Für den guten Zweck:Lichtblick in der Not: Startschuss für SZ-Adventskalender

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Das Leben im Großraum München ist teuer. Oft reicht die kleine Rente nicht einmal für das Nötigste. (Foto: Archivbild: Catherina Hess)

Das Spendenhilfswerk der Süddeutschen Zeitung bittet zum 71. Mal um die Unterstützung der Leser.

Von Alexandra Leuthner

Von einem Augenblick zum anderen kann es vorbei sein, das Leben, das wir bisher kannten. Ein falscher Tritt, ein Sportunfall, ein Autofahrer, der einem beim Überholen auf der falschen Fahrspur entgegen kommt. Es kann jeden treffen.

Hilde G. (alle Namen von der Redaktion geändert), über die die SZ im Rahmen des Adventskalenders im vergangenen Jahr berichtet hat, ist so etwas passiert. Ein Auto ist in die Seite ihres Wagens gekracht, hat sie schwer verletzt. Seither ist sie Schmerzpatientin, benötigt ein Sauerstoffgerät, um atmen zu können, kämpft mit Flashbacks und Depressionen, ihr Immunsystem streikt. Sie kann nicht arbeiten, die schwerbehinderte Frau muss rund um die Uhr von ihrer Tochter betreut werden.

Das Elend kann aber auch von innen kommen, kann uns ohne Vorwarnung überfallen, so wie bei Sarah P., die eigentlich Ärztin werden wollte. Plötzlich jedoch erkrankte sie an Schizophrenie, ist nicht mehr in der Lage, ohne Hilfe und Medikamente zu leben und unfähig, einen geregelten Beruf auszuüben. Auch Alfred B., hoch begabter Zeichner, leidet zeitlebens an Schizophrenie. Er zog jahrelang ruhelos durchs Land, ohne je Fuß fassen zu können. Grundsicherung und eine WG gaben ihm schließlich ein wenig Halt, für ein paar Möbel aber reichte ihm das Geld nicht, auch nicht für die Pinsel, mit denen er immer noch so gerne malt.

7,2 Millionen Euro sind im vergangenen Jahr zusammen gekommen

Der SZ-Adventskalender für gute Werke hat es sich seit 71 Jahren zur Aufgabe gemacht, Menschen in solchen und anderen Notsituationen zu helfen. 7,2 Millionen Euro sind im vergangenen Jahr zusammen gekommen, als gezielte Einzelspenden, aber auch als Spenden für soziale Institutionen. Leser gaben Geld, Firmen auch. Erlöse von Benefizveranstaltungen oder Konzerten, wie dem des Grafinger Jugendorchesters, das diesmal schon im Juni für den guten Zweck im Alten Speicher gespielt hat, fließen ebenfalls eins zu eins in die Spendenorganisation der Süddeutschen Zeitung.

(Foto: SZ Grafik)

Hilfsorganisationen und -projekte werden damit unterstützt, je nach Antrag auch die Sozialämter der Kommunen. Das Geld fließt auch in Projekte wie Schulessen, Lebensmittelpakete, Musikvermittlung für bedürftige Familien oder Sportvereinsbeiträge. Im Vorjahr finanzierte der Adventskalender für die Sozialpsychiatrischen Dienste Ebersberg ein neues Fahrzeug, mit dem die Betreuerinnen und Betreuer zu ihren Klienten fahren oder diese bei Arzt- oder Behördengängen begleiten können.

Im Landkreis Ebersberg wurden aber auch Familien unterstützt, denen das Geld hinten und vorne nicht reicht - und sie müssen in der reichen Region München noch nicht mal Hartz IV-Empfänger sein. So wie Selma und Yassin P., auch von ihnen berichtete die SZ im Dezember vergangenen Jahres. Beide zusammen verdienten kaum genug, um ihren drei Kindern neben dem Dach über dem Kopf noch den Fußballverein oder Winterschuhe finanzieren zu können. Mario R., einem IT-Techniker, reichte sein Vollzeitjob nicht, um seinen fünf Söhnen das zu bieten, was für andere selbstverständlich ist.

Kinder leiden unter dem Schicksal ihrer Elter häufig ganz besonders

Auch diesmal soll es im Adventskalender unter anderem um Kinder gehen, für die es vielleicht am schlimmsten ist, wenn ihre Eltern weniger Geld haben als der Durchschnitt. 30 Jahre nach dem Inkrafttreten der UN-Kinderrechtskonvention sollten sie eigentlich gleiche Chancen auf Bildung, Freizeit und Spiel haben. Wo aber schon das Geld für die Miete knapp ist, können sie oft nur zusehen, wenn ihre Freunde im Verein kicken.

Immer mehr Menschen im reichen Großraum München müssen Angst haben, ihre Wohnung zu verlieren, oder sitzen auf der Straße. Nicht nur für ältere oder kranke Menschen ist das eine Katastrophe. Menschen, die noch nicht lange in Deutschland leben, kämpfen, wenn sie denn eine Wohnung gefunden haben, mit noch weiteren Herausforderungen: Die neue Sprache, die sie für Schule, Ausbildung, Beruf aber auch fürs Ankommen in der Nachbarschaft brauchen. Sie will der Adventskalender ebenso unterstützen wie Menschen mit Behinderungen. Selbst wenn sie mitten im Leben stehen, ist es für Menschen mit einem psychischen oder physischen Handicap meist schwer, einfach mal ins Café oder ins Kino zu gehen. Aus staatlichen Unterstützungsleistungen ist das oft nicht zu finanzieren.

Naturgemäß sind es oft traurige Geschichten, die für den SZ-Adventskalender erzählt werden. Umso schöner aber ist es, wenn sie - auch über die Spenden hinaus - Folgen zeigten, so wie im vergangenen Dezember geschehen. Mario R., der jeden Cent, den er verdient, in seine Buben investiert, sich aber einen gemeinsamen Urlaub mit allen, ja nicht mal einen Ausflug wirklich leisten kann, erhielt einige Tage nach dem Erscheinen des Artikels über ihn einen Anruf von der Therme Erding und eine Exklusiveinladung zu einem Tag im Rutschenparadies für ihn und alle seine Kinder. Und im August dann erreichte die Redaktion eine Mail der "Manfred und Ute Schmidt Sozialstiftung" für Dieter D., der nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist: eine Einladung zu einem Ausflug in die Sauschütt.

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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