Veranstaltungen in Grafing:Eine Stadt und ihre Kultur

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(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sebastian Schlagenhaufer über seine Pläne für Grafing und die sanierungsbedürftige Stadthalle

Interview von Thorsten Rienth

Sanierungsstau und Corona: Sebastian Schlagenhaufer, Leiter der Grafinger Stadthalle, hat es nicht leicht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Grafinger Kulturmanager Sebastian Schlagenhaufer erstellt gerade ein umfassendes Kulturkonzept für die Stadt und ihre alte Problem-Halle. Denn nach Jahren der Debatte hat der Stadtrat endlich eine Entscheidung über deren Zukunft gefällt: Es wird eine Minimalsanierung plus Barrierefreiheit geben. So konnte die zum Jahresende drohende Schließung der Grafinger Stadthalle abgewendet werden. Kostenpunkt für die Maßnahmen: rund eineinhalb Millionen Euro. In der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses gab der künstlerische Leiter der Stadthalle einen Zwischenstand zu seinen Überlegungen. Die Ebersberger Süddeutsche Zeitung hat nachgehakt.

SZ: Die Stadthalle ist nicht der einzige Pfeiler, auf dem das Grafinger Kulturkonzept steht, aber so etwas wie ein Eckpfeiler. Und jetzt in der Pandemie - da steht sie leer?

Sebastian Schlagenhaufer: Nein, genau das Gegenteil ist der Fall: Obwohl wir pandemiebedingt kaum Kulturveranstaltungen organisieren können, sind die Belegungstage der Stadthalle nur ein kleines bisschen zurückgegangen. Für viele Vereine aus dem Kulturbereich ist die Halle nämlich aktuell Gold wert. Die Stadtkapelle oder das Jugendorchester wären sonst über Monate hinweg ohne echte Möglichkeit zu proben. Selbst mit zwei Meter Abstand bekommen wir in der Stadthalle bis zu 50 Musiker unter. Vor ein paar Tagen hat der TSV Grafing, der ja auch Teil des kulturellen Lebens in der Stadt ist, dort seine Hauptversammlung abgehalten. Die hätte sonst ausfallen müssen. Und: Die Vereine bekommen den Saal derzeit extrem verbilligt. Auch so eine Vorgehensweise ist Teil eines städtischen Kulturkonzepts.

Und wenn die Pandemie einmal vorbei sein sollte...

...dann ist die Stadthalle Grafing die zentrale Location, um die Stadt und ihren Umkreis mit einem professionell aufgezogenen Kulturprogramm zu bespielen. Zudem steht sie allen lokalen Kulturschaffenden für deren Ideen und Kreativität offen. Der Begriff Bürgerhaus bebildert meine Vorstellung davon wahrscheinlich am treffendsten. Trotzdem müssen wir aufpassen, uns beim Kulturkonzept nicht zu sehr auf die Stadthalle zu konzentrieren.

Das heißt?

Noch vor meiner Zeit als Grafinger Stadthallenleiter kam mir zum Beispiel die Idee, den Volksfestplatz für eine größere Kulturveranstaltung zu nutzen. Ein Blick in die Satzung hat aber schnell gezeigt, dass ich auf dem Holzweg bin: Der Volksfestplatz ist darin als Parkplatz festgelegt - Ausnahmen gibt's nur fürs Volksfest und die Gewerbeausstellung EGA. Das ist doch schade! Gerade im Sommer würde sich der Volksfestplatz prima für allerhand Kulturelles nutzen lassen.

Im Kulturausschuss haben Sie die Gemeinde Gauting als Positivbeispiel für kommunales Kulturleben genannt. Warum?

Mir ging es nicht darum, irgendeinen Wettbewerb aufzumachen. Vergleiche zwischen Kommunen sind gerade im Kulturgeschäft immer schwierig - weil eben die örtlichen Gegebenheiten so unterschiedlich sind. Den Vergleich zwischen Gauting und Grafing darf man aber wagen, weil die Gautinger - ähnlich wie wir mit der Stadthalle und der Turmstube - zwei Säle bespielen können. Einen großen und einen kleinen. Aber die Kollegen dort bringen es auf etwa hundert gemeindliche Eigenveranstaltung im Jahr. Das ist eine Menge!

Woran liegt's?

Warum das dort geht? Es kümmern sich vier Leute in der Verwaltung ums Programm, es gibt zwei Techniker für die Säle und ungefähr 15 Ehrenamtliche, die darüber hinaus mit anpacken.

Sie wollen also auch mehr Geld und mehr Kollegen?

Wer will das nicht? (lacht) Wenngleich es Kultur nie umsonst gibt, will ich das Grafinger Kulturkonzept trotzdem nicht in erster Linie am Geld festmachen. Mit den berechtigten Ansprüchen der Stadt an ihr Kulturleben wird die Arbeit jedoch nicht weniger. Wir müssen sie, um im Bild zu bleiben, auf mehrere Schultern verteilen. Parallel müssen wir uns natürlich Gedanken machen, wie es - auch mit einer minimalsanierten Stadthalle - weitergehen soll. Langfristig werden wir um eine Neubau-Nachfolgelösung nicht herumkommen. Sie zu planen und zu bauen braucht einiges an Zeit. Und derweil wird der aktuelle Bau ja auch nicht jünger.

© SZ vom 27.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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