Kultur in Vaterstetten:Kunst kann auch ein Skateboard sein

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"The accidential" heißt diese Installation eines nicht mehr restlos funktionsfähigen Skateboards. Der junge Künstler möchte anonym bleiben. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Junge Kreative aus Vaterstetten verwandeln den Lichthof im Rathaus in eine Galerie. Ein Besuch zwischen Graffiti, Rollbrett und Oktopus.

Von Viktoria Niggemann, Vaterstetten

Eine perspektivische Kohlezeichnung, ein dreidimensionaler Oktopus und eine Eule aus "Kraftpapier" - das sind die Kunstwerke von Felix. Der Elfjährige ist der jüngste Künstler der ersten Kinder- und Jugendausstellung im Rathaus Vaterstetten. "Ich male und bastle gern", sagt Felix - und das ist unverkennbar. Seine mit Kohle gezeichnete Tasse zeugt von einer geübten Strichführung, die Tier-Figuren zeigen präzise Details. Sieben Stunden habe er jeweils gebraucht, erklärt er, wenn auch nicht sieben auf einen Streich.

Auch die 13-jährige Eva malt viel, erzählt sie. Vor zwei Jahren habe sie angefangen. Motive recherchiere sie im Internet und wandle sie nach ihrer Fantasie ab. Evas bunte Landschaftsbilder, mit Acryl auf Leinwand, stehen auch zum Verkauf. Den richtigen Preis zu finden, finde sie allerdings schwierig, erzählt die Schülerin. Rat habe sie sich schließlich bei dem Opa einer Freundin geholt, der ebenfalls Künstler sei. Auch andere Werke hier können gekauft werden.

Viva und Jpel - das sind die Künstlernamen von Olivia, 13, und ihrem Bruder Julian, 11. Die Geschwister hatten "in Corona mit Stencil angefangen", sagt Olivia. "Stencil Art" ist eine Spray- oder Graffiti-Technik, bei der die Kunstschaffenden Schablonen verwenden. Olivia und Julian sprühen ihre bunten Motive auf unterschiedliche Träger, wie Papier, Epoxidharz und sogar Fliesen. Aus den Fliesen ergibt sich ein Puzzle. Das sei die Idee ihres Bruders gewesen, so Olivia. Wegen der Dämpfe beim Sprayen würden sie stets Atemschutzmasken tragen und nur in der Garage, im Keller oder draußen arbeiten, erklärt die junge Künstlerin.

Bunte Malereien hängen neben Zeichnungen, Skulpturen und einer Skateboard-Installation

Seit er denken kann, sei er Künstler, erzählt der 16-jährige Noah. Wegen seiner künstlerisch geprägten Familie habe er viele Möglichkeiten, Materialien und Kunstformen auszuprobieren. Im Lichthof stellt er nun comicartige Zeichnungen aus. Dies sei ein "Quarantäne-Projekt" gewesen, sagt Noah, das er in einem Online-Workshop kreiert habe. Eine seiner Zeichnungen ziert die offizielle Einladung für die Ausstellung. Die Kunst solle jedoch auch zukünftig eher ein Hobby bleiben, sagt Noah.

Zusammen mit Noah, Felix, Eva, Olivia und Julian stellen seit einer Woche insgesamt zwölf junge Künstlerinnen und Künstler zwischen elf und 25 Jahren aus der Gemeinde Vaterstetten ihre Arbeiten aus. Unter dem Titel "Ist das Kunst oder kann das weg?" rief Jugendpflegerin Martha Golombek Kinder und Jugendliche im Februar dazu auf, ihre Kunstwerke einzusenden. Ziel sei es, junge Talente zu fördern und ihrer Kunst eine Bühne zu geben.

Die Ausstellung im Vaterstettener Rathaus heißt "Ist das Kunst oder kann das weg" und ist noch bis 3. April zu sehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Ausdrucksform seien dabei keine Grenzen gesetzt worden, so Raphaela Schiede, ebenfalls Jugendpflegerin in Vaterstetten. So gleicht kaum ein Werk dem anderen. Bunte Malereien hängen neben Zeichnungen, kleinen Skulpturen und gar einer Skateboard-Installation. Die verschiedenartigen Kunstwerke können noch bis Sonntag, 3. April, im Lichthof des Rathauses zu den normalen Öffnungszeiten bestaunt - und zum Teil auch gekauft werden. Kauf-Interessierte können sich bei Martha Golombek melden.

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