SZ-Serie: Auf Touren:Alxinger Kircherl und Alpenblick

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Die Tour bietet die Gelegenheit, das Brucker Moos ein wenig kennenzulernen. (Foto: Jochen Hoepner/oh)

Die zweistündige Wanderung bei Bruck ist besonders idyllisch

Die Gemeinde Bruck zählt zur kleinsten Gemeinde im Landkreis Ebersberg. Zu ihr gehören die Ortsteile Taglaching, Pienzenau, Bruck und Alxing. Eingebunden ist das bekannte Brucker Moos, ein Arten- und Biotopschutzprojekt umgeben von den weniger bekannten Weilern Hüttelkofen, Loitersdorf und Eichtling. Für Naturliebhaber - ob Radler oder Wanderer - ist das fast zehn Quadratkilometer große Gebiet ein lohnenswertes Ausflugsziel vor allem wegen seiner idyllischen Lage mit den von kleinen Wäldern umschlossenen Moorwiesen. Mitten hindurch fließt ein kleiner Abschnitt der Moosach. Über allem thront auf einem Hügel die altehrwürdige Alxinger Kirche St. Michael, der schützend seine Hand über das Naturjuwel legt. Bei klarer Sicht kann der Blick weit schweifen auf die Berggipfel der Chiemgauer Alpen und des Mangfallgebirges.

Startpunkt der Wanderung ist neben dem Sportplatz des Brucker Sportvereins. Der Weg in Richtung Bruck bringt bereits an der ersten Kreuzung in Verlegenheit. Denn durch die Abkürzung der Wanderung über den Weg, der im spitzen Winkel in nordöstlicher Richtung am kleinen Weiher entlangführt, erspart man sich bereits einen Kilometer. Aktive Wanderer entscheiden sich allerdings für die klassische Variante, auf der man in südlicher Richtung nach 450 Metern im rechten Winkel ostwärts abbiegt und nach 300 Metern links Richtung Norden auf die Hauptstraße trifft, die nach rechts an einem Marterl vorbeiführt. Dort nimmt man den breiten Feldweg, der zur Alxinger Kirche hinaufführt und in den Kirchweg einmündet.

Auffällig auf der rechten Seite eine Vielzahl von jungen, im Frühjahr in voller Blüte stehenden Obstbäumen inmitten einer groß angelegten artenreichen Blumenwiese. Hier entsteht mit Mitteln des Bayerischen Naturschutzfonds und mit Unterstützung des Landkreises Ebersberg, der Gemeinde Bruck und des Amtes für Ländliche Entwicklung Oberbayern das drei Hektar große "Ökologische Aufwertungsprojekt am Alxinger Eichelberg". Mit der Schaffung einer von zwei Hecken umgebenen Blumenwiese, einer Streuobstwiese und einem Streuobstacker mit vielen Birnen-, Apfel-, Zwetschgen- und Walnussbäumen werden ohne Einsatz von Dünge- und Pflanzschutzmitteln neue ökologisch wertvolle Lebensräume geschaffen.

Am Horizont erscheint bei klarer Sicht eine prachtvolle Silhouette der bayerischen Voralpenkette. Oberhalb des Eichelbergs thront erhaben die katholische Filialkirche St. Michael mit einem spätgotischen Chor und einem Turmunterbau - umgeben von einer Friedhofsmauer aus Tuffstein aus dem 18. Jahrhundert. Einen Besuch der Kirche - auch als Hochzeitskirche sehr gut geeignet - sollte man sich nicht entgehen lassen. Nun ist der höchste Punkt der Wanderung erreicht, als Belohnung gibt es eine einmalige Sicht in alle Himmelsrichtungen. Auf dem Kirchweg entlang wandert man vorbei an dem Gebäude der Gemeinde Bruck, biegt nach rechts in die Dorf- und gleich wieder nach rechts in die Talstraße ein. Am Ortsende - die Hauptstraße macht eine kleine Biegung nach rechts - geht man am Doimahof die Teerstraße nach links.

Die Straße wird zu einem breiten leicht abschüssigen Feldweg in südwestlicher Richtung. Der malerische Blick auf die torfig, grüne Wiesenlandschaft, die kleinen Wäldchen, die im Winter zur Treibjagd einladen, und die Holzhütten vermitteln die Sicherheit, dass das Brucker Moos direkt vor uns liegt. Es ist eines von mittlerweile etwa 400 bayerischen "Arten- und Biotopschutzprojekten" (ABSP) mit dem Ziel, durch Wiedervernässung und Nutzungsextensivierung den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen und um Wiesenbrütern, wie Kiebitzen und Schnepfen einen neuen Lebensraum zu bieten. Bereits im 18. Jahrhundert unter Kurfürst Karl-Theodor begann die Kultivierung des Moores, die das Leben der Einwohner entscheidend mitgeprägt hat.

Der Weg verläuft weiter geradeaus über die Moosach. Vor dem alten, etwas heruntergekommenen Holzschuppen verläuft der Weg nach rechts in südwestlicher Richtung. In Richtung Nordosten ist noch einmal die herausragende Lage der Alxinger Kirche zu erkennen. Man wandert am westlichen Moosachhang an den kleinen Ortschaften Schlipfhausen und Nebelberg vorbei und stößt nur kurze Zeit später an der nächsten Kreuzung auf einen kleinen Abschnitt des Sempt-Mangfall Radweges. Zwischen zwei alten Kastanienbäumen stehen eine etwas verfallene Granitsäule mit einem kleinen Gottesbild und daneben eine kleine Bank. Es geht weiter mit Blick auf die Brucker Pfarrkirche St. Peter und Paul. Die anmutige Landschaft des Alpenvorlandes in der Umgebung Brucks wurde vor etwa 20 000 Jahren geformt, als aus dem Inntal ein mächtiger Junggletscher herausdrang und seine Eiszungen sich weit in diese Region vorschoben. Eine Periode der Erwärmung brachte die Eismassen zum Schmelzen. Es entstanden gewaltige und schnell abfließende Gletscherwasserströme, durch deren Urgewalt im Verlauf einiger Jahrtausende unsere Landschaft mit seinen Tälern und Höhen geformt wurden. Nach der Kirche wandert man rechts Richtung Brücke und Moosach und trifft auf eine Statue des heiligen Nepomuk, der einer Legende nach das Beichtgeheimnis nicht preisgeben wollte und deswegen vom König Wenzel von der Prager Karlsbrücke ins Wasser gestürzt wurde. Er gilt deswegen auch als Brückenheiliger sowie als Patron des Beichtgeheimnisses. Nach der Brücke links ein Pferdegestüt und in der Ferne schon der Sportplatz - das Ziel der Wanderung ist erreicht.

Die Tour zusammengestellt hat Jochen Hoepner, Naturfreund und Radlfahrer aus Baldham. Der gebürtige Laboeer publiziert seit 2016 Rad- und Wanderführer im Eigenverlag. Entnommen ist diese Tour dem Buch "Wandern durch die Jahreszeiten" im Landkreis Ebersberg, 1. Auflage, 2019, erhältlich zum Preis von 15 Euro bei allen lokalen Buchhändlern im Landkreis Ebersberg.

© SZ vom 07.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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