Trainer des TSV Grafing:Alexander Hezareh, der Meister des Schnauzers

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Oberlippe, Netzkante: Mit dieser Bartfrisur gewann Grafings Volleyball-Trainer Alexander Hezareh die Facebook-Abstimmung der Fans. (Foto: Marc Geisler; Marc Geisler)

Bei Heimspielen trägt der Cheftrainer der Grafinger Zweitliga-Volleyballer Trachtenweste oder Oberlippenbart. Wie er einen Abstiegskandidaten zum Titelaspiranten formte.

Porträt von Korbinian Eisenberger

Gegen Rüsselsheim traten die Grafinger wie immer in senfgelber Kluft an, nur dass die Trikots an diesem Abend verzichtbar gewesen wären. Man hätte auch so erkannt, dass diese Männer zusammen gehören: Die Mannschaft lief mit Schnauzbärten ein, für eine Benefizaktion hatte sich jeder Spieler ein Exemplar wachsen lassen. Am Ende gewann dann ein Bart, dessen Träger gar kein Trikot anhatte: Per Abstimmung kürten die Fans ihren Trainer zum Schnauzer-Meister. Und die Spieler fegten ihre Gegner vom Feld, als hätten sie keine Bärte unter der Nase, sondern Kehrbesen in den Händen.

Alexander Hezareh ist der Mann mit dem schönsten Schnauzer, den die Grafinger Volleyballszene je hatte, diesen Titel kann ihm keiner mehr nehmen. Der 47-Jährige ist zudem der Cheftrainer einer der erfolgreichsten Sportmannschaften im Landkreis Ebersberg, er coacht die Zweitliga-Volleyballer des TSV Grafing, und das mit zunehmendem Ertrag.

In Hezarehs ersten beiden Spielzeiten hakte es noch an vielen Stellen, Grafing bemühte sich redlich, schaffte zuletzt aber gerade so den Klassenerhalt. In dieser Saison ist nun vieles anders, besonders die Ergebnisse. Hezarehs Truppe hat von elf Ligaspielen neun gewonnen und liegt auf Platz vier der Zweitligatabelle. Es läuft beim TSV, egal ob mit Schnauzbart oder ohne.

Coach Alexander Hezareh bejubelt den Sieg gegen Haching. Am Samstag, 19 Uhr, empfängt sein Team in der Jahnsporthalle den Tabellenführer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Am Wochenende kommt nun Tabellenführer Eltmann in die Grafinger Jahnsporthalle, dorthin, wo der TSV in dieser Saison jedes Spiel gewonnen hat. "Und dabei soll es auch bleiben", sagt Hezareh. Töne, die man vom TSV länger nicht gehört hat. Es ist ja nur Monate her, da rettete sich das Team am letzten Spieltag vor dem Abstieg. Ein halbes Jahr später ist Grafing nun ein Kandidat für die Meisterschaft. Mit einem Sieg am Samstag, 19 Uhr, könnten die Grafinger bis auf drei Punkte (entspricht einem Sieg mehr) an Eltmann heranrücken.

Am Tag Schilehrer, am Abend Volleyballtrainer

Wer ist der Mann an der Grafinger Seitenlinie? Ein Anruf am Freitag vor dem Spiel gegen Eltmann, der Volleyballcoach steht auf einem Skiberg am Tegernsee. "Gerade ist Mittagspause", sagt Hezareh. Genau wie seine Spieler ist auch der Trainer kein Vollprofi, hauptberuflich betreibt Hezareh in Neubiberg eine Skischule, an diesem Vormittag ist er mit einer Kindergruppe unterwegs. Es sind gute Wochen für Münchner Skilehrer und Grafinger Volleyballer.

Ganz anders als noch im April, am letzten Spieltag musste Grafing im Fernduell mit Leipzig bestehen - eine Niederlage in Mainz wäre dem Abstieg gleichgekommen. Also bestellte Hezareh einen Reisebus für die Grafinger Fans, "den Kontakt hatte ich über die Skischule", sagt er. Mit 50 Schlachtenbummlern ging es zum Endspiel nach Mainz. Leipzig gewann zwar das Parallelspiel, doch mit den Fans im Rücken behielten Hezarehs Männer die Nerven und siegten 3:0. Grafing war gerettet, ein anderer musste in die dritte Liga.

So ein Szenario steht nun kaum mehr bevor. Hezareh sieht einen Hauptgrund in den vier Neuzugängen: Pablo Karnbaum, Tim Noack, Norbert Engemann und Julius Höfer, der vom TSV Herrsching aus der ersten Liga nach Grafing wechselte. Nicht nur deren Qualität helfe, so Hezareh: "Noch wichtiger ist, dass sie den anderen Jungs Selbstvertrauen geben." Seit dieser Saison gibt es für die erste Mannschaft des TSV zudem eine eigene Scouting-Abteilung, vier Mitarbeiter, die gegnerische Teams per Video analysieren. "Dadurch können wir uns besser auf sie einstellen", sagt Hezareh.

TSV-Trainer Alexander Hezareh im Spiel gegen Dachau. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Hezareh gilt als als talentierter Motivator, er spricht viel mit den Spielern, moderiert Unstimmigkeiten im Team, macht Fortbildungen für jüngere Trainer. "Er hat uns im mentalen Bereich weiter gebracht", sagt Johannes Oswald, der Teammanager des TSV. Dazu gehöre auch mal eine Gaudi, etwa als Hezareh im Heimderby gegen Unterhaching in Lederhose und Trachtenweste an der Seitenlinie stand. Und dazu gehören auch Niederlagen.

Vor zwei Wochen hat Grafing mal wieder eine kassiert, 1:3 hieß es am Ende beim SV Schwaig. "Meine Frau war die einzige, die sich darüber gefreut hat", sagt er. Ihr Gatte hatte eine Abmachung mit dem Hallensprecher getroffen: Rasur erst nach Niederlage. Und so endete die Ära des Schnauzers in den Borsten eines Kehrbesens.

© SZ vom 16.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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