Lärmschutz:Tempolimit auf der Grafinger Umfahrung bei Engerloh

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Als "Rennstrecke" bezeichnen die Anwohner in Engerloh die neue Umfahrung. Das Tempolimit soll den Verkehr leiser machen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Forderungen der Anwohner und Politiker zeigen Wirkung: Aus Lärmschutzgründen darf dort nicht mehr wie bisher 100 gefahren werden.

Von Thorsten Rienth, Grafing

Wirklich geglaubt hatte niemand mehr daran, dass auf der Ostumfahrung entlang des Grafinger Ortsteils Engerloh doch noch eine Geschwindigkeitsbegrenzung kommen würde. Doch nun scheint genau das der Fall zu sein, wie die Regierung von Oberbayern am Donnerstag auf Nachfrage der SZ mitgeteilt hat. Gegen eine Begrenzung auf 70 Kilometer pro Stunde bestünden keine Bedenken, erklärte ein Sprecher. Dem Landratsamt zufolge ist die Umsetzung des Tempolimits bereits in Vorbereitung - sowohl in der Behörde, wie auch bei der Stadt Grafing. Bisher dürfen die Autos hier bis auf Tempo 100 beschleunigen.

"Der Landrat hat die Umsetzung des Tempolimits bereits angeordnet, damit gegenüber der betroffenen Bevölkerung ein Zeichen gesetzt und konkret gehandelt und geholfen wird", erklärte Landratsamtssprecherin Evelyn Schwaiger. Die schlussendliche Erlaubnis aus München zeige, dass im Dialog mit allen beteiligten Behörden auch in einer anfangs recht aussichtslos scheinenden Situation ein Fortschritt erreicht werden könnte, sagte Landrat Robert Niedergesäß (CSU).

Die neuerliche Initiative zu dem Tempolimit geht auf ihn und seinen Parteikollegen, den Grafinger Landtagsabgeordneten Thomas Huber, zurück. Zuvor hatte der Grafinger Bauausschuss über das verpflichtende Mindestmaß hinausgehenden Lärmschutz kategorisch abgelehnt, obwohl Anwohner massiv protestiert hatten: Die Straße sei eine Rennstrecke, an Schlaf bei offenem Fenster sei nicht mehr zu denken, so ihre Argumente.

Die Grundidee: Langsamere Autos sind leiser als schnelle

Der Geschwindigkeitsbeschränkung liegt der Gedanke zugrunde, dass langsam fahrende Autos und Lastwagen deutlich leiser sind. Sobald die 70 Kilometer pro Stunde dann auch tatsächlich auf den Schildern stehen, haben die Proteste sogar mehr erwirkt als ursprünglich erhofft. Denn eigentlich war bisher von den übergeordneten Behörden nur in Aussicht gestellt worden, dass testweise Tempo 70 eingeführt werden könnte. Lärmmessungen sollten dann zeigen, ob es rund um Engerloh wirklich wesentlich leiser ist als bei Tempo 100. Von einem solchen Probelauf ist nun nicht mehr die Rede.

Niedergesäß hatte sich in diesem Kontext beinahe politphilosophisch an die Regierung von Oberbayern gewandt: "Diese Möglichkeit der Klarstellung, dass unter realem Betrieb die tatsächlichen Lärmwerte bei verschiedenen Geschwindigkeiten gemessen werden können und nicht nur unter fiktiven Voraussetzungen durchschnittliche Werte berechnet und herangezogen werden, ist eine wichtige Grundlage, um einerseits Vertrauen und Transparenz zu schaffen und andererseits die richtigen Entscheidungen (Lärmschutz oder dauerhaftes Tempolimit) für die Zukunft zu treffen." Die massiven Anwohnerbeschwerden über den Lärm der neuen Straße könne er jedenfalls nachvollziehen. "Früher herrschte hier absolute Ruhe und nun führt eine übergeordnete Straße relativ nahe vorbei."

Die Anweisung des Landrates hängt offenbar auch mit den inzwischen in Grafing begonnenen Vorbereitungen zur Anbindung der Sportstätten zusammen. Sie soll an der bereits bestehenden Abbiegespur gen Westen in Richtung Eisstadion abbiegen und so die Anfahrt über die Kapellenstraße entlasten. Bislang war Stand der Dinge, dass eine Geschwindigkeitsbegrenzung erst dann umgesetzt werden könnte, wenn die Anbindung in Betrieb gegangen ist. Einen offiziellen Eröffnungszeitpunkt gibt es derzeit noch nicht.

Während die Sportstättenanbindung wegen ihres Effekts auf die Geschwindigkeitsbegrenzung der "St 2080" bei den Anwohnern durchaus beliebt ist, ist sie bei den Grafinger Verkehrsplanern umstritten. Ihnen zufolge ist der Anschluss überflüssig und zu teuer - was den Grafinger Stadtrat jedoch nicht davon abhielt, den Bau auf eigene Kosten zu beschließen. Wie geplant läuft die Sache allerdings nicht. Erst vor ein paar Tagen teilte das Grafinger Rathaus mit, dass die für das laufende Jahr veranschlagten Planungskosten von rund 100 000 Euro auf mindestens 170 000 Euro gestiegen waren.

© SZ vom 09.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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