Tennis in Pliening:"Das wäre der größte Erfolg"

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Teamkapitän Michael Hauser steht mit den Ü40-Herren des Plieninger Tennisklubs vor dem Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse. Ein Gespräch vor dem Finale

Interview von Korbinian Eisenberger

Es könnte der größte Erfolg in der Geschichte dieser Mannschaft werden. Oder wie es Teamkapitän Michael Hauser ausdrückt: Es wäre "wie die Teilnahme an der Champions League": Die Herren 40 des Tennisvereins TC Pliening kämpfen am Samstag um den Aufstieg in die höchste Spielklasse Deutschlands, die Regionalliga. Im Duell bei Wacker Burghausen kommt es dabei zu einem echten Finale. Beide Teams haben in der Bayernliga-Saison alle ihre Spiele gewonnen - doch nur der Sieger steigt auf. Zum Showdown um 13 Uhr mit Kapitän Hauser und seinem Team soll deswegen womöglich ein Fanbus nach Burghausen organisiert werden.

SZ: Herr Hauser, wissen Sie überhaupt noch, wie sich eine Niederlage anfühlt?

Michael Hauser: Ich spiele schon so lange, da haben sich Erinnerungen angehäuft. Es ist gut, damit man nicht vergisst, dass man für Siege hoch konzentriert sein muss.

Im Mannschaftstennis treten jeweils sechs Spieler in insgesamt bis zu sechs Einzel- und drei Doppelduellen an. Wie lautet Ihre persönliche Saisonbilanz?

Heuer ist das ein bisserl schwierig. Auf dem Platz habe ich alle Matches gewonnen. Aber wir haben oft so klar geführt, dass nicht mehr alle Duelle ausgetragen wurden. Doppel habe ich etwa noch gar keines gespielt. Im Einzel haben mehrere Gegner verletzt aufgegeben. Für mich selbst ist das eher schade, fürs Team ist es gut.

Tennis ist vielen als Einzelsport bekannt. Wie bekommt man einen Teamspirit?

Wenn ich mein Spiel gewinne, kann die Mannschaft trotzdem verlieren. Der Reiz ist, dass man sich gegenseitig motiviert und stärkt. Wir sind gerade so erfolgreich, weil wir uns untereinander gut verstehen. Es ist vielleicht ein bisschen vergleichbar mit dem Davis Cup. Deswegen spielen das viele von den Profis, die sonst nur für sich selbst kämpfen, auch gerne.

Dirk Rehberg, Vorgänger als Team-Kapitän der Plieninger Ü40-Herren von Michael Hauser, im Einsatz. Beide treten am Samstagmittag im Liga-Finale bei Wacker Burghausen an. (Foto: Julian Merkl/TC Pliening)

Um die Plätze im deutschen Davis-Cup-Team herrscht Konkurrenz. Wie ist das bei Plienings H40?

Die ist vorhanden und gewünscht. Die H40 war schon immer ambitioniert. Heuer sind zudem einige Neue hinzugekommen. Der Konkurrenzkampf ist dadurch noch höher. Die Jahre vorher waren wir sechs bis sieben, da hat sich das Team von selbst aufgestellt. Jetzt sind wir zehn bis zwölf.

Sie als Kapitän müssen dann entscheiden und erklären, dass jemand nicht spielt.

Ich habe vor der Saison mit den Alteingesessenen diskutiert: wie sollen wir das angehen? Konsens von allen war, dass sie kein Problem damit haben, dass neue gute Leute hinzukommen. Zudem ist immer jemand verletzt, im Urlaub, auf einer Hochzeit. Du kannst eigentlich nicht genug Leute haben. Und wenn doch, ist der Verein so strukturiert, dass es noch eine zweite 40er Mannschaft gibt, wo man aushelfen kann.

Was würde Ihnen persönlich der Einzug in die - wie Sie sagen - Champions League des H40-Tennis bedeuten?

Das wäre der größte Erfolg für mich. Es können nicht viele von sich sagen, dass sie ihrem Bereich in der höchsten Liga Deutschlands spielen.

Wie gut kennen Sie den Gegner Wacker Burghausen?

Sehr gut, sie spielen auch schon jahrelang in der Bayernliga. Am Samstagnachmittag kommt aus Burghausen immer der Anruf, wie wir gespielt haben oder umgekehrt. Das Verhältnis ist freundschaftlich, aber am Samstag geht's zur Sache.

Wer ist besser?

Michael Hauser wohnt mit seiner Frau und seinem dreijährigen Sohn in Ottenhofen (Kreis Erding). Der 44-Jährige ist seit dieser Saison Kapitän und Nummer eins der Ü40-Herrenmannschaft des Tennisvereins TC Pliening. (Foto: Privat)

Geht man von der Papierform aus - also von den Leistungsklassen jedes Spielers - sind wir nominell einen Ticken stärker.

Sprich: Pliening ist Favorit.

Sozusagen.

Wie wichtig ist in so einem Spiel die Erfahrung Ihres Vorgängers und langjährigen Kapitäns Dirk Rehberg?

Er ist nicht umsonst in der Mannschaft und spielt jedes Spiel, obwohl er schon Ü50 ist (52). Leistungsmäßig ist der oberste Klasse. Er hat heuer alle Spiele gemacht und alle gewonnen. In den vergangenen zehn Jahren hat er vielleicht fünf Spiele verloren. Er gehört zu diesem Verein dazu wie Inventar und wird am Samstag ein wichtiger Faktor. Für ihn wird die Konstellation sicher extra Motivation sein, Gas zu geben.

Wie lange kann man auf diesem Level Tennis spielen?

In Pliening gibt es auch ein Ü50-Team, das ist die Variante, die dann irgendwann mal relevant wird für uns alle. Das Beispiel von Dirk und anderen zeigt aber, dass das Alter allein nicht entscheidend ist beim Tennis.

Was macht einen guten H40-Spieler aus?

Wichtig ist, dass es einem Spaß macht - und dass man körperlich fit bleibt.

Wie gelingt das mit zunehmendem Alter?

Da hat jeder seine Methode. Dirk geht jeden zweiten Tag aufs Laufband, mir ist das zu monoton. Ich geh nur ein bisserl joggen, ab und zu Fitness, aber nicht übermäßig oft. Beim Tennis hat man aus meiner Sicht Bewegungsabläufe, die man außerhalb vom Platz schwer trainieren kann. Im Prinzip lautet mein Trainingsplan: einfach spielen. Damit fahr ich am besten. Und es macht auch am meisten Spaß.

Samstag, 13 Uhr, in Burghausen, auf der Tennisanlage neben dem Fußballstadion. Anmeldung zum Fanbus: www.tcpliening.de/alle-nach-burghausen

© SZ vom 20.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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