Mitten in der Region:Zwei Doofe, ein Gedanke

Lesezeit: 2 min

Es ist gar nicht so einfach, das giftige Jakobs-Kreuzkraut vom harmlosen Johanniskraut zu unterscheiden. (Foto: K. Wothe/imago)

Manche Verwechslungen enden tödlich. Einige jedoch mit einer roten Birne und einer schnellen Verabschiedung auf beiden Seiten.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Heilsames Johanniskraut oder gesundheitsschädliches Jakobs-Kreuzkraut? Bärlauch oder Herbstzeitlose? Manche Verwechslungen können tödlich enden. Die meisten aber, machen wir uns nichts vor, enden in einer Blamage, von der man sich manchmal lachend, manchmal weinend und manchmal nie erholt.

Einigermaßen beliebt beim Verwechseln ist die Kategorie "Begrüßung", auch bekannt unter "Schau doch genau hin, du blindes Huhn": Man geht spazieren, plötzlich taucht auf der anderen Straßenseite eine Frau auf, die man bisher noch nie gesehen hat. Die Frau strahlt, reißt den Arm hoch, winkt und grüßt so mitreißend, dass man auch zu strahlen beginnt, den Arm ebenfalls hochreißt und, zugegebenermaßen etwas ratlos, zurückruft: "Hallo!" Erst das Echo hinter einem lässt einen stutzen. "Hallo!", tönt es von dort, man dreht sich um und sieht eine weitere Frau, die strahlt. Erst als die beiden Frauen sich entgegenlaufen und umarmen, lässt man den Arm sinken, den Blick ebenfalls, und nestelt schnell höchstbeschäftigt in der Tasche herum.

Ein weiterer Klassiker beim Verwechseln: der Namensverdreher. "Das sind Monika und Schorsch", stellt man zum Beispiel auf einer Party die neue Freundin eines Kumpels vor. Alle freuen sich, stoßen miteinander an, nur Monika und Schorsch schauen bedrückt auf den Boden. Schorsch druckst etwas herum, bis er mit der Sprache herausrückt: "Miriam, nicht Monika." Monika, das fällt einem auch erst später ein, hieß die Exfreundin.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Die besten Verwechslungen sind jedoch die gegenseitigen. Passiert vor einiger Zeit auf einem zentralen Platz einer nahen Kleinstadt. Verabredung mit einem Studienfreund, den man Jahre nicht gesehen hat. Es dämmert schon, als man einen suchenden Blick über den Platz wirft, der von einem anderen Wartenden aufgefangen wird. Man läuft aufeinander zu, ein kurzes Stutzen, bevor man sich umarmt - war der wirklich so groß? Und: Sah der wirklich so aus?

Auch das Gegenüber scheint sich nicht sicher zu sein. Lieber nochmal nachgefragt: "Raphael?" Der Angesprochene bekommt einen roten Kopf und erwidert überrascht: "It's Tim, actually." In dem Moment macht das Handy "Piep", eine Nachricht von Raphael, er verspätet sich um zehn Minuten. Tim, das stellt sich schnell heraus, wartet auf eine junge Frau, die er am Abend zuvor in einer dunklen Kneipe kennengelernt hat. Zwei Doofe, ein Gedanke.

Tja, was tun, um künftig Verwechslungen zu vermeiden? Eine Brille, ein weiteres Mal umschauen, ein gutes Namensgedächtnis, das wäre ein Anfang. Aber, um den Kreis hier zu schließen, gegen manche Verwechslungen ist einfach kein Kraut gewachsen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusLesung im Alten Kino
:"Für mich ist Putin schon lange ein Kriegsverbrecher"

Kabarettist Christian Springer stellt sein neues Buch "Ich und der Russe" vor. Im Interview erzählt er von seiner Kontroverse mit Gerhard Polt, der Sehnsucht seiner Mama und was dabei rauskommt, wenn man auf Ebay nach einem Autogramm von Putin sucht.

Interview von Franziska Langhammer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: