SZ-Adventskalender:Der Alte Speicher wird zum Ballroom

GJO - SZ Adventskalender Benefiz

Ein Abend, der in die Beine geht: Mit flotten Rhythmen animiert das Grafinger Jugendorchester um Teresa Gruber und Kilian Berger die Zuhörer im Alten Speicher dazu, die Tanzfläche zu stürmen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei ihrem mitreißenden Benefizkonzert zu Gunsten des SZ-Adventskalenders versetzt die Combo des "Grafinger Jugendorchesters" das Ebersberger Publikum in Tanzlaune.

Von Rita Baedeker, Ebersberg

"Wir sind nicht beleidigt, wenn ihr euch jetzt die Ohren zuhaltet", sagt Hedi Gruber, die Chefin des Grafinger Jugendorchesters, zum Auftakt des Benefizkonzerts zugunsten des SZ-Adventskalenders für gute Werke vergangenen Samstagabend in Ebersberg.

Ihre mahnenden Worte gelten natürlich nur dem Auftritt der jungen Schlagzeuger von der "Drumline". Eigentlich sollten diese draußen mit ihren Beats die Vorfreude der Besucher steigern. Das aufziehende Gewitter aber ist, wie so oft bei Freiluft-Konzerten, Spielverderber. Und so wird im Saal getrommelt, kurzes Vorspiel zu einem Konzert- und Tanzabend, wie man ihn sich lange schon gewünscht hat: mit toller Musik, mitreißenden Rhythmen, fröhlich, bewegend. Es ist ein Abend, der drei Stunden lang Ohren und Herzen öffnen wird, vielleicht auch für die Not jener Menschen, denen es nicht vergönnt ist, ausgelassen zu feiern und zu tanzen wie die rund 200 Besucher im Saal, der freigeräumt wurde, damit jeder nach Lust und Laune tanzen, zur Bar gehen oder eine Pause an einem der Bistrotische einlegen kann.

Not und Armut sind nicht abhängig von der Jahreszeit

Jeder Euro der Einnahmen dieses Benefizkonzerts kommt, wie Karin Kampwerth, SZ-Redakteurin und stellvertretende Leiterin des Ressorts München, Region und Bayern, erklärt, den Hilfsprojekten des Vereins zugute. Und nein, man habe sich nicht im Datum geirrt, wenn das Konzert dieses Mal nicht vor Weihnachten, sondern schon zum Ende der Pfingstferien stattfinde. Denn Not und Armut seien nicht abhängig von der Jahreszeit. Das zu erwartende Weihnachtsgeld könne man ja auch jetzt schon gut anlegen, fügt sie hinzu.

GJO - SZ Adventskalender Benefiz

Das Publikum lässt sich nicht lange bitten und stürmt auf das Parkett.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

"Wenn die SZ sich etwas wünscht, dann muss man das auch umsetzen", erklärt Landrat Robert Niedergesäß mit einem Augenzwinkern in seiner Begrüßungsrede. Er dankt dem Adventskalender, der sich seit 1948 für Menschen einsetzt, die krank, arbeitslos, arm und einsam sind, für dessen unermüdliches Engagement und lobt die Zusammenarbeit zwischen Süddeutscher Zeitung und Landratsamt. Er selber, so verrät er an diesem Abend, habe als junger Mann zwar einen Tanzkurs besucht, nun aber bevorzuge er Freistil.

"Spaß haben und Gutes tun" lautet das Motto des Abends. Viel Gutes tun die Musiker, die unentgeltlich spielen, singen, das Publikum auf die Tanzfläche locken. "Kommen Sie ran, kommen Sie ran", sagt Moderator Philipp Gassert. Und das geneigte Publikum lässt sich nicht lange bitten.

Der Rhythmus bringt das Blut in Wallung - und lockt auf die Tanzfläche

Angefeuert von Tänzerin Martina Germeier, die ein "Kleines Schwarzes" trägt und Gelenke aus Gummi zu besitzen scheint, lassen sich die Besucher hin- und mitreißen von Boogie, Rock 'n' Roll, von Charleston, Lindy Hop und anderen Tänzen der Swing-Ära. Aber wen kümmern schon Stilbezeichnungen, wenn der Rhythmus einen auf die Tanzfläche zwingt, das Blut in Wallung gerät? Vom Mädchen im Vorschulalter, das sich fast bis zum Umfallen dreht, bis zum Senior machen alle enthusiastisch mit, auch bei der Tanzkurs-Einlage, die auf der Basis von acht Schritten - vorwärts, rückwärts, seitwärts, Wechselschritt -, in einer überraschend stimmigen Choreografie mündet.

Ansonsten herrscht stilistische Vielfalt. Die einen toben sich im Freistil aus, andere lassen sich vom Vorbild inspirieren und wieder andere glänzen bei Rock 'n' Roll und Foxtrott mit präzisen Schrittfolgen. "Das Tanzen beginnt dann, wenn man aus dem Gleichgewicht gerät und der Körper sich ganz in die Musik einfühlt", sagt Martina Germeier. "Die Leute sollen das vor allem genießen!" Und das tun sie. Man kann es an den Gesichtern ablesen, an strahlenden Augen, am Lächeln, an der ausgelassenen Stimmung, an wilden Schritten, Drehungen und Sprüngen.

Die jungen Musiker dürfen sich so richtig austoben

Dass dieser Abend so besonders ist, liegt aber vor allem an der mehrere Generationen begeisternden Musikauswahl, am reifen Können und der überbordenden Freude der Combo. "Die wollen sich auch mal austoben", sagt Hedi Gruber, die ihre Schützlinge zwar immer gut im Griff hat, sie im richtigen Moment aber auch gerne von der Leine lässt.

GJO - SZ Adventskalender Benefiz

Sie heizen den Zuhörern so richtig ein: Die Schlagzeuger der "Drumline".

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Komplett von der Rolle sind Musiker und Publikum etwa beim Song "I wanna be like you", dem Lied des Affenkönigs King Louie in Walt Disneys "Dschungelbuch", das an diesem Abend in einem Arrangement mit fesselndem Drumsolo und Klavierpart erklingt; bei "Diga diga doo", einem Foxtrott von 1928, einem Paradestück für die Posaunen, das sich in einen furiosen Rhythmus steigert; beim lauten und lässig gesungenen Rocksong "La Grange", und auch beim hochästhetischen und artistischen Jive, den Teresa Gruber im hellgrünen Fummel und Kilian Berger zur Musik von "Mambo Nr. 5" tanzen.

Holz- und Blechbläser geben den Ton an, die Streicher sind heute in der Minderheit. Tänzer und Tänzerinnen, Sänger und Sängerinnen verbreiten New Yorker Ballroom-Atmosphäre, und das mit bluesigem Timbre in der Stimme, eleganter Gestik, mit viel Charme und Show. Ska und Rock kommen zu Gehör, der Schlager "Heidi" von Django 3000 - in einer Version, die in die Beine fährt. Und schließlich "Proud Mary", Hit von Creedence Clearwater Revival, Lieblingsstück der Combo und ein "Rausschmeißer", bei dem noch mal die Post abgeht. Herrlicher Abend, tosender Applaus - und eine Wiederholung ist dringend erwünscht.

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