Vaterstetten/Grasbrunn:Wieder aufgewärmt

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Schon 2011 wurde am Lanzenhaarer Weg in Taufkirchen nach heißem Wasser tief unter der Erde gebohrt. Die Gemeindewerke Oberhaching sind an dieser Anlage beteiligt. (Foto: Claus Schunk)

Vor zwei Jahren wurde das Geothermieprojekt der Gemeinden Vaterstetten, Grasbrunn und Zorneding als gescheitert erklärt. Jetzt gibt es neue Hoffnung: Der Investor hat offenbar einen Versicherer gefunden.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten/Grasbrunn

Zwei Jahre nach dem offiziellen Scheitern gibt es eine neue Chance für das interkommunale Geothermieprojekt der Gemeinden Vaterstetten, Grasbrunn und Zorneding. Dem Investor, einem Konsortium um die Firma Daldrup, war es 2014 nicht gelungen, einen Versicherer zu finden, der das Ausfallrisiko für eine Fehlbohrung übernommen hätte.

Dies hat sich mittlerweile aber geändert, wie Vorstandsvorsitzender Josef Daldrup am Donnerstag erklärte. Er hält eine Wiederaufnahme für möglich - wenn die Gemeinden ebenfalls noch interessiert sind. Dort hält sich die Begeisterung für einen neuen Anlauf aber eher in Grenzen.

Seit Beginn des Jahrtausends hatte man in Vaterstetten über eine mögliche Nutzung von Erdwärme diskutiert. 2006 beantragten dann Vaterstetten und Grasbrunn beim Bergamt einen sogenannten Claim, sie sicherten sich also die Bohrrechte für warmes Tiefenwasser in einem bestimmten Bereich. Dieser umfasst das Gebiet zwischen Weißenfeld im Norden und Harthausen im Süden sowie von der Autobahn im Westen bis nach Zorneding im Osten. Daher war es eigentlich nur folgerichtig, dass man 2010 auch die Zornedinger als Partner mit ins Boot holte.

Von 120 Millionen auf 70 Millionen

Problematisch blieb indes lange Zeit die Finanzierung. Laut einer ersten Berechnung hätte das Vorhaben inklusive Bohrung und Netzausbau rund 120 Millionen Euro gekostet - eine Summe weit außerhalb dessen, was die drei Gemeinden leisten können. Dies galt auch für eine etwas abgespeckte, aber immer noch 70 Millionen Euro teure Version des Projekts. Anfang 2013 schien dieses Problem dann gelöst, eben mit dem Einstieg des Konsortiums um Daldrup.

Dieser hätte den Großteil der Kosten übernommen, vor allem die etwa 25 Millionen Euro teure - und sehr riskante - Bohrung. Denn ob ein Tiefenwärmeprojekt rentabel ist, lässt sich mit Sicherheit erst sagen, wenn die Heißwasser führende Schicht in knapp drei Kilometer Tiefe angezapft würde. Reichen Temperatur oder Menge nicht aus, sind die Millionen für die Bohrung verloren. Genau an diesem Risiko scheiterte das Vorhaben im August 2014. Den Investoren war es nicht gelungen, sich dagegen versichern zu lassen.

Dies sei mittlerweile anders, sagt Daldrup, man habe einen Versicherer an der Hand, mit dem man das Vorhaben umsetzen könnte. Bei der Firma könne man sich daher gut vorstellen, wieder einzusteigen, so Daldrup, vorausgesetzt, die Gemeinden bleiben bei der 2013 getroffenen Vereinbarung. Die sieht vor, dass der Investor den Großteil der damals auf 67,4 Millionen Euro geschätzten Kosten trägt, die Kommunen sich aber mit je 1,67 Millionen Euroin Form eines Darlehens an den Investor beteiligen.

In den Rathäusern löst das Interesse des Investors keinen Jubel aus

Außerdem sollten die Gemeinden gemeinsam eine weitere Million Euro als Ausfallbürgschaft aufbringen. Die Vereinbarung von 2013 sieht außerdem die Gründung einer Produktions- und einer Vertriebsgesellschaft vor. An letzterer können sich die Kommunen beteiligen, aber maximal bis zu einem Anteil von 45 Prozent.

In den Rathäusern löst das wieder erwachte Interesse des Investors aber nicht gerade Jubel aus. "Wir sind schon einmal zu dem Ergebnis gekommen, dass es wirtschaftlich nicht darstellbar ist", sagt Grasbrunns Bürgermeister Klaus Korneder, dies auch aufgrund der damaligen Einschätzung von Daldrup. Einen Wiedereinstieg in die Geothermie will er aber nicht kategorisch ausschließen: "Sollten sich die Parameter geändert haben, müsste man es sich nochmal ansehen."

Ein grundsätzliches Nein zur Geothermie möchte auch Vaterstettens Rathauschef Georg Reitsberger nicht abgeben - aktuell sieht er aber wenig Chancen dafür. Schließlich sei man gerade dabei, durch das Kommunalunternehmen mehrere eigene Wärmenetze aufzubauen. Langfristig hält es Reitsberger zwar für möglich, dass dort auch einmal warmes Tiefenwasser durch die Rohre fließt, aber eben nicht in den nächsten Jahren. Damit sich eine solche Investition für die Gemeinde rechnet, "da müssten die Energiepreise schon gewaltig steigen."

© SZ vom 02.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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