Markt Schwaben:Erfolg ja - Gewinn nein

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Die schwimmende Bühne der "Weiherspiele" zieht jeden Sommer Tausende Besucher an. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Weiherspiele begeistern mit ihrem gelungenen "Wirtshaus im Eberwald" auf der Seebühne zahlreiche Zuschauer. Der Theaterverein ist sehr zufrieden - wenngleich das erhoffte Polster nicht geschaffen werden konnte.

Von Michaela Pelz, Markt Schwaben

Der Aufwand war enorm - das künstlerische Ergebnis beachtlich: Eine berühmte literarische Vorlage in zwei Stunden beste Unterhaltung verwandelt, präsentiert auf einer imposanten Bühne mitten auf dem Wasser, die so mancher Metropole gut zu Gesicht stehen würde. Das "Wirtshaus im Eberwald" wusste rundum zu überzeugen. Und so äußert sich denn nun auch der Chef des Theatervereins, Franz Stetter, sehr zufrieden über den Ausgang der mittlerweile 35. Auflage der Markt Schwabener "Weiherspiele": Alles sei sehr gut gelaufen.

Beginnen muss diese Bilanz freilich mit einem bei Freilichtaufführungen ganz wesentlichen Faktor: "In 25 Jahren habe ich noch nie so perfektes Wetter erlebt. Ein Riesenglück! Normalerweise muss man drei bis vier Mal Angst haben, nicht spielen zu können, diesmal wurde nur eine Veranstaltung abgesagt", erzählt der Vereinsvorsitzende. Und die Karteninhaber dieses einen Abends habe man auf andere Termine verteilen können.

Franz Stetter, Vorsitzender des Theatervereins Markt Schwaben. (Foto: privat)

Ganz entscheidend ist auch die gesundheitliche Verfassung der Darstellerinnen und Darsteller, darunter mehr als ein Dutzend mit Sprechrollen, denn auf eine Zweitbesetzung hätte der Verein nicht zurückgreifen können. Aber auch in diesem Punkt waren die Markt Schwabener heuer von Glück gesegnet: Keines der rund 30 Ensemblemitglieder sei ausgefallen, sagt Stetter - und das, obwohl diesmal zu seiner großen Freude auch "Urgesteine" wie Anna Seiler, "mit ihren 84 Jahren die Älteste", und der nach langjähriger Bühnenpause wieder dazugestoßene Hermann Bogenrieder zum Ensemble gehörten.

Und schließlich habe man sehr viel Zuspruch vom Publikum erhalten, das teilweise seit Jahrzehnten zu den Vorführungen am Weiher komme und nun auch gern den hauseigenen, kleinen Biergarten nutze, so Stetter.

Die Saison bringt 5200 Zuschauer - und damit leider keinen Gewinn

Nach Abbau und finaler Abrechnung ist nun außerdem klar, dass die Spielzeit "pari ausgegangen ist", man also keine Gewinne, aber auch keine Verluste gemacht habe - worüber Stetter erst einmal froh ist. Doch es hätte sich auch deutlich mehr finanziell erlösen lassen, wären die verfügbaren 580 Plätze bei jeder der 15 Vorstellungen komplett genutzt worden. Statt den maximalen 8700 kam man allerdings diesen Sommer auf nur rund 5200 Zuschauer - die Besucherinnen und Besucher des Kinderkonzerts von Sternschnuppe inklusive.

Vereinschef Franz Stetter (rechts) bei den diesjährigen "Weiherspielen" zusammen mit Franz Hermannsgabner. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Mir wäre es lieber gewesen, wir hätten ein bisserl mehr eingespielt", gesteht also Stetter, nicht um großen Gewinn zu machen, "sondern lediglich, um uns zu erhalten, denn wir brauchen immer was fürs Theater im Burgerfeld". So schön ein eigenes Haus sei, müsse der Verein es doch selbst finanzieren. "Alle drei Jahre gibt es eine Sicherheitsbegehung, danach muss man dann immer irgendwas neu machen." Von den zu erwartenden hohen Energiekosten im Herbst und Winter ganz zu schweigen. Außerdem müssen die Kosten für die Weiherspiele des jeweiligen Folgejahrs ja immer schon vorfinanziert werden, bevor überhaupt Eintrittsgelder hereinkommen.

"Die Weiherspiele zu organisieren, ist, wie eine kleine Firma zu führen"

Dennoch gab es laut Stetter Stimmen, dass die Tickets für den "Eberwald" mit 31 Euro doch ganz schön teuer gewesen seien. "Die Menschen verstehen das nicht, weil sie uns wahrscheinlich mit der Theatergruppe vergleichen, die in ihrem Ort im Pfarrsaal spielt und nur zehn Euro nimmt." Dabei darf man wohl davon ausgehen, dass - bei sicher ähnlicher Begeisterung der Mitwirkenden - der Aufwand in Markt Schwaben ungleich höher ist. Denn die Weiherspiele werden nicht nur mit viel künstlerischer Leidenschaft realisiert, sondern bringen auch beachtliche organisatorische und bürokratische Erfordernisse mit sich. "Die Weiherspiele zu organisieren, ist, wie eine kleine Firma zu führen," umreißt Stetter, der früher in München einen Raumausstatterbetrieb hatte, die Aufgabe.

