "Wir sind damit an der untersten Grenze des Möglichen geblieben", sagt Eberherr. Das Landkreiskonzept werde wohl mehr Windräder für Egmating vorschlagen. "Die Anlagen der Stadtwerke wären außerdem mindestens 1100 Meter von Wohnhäusern entfernt gewesen. Wir können froh sein, wenn es im Landkreiskonzept 1000 Meter werden." Verärgert ist Eberherr daher vor allem über die Köpfe der Bürgerinitiative, die maximal zwei Windräder mit einem Abstand von 1200 Metern zum Dorf gefordert hatten. Einer der Initiatoren, CSU-Nachwuchspolitiker Markus Kätzlmeier, hatte dem Rathauschef im Interview mit der SZ vorgeworfen, die Bürger nicht genügend über das Projekt aufgeklärt zu haben. "Was Herr Kätzlmeier sagt, ist ein Hohn", reagierte Eberherr. Dass die Initiative nun den großen Aufklärer gebe, sei unredlich. "Das kann ich in keinster Weise so stehen lassen." Die Gemeinde habe mit einer öffentlichen Ratssitzung und einer Bürgerversammlung von Anfang an versucht, die Bevölkerung einzubinden, sagte Eberherr. Offenbar hätten aber einige Kommunalpolitiker frühzeitig den Wahlkampf für die Kommunalwahl 2014 einleiten wollen - und gegen das Projekt gehetzt. "Ich war überrascht, wie viele Menschen das schlüssige Konzept der Stadtwerke abgelehnt haben." Die Bürgerinitiative hatte in vier Tagen rund 370 Unterschriften gesammelt. Der von Landkreis-Energiemanager Hans Gröbmayr ausgehandelte Kompromiss bedeutet nun: Warten, ob und wie viele Windräder die Studie des Landkreises in der Gemeinde für möglich hält. Es ist zu bezweifeln, dass der Friede von Egmating Bestand hat, wenn mehr als zwei gebaut werden sollen. Da sind sich Bürgermeister Eberherr und Protestler Kätzlmeier einig.

© SZ vom 20.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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