Es ist mucksmäuschenstill in der Stadtbücherei Grafing. Dabei hat er noch gar nicht begonnen, der erste Regionalentscheid des Vorlesewettbewerbs für die sechsten Klassen. Auf der Bühne werden gleich jene Kinder ihren großen Auftritt haben, die an ihren jeweiligen Schulen im Landkreis gewonnen haben.
Welche Schularten das sind, wird bewusst nicht gesagt, bevor die fünf Jungen und neun Mädchen ohne erkennbare Nervosität loslegen, spannende und lustige Passagen aus ihren Lieblingsbüchern vorzutragen. Und während seltsame Verwandte, noch merkwürdigere Lehrer, Teenager, die sich in Tiere verwandeln, die Protagonisten aus "Tintenherz" und sogar Gollum mit viel lautmalerischem Geschick zum Leben erweckt werden, lauscht das Publikum gebannt und amüsiert. Im zweiten Teil beeindruckt die von allen gezeigte, hervorragende Leistung beim Lesen eines unbekannten Textes.
Darum hat es die Jury, bestehend aus Ernst Müller (ehrenamtlicher Vorleser der Bücherei und früher Lehrer), Sabine Berndorfner (Stadt Grafing), Florian Beutel (Kinder- und Jugendpsychotherapeut), Ulrich Proske (Bürgermeister von Ebersberg) und Michaela Pelz ( Süddeutsche Zeitung), bei der Entscheidung wirklich schwer. Am Ende wird Valentina Neun zur Siegerin gekürt. Dass die Elfjährige auch das Theaterspiel liebt, verwundert nach ihrer Lesung aus "Tante Rotz legt los" nicht. Nun geht es für die Steinhöringerin weiter, erst zum Bezirksentscheid und dann womöglich noch ins Landes- und Bundesfinale. Die SZ Ebersberg drückt auf jeden Fall die Daumen.