40 Meter lang ist die Bühne für "Das Wirthaus im Eberwald". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bereits im November wählt der Vorstand das jeweilige Stück aus, dann wird eine eigene Adaption für den Weiher geschrieben, anschließend geht es gleich an die Bühnenplanung, im April beginnt die Probenarbeit. Beim "Wirtshaus im Eberwald" zeichnete Ideengeber Ferdinand Maurer für Buch, Regie und Vertonung verantwortlich und übernahm zusätzlich auch noch eine Rolle.

40 Meter lang und acht Meter hoch ist das Bühnenkonstrukt, auf das die mit Stoff bezogenen und von Künstler Uwe Wilfert aus Friedrichshafen bemalten Stellwände aufgeschraubt werden. "Wir machen viel in Eigenleistung, aber für den Aufbau einer so großen Bühne braucht man LKW und Gerätschaften, das können wir nicht selbst stemmen", erklärt Stetter. Das jedoch kostet - womit man wieder beim Geld wäre. Zwar habe man "zwei Superfirmen, die uns unheimlich unterstützen und das zu sehr vernünftigen Preisen", aber natürlich müsse man diese Kosten auch irgendwie gegenfinanzieren.

Im Vorfeld gibt es viel zu tun: Franz Stetter (links) und Kulissenmaler Uwe Wilfert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Um aber überhaupt auf dem Weiher spielen zu dürfen, braucht der Verein eine Genehmigung für die Errichtung der Bühne durch das Landratsamt. "Das ähnelt einem Bauantrag fürs Haus. Man reicht einen Plan 1:100 ein, der von allen Nachbarn unterschrieben werden muss", erklärt Stetter. Hinzu kommt ein Vertrag mit der Gemeinde, der unter anderem die Anzahl der Ordner und Sanitäter regelt.

Kompliziert ist auch die Organisation des restlichen Personals. Denn die Rollen adäquat zu besetzen - "das macht der Ferdinand immer super, er hat ein echt gutes Gefühl dafür, wer was spielen kann" - ist längst nicht alles. Man benötigt für jede Vorstellung zusätzliche Unterstützer. Und hier zeigt sich laut Stetter eine bislang wenig beachtete "Nebenwirkung" von Corona: "Früher hatte man viel mehr Helfer, auch bei den Weiherspielen. Jetzt muss man sie dreimal ansprechen. Und warum? Die ganzen Vereinsstrukturen fallen auseinander. Man trifft sich einfach nicht mehr. Keine Weihnachtsfeier, keine Hauptversammlung, nichts."

Anfang März 2020 gab es noch Proben für das Stück "Der kleine Wassermann", die Aufführung fiel der Pandemie zum Opfer. (Foto: Christian Endt)

Auch der Nachwuchs sei dem eigentlich florierenden Theaterverein auf diese Weise teilweise abhandengekommen. Zwei Jahre lang hätten sich viele nicht mehr getroffen, sagt Stetter, "für Kinder und Jugendliche eine unglaublich lange Zeit. Die orientieren sich dann um und haben kein Interesse mehr." Trotz dieser Herausforderungen werde Regisseurin Christa Hermannsgabner nun ein drittes Mal versuchen, den "Kleinen Wassermann" auf die Bühne zu bringen.

Und auch sonst sei jetzt schon einiges Schöne für den Herbst in Sicht, sagt Stetter. Kabarettist Christian Springer kommt am 17. September ins Theater am Burgerfeld, am 29. Oktober soll es dort eine "Notte italiana" mit Maurizio Cecchin geben, "früher bekannt als Star der Weiherlieder". So schließt sich der Kreis.

Die Weiherspiele sind auch ein Wirtschaftsfaktor für den Ort

Fürs kommende Jahr hat Chef Stetter die Hoffnung, dass es einfacher wird - weil es dann vielleicht keine nachgeholten Corona-Veranstaltungen mehr gibt, zu denen die Menschen gehen, anstatt zu den Weiherspielen. Und weil, hoffentlich, niemand mehr so große Angst haben muss, sich anzustecken.

Was er sich wünschen würde, neben dem Rückhalt durch Bürgermeister und Gemeinde: mehr Unterstützung von Firmen. Schließlich sei man für Markt Schwaben ja auch von wirtschaftlicher Bedeutung, wegen all der Menschen, die von den Weiherspielen angezogen werden. "Die großen Firmen unterstützen aber immer nur Spitzensport oder Spitzenkultur. Wir hingegen müssen schauen, dass wir selbst zurechtkommen", klagt Stetter.

Doch wenn es nach dem Vorsitzenden geht, wird der Theaterverein Markt Schwaben seiner Passion weiter so souverän und professionell wie bisher nachgehen - und auch im nächsten Jahr mit imposanten Weiherspielen die Zuschauer und Zuschauerinnen begeistern.

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