Debatte um Ebersberger Umfahrung:Widerstand vom Land

Lesezeit: 3 min

Die Bewohner der Ortschaften melden sich zu Wort. Sie lehnen eine Ostumfahrung der Kreisstadt vehement ab

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Bewohner der Ortschaften im Osten der Kreisstadt wollen bei der Verkehrsplanung nicht das Nachsehen haben. Im Stadtrat machten sie nun deutlich, dass sie eine Ostumfahrung Ebersbergs vehement ablehnen. Außerdem forderten sie, in die voraussichtlich von Herbst an tagende Arbeitsgruppe Verkehr aufgenommen zu werden.

Im Stadtrat stand eigentlich nur die Benennung der Vertreter der Parteien für die Arbeitsgruppe an. Da zu Themen der Tagesordnung Fragen und Wortmeldungen zulässig sind, stellte Johann Hermannsgabner von der Schutzgemeinschaft Ebersberger Osten deren Standpunkt klar. Er kritisierte, "die Ostumfahrung wird als Lösung aller Verkehrsprobleme gesehen". Offenbar gebe es bei manchen die Erwartung, wenn die neue Trasse gebaut sei, "kann man eine Fußgängerzone vom Amtsgericht bis zum Klostersee machen".

Was allerdings, wie Hermannsgabner unter Applaus von gut 20 Mitstreitern ausführte, aus mehreren Gründen unrealistisch sei. Viel Verkehr durch die Stadt entstehe, weil es in Ebersberg eben viele Behörden, das Krankenhaus und andere Einrichtungen gebe, wo die Leute hinfahren. "Wir sehen uns nicht als Umfahrungsgegner, aber als Stimme der Vernunft", so Hermannsgabner und erinnerte an "die Ernüchterung nach dem Bau der Südumfahrung". Diese habe deutlich weniger Entlastung gebracht als erhofft. Ähnlich dürfte es mit einer Ostumfahrung sein, die außerdem auf Kosten eines wertvollen Naherholungsgebietes gehe, dessen Bewohner sich den Straßenbau wohl auch nicht so einfach gefallen lassen würden: "Bei einer Trassenführung im Ebersberger Osten ist mit Widerstand zu rechnen."

Zunächst aber wollen die Bewohner der östlichen Ortschaften reden, und zwar in der Arbeitsgruppe Verkehr, die sich von Herbst an Gedanken über eine Verkehrsentlastung der Kreisstadt machen soll. Diese war vor zwei Wochen im Technischen Ausschuss beschlossen worden, teilnehmen sollen bislang Vertreter aller im Stadtrat vertretenen Parteien sowie der Bürgerinitiative "St 2080 raus".

Dass sich auch die Schutzgemeinschaft Ebersberger Osten beteiligt, hielt Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) für eine gute Idee. Allerdings könne man dies formell erst in einer kommenden Sitzung beschließen, da der Antrag sehr kurzfristig, nämlich erst einen Tag vor der Stadtratssitzung eingegangen ist. Brilmayer kündigte aber an, den Antrag der Schutzgemeinschaft gleich auf die Tagesordnung des Ferienausschusses am 21. August zu setzen.

Falls das Gremium zustimmt - was als wahrscheinlich gilt - hätte die neue Arbeitsgruppe 13 Mitglieder. Jeweils zwei Sitze bekämen die Bürgerinitiative und die Schutzgemeinschaft, beide sollen bis zum 21. August Vertreter benennen. Die neun teilnehmenden Stadträte stehen bereits fest. Die CSU nominierte Alois Lachner und Martin Schechner. Die SPD werden Hans Mühlfenzl und Christoph Münch in der Arbeitsgruppe vertreten, bei den Grünen sind es Philipp Goldner und Petra Behounek. Die Freien Wähler haben Gerd Otter und Hans Hilger nominiert. Auch Bernhard Spötzl, der einzige FDP-Stadtrat, wird der Arbeitsgruppe angehören.

Diese Zusammensetzung verspricht eine rege Debatte sowohl zwischen, wie auch innerhalb der einzelnen Parteien und Interessengruppen. Bei der CSU habe man ausdrücklich ein Gremienmitglied mit eher städtischem Hintergrund und einen aus den Ortschaften gewählt, so CSU-Fraktionssprecher Martin Schedo, damit alle Sichtweisen vertreten sind.

Eine klare Präferenz für eine ganz bestimmte Lösung haben bisher nur die Liberalen erkennen lassen. Sie beantragten Anfang des Jahres ein Ratsbegehren. Die Ebersberger hätten abstimmen sollen, ob sich die Stadt beim Freistaat für den Bau einer Ostumfahrung einsetzt. Der Antrag wurde aber im zuständigen Ausschuss abgelehnt. Erstens, weil es nach Überzeugung der Stadträte aktuell keine Chance gibt, in den Staatsstraßenausbauplan aufgenommen zu werden. Und zweitens, weil es auch im Stadtrat Zweifel an der Ostumfahrung gibt. Die Bürgerinitiative hat sich ebenfalls ausdrücklich nicht auf ein konkretes Projekt festgelegt, sondern immer erklärt, Ziel sei die Verkehrsentlastung.

Welche Möglichkeiten es dazu gibt, ob man eine Umfahrung braucht, wie und wo man sie baut, wird nun bald die vermutlich um zwei Mitglieder größere Arbeitsgruppe zu diskutieren haben. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, für deren Erledigung aber ein wenige Zeit bleibt. Denn nach einer Mitteilung der Staatsregierung werde es mindestens bis zum Jahr 2025 dauern, bis neue Projekte in den Staatsstraßenausbauplan aufgenommen werden.

© SZ vom 26.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: