SZ-Adventskalender:Wenn es nicht mal für Winterstiefel reicht

Lesezeit: 3 min

Eine Katze wie diese ist für Cora A. der einzige Halt. Zu ihrer Familie hat sie kaum Kontakt, die Freunde wohnen zu weit weg. (Foto: imago stock&people)

Um nicht von Sozialleistungen abhängig zu sein, hat die 67-jährige Cora A. trotz Krankheit wieder zu arbeiten begonnen. Doch das Geld ist nach wie vor knapp.

Von Greta Wach, Ebersberg

17 Jahre lang war Cora A. für ein Unternehmen tätig, das Heiz- und Wasserkostenabrechnungen erstellt, doch nach einem Geschäftsführerwechsel wurde ihr kurzerhand gekündigt. Weil die Mieten in der Stadt zu hoch waren, suchte sie eine Wohnung im Umland, die sie mit etwas Glück im Landkreis Ebersberg fand. Doch mit dem Umzug verlor Cora A. ihr gewohntes und geliebtes Umfeld.

"Es ist mir schon schwergefallen umzuziehen, aber es hilft ja nichts", erzählt die gebürtige Münchnerin. Eigentlich hatte der Wegzug nur eine Zwischenlösung sein sollen, doch die hohen Wohnkosten in der Stadt seien für Menschen wie sie einfach nicht mehr tragbar. "Ich habe nur noch für die Miete gearbeitet - übrig geblieben ist da nichts", sagt sie. Gut drei Jahre lebt Cora A. nun schon im Landkreis - in einer Wohnung, die für sie allein eigentlich zu groß und noch immer zu teuer ist.

Erneut droht der Verlust ihrer Wohnung

Neben ihrer bescheidenen Rente von etwa 300 Euro bezog sie nach ihrer Kündigung ein knappes Jahr lang Sozialleistungen und hielt sich zusätzlich mit Gelegenheitsjobs wie dem Ausfahren von Essen oder sonstigen Kuriertätigkeiten über Wasser. Doch das Geld reichte hinten und vorne nicht. "Mit der Sozialhilfe ist das so eine Sache. Man kann zwar nebenher etwas dazuverdienen, aber bis auf einen kleinen Teil wird einem alles abgezogen", erklärt sie. Als Cora A. dann erneut der Verlust ihrer Wohnung und sogar der ihrer privaten Krankenversicherung drohte, war für sie aufs Neue ein Tiefpunkt erreicht. "Für mich war das einfach inakzeptabel", erzählt sie.

Die 67-Jährige begann wieder zu arbeiten. Drei bis vier Mal in der Woche ist sie heute im Vertrieb eines Unternehmens tätig. "Für mich war immer klar, dass ich wieder arbeiten will. Nur so kann ich überleben", erzählt sie. Doch einfacher geworden ist die Situation deshalb trotzdem nicht, Geldsorgen hat sie nach wie vor. "Anstellen will mich in meinem Alter niemand mehr. Ich muss immer schauen, dass ich das verdiene, was ich brauche, damit ich nicht wieder da lande, wo ich schon mal war", erklärt sie.

Das Geld reicht nur für das Nötigste

Auch gesundheitlich ist Cora A. eingeschränkt, was es ihr zusätzlich schwermacht, ihren Unterhalt zu bestreiten. Insgesamt fünf Bandscheibenvorfälle hat sie in den vergangenen Jahren erlitten. Auf dem linken Auge ist sie fast blind. "Es geht einfach nicht mehr so wie früher", sagt sie. Sie muss kürzertreten, aber das bedeutet auch, dass sie monatlich weniger Geld zur Verfügung hat. "Sagen wir so: Ich komme über die Runden."

Jeden Monat bleiben ihr etwa 400 Euro für den Alltag. Das Geld reicht nur für das Nötigste, zur Seite legen kann sie davon nichts. Steigende Lebensmittel- und Energiepreise stellen deshalb regelmäßig eine Herausforderung für sie dar, und auch außerordentliche Kosten wie Tierarztbesuche mit ihrer Katze Amy oder Reparaturen an ihrem Auto, das sie braucht, um überhaupt zur Arbeit zu kommen, sind kaum zu bewältigen.

Nur selten sieht sie Freunde oder Verwandte

Ihre Katze, die sie liebevoll "kleiner Zwerg" nennt, ist der einzige Anker in ihrem Leben. Mitten in der Pandemie sei sie umgezogen. "Anschluss findet man da keinen", erklärt sie. All ihre Freunde und Bekannten wohnten in München und Umgebung, viele hätten kein Auto, und auf den öffentlichen Nahverkehr sei hier auf dem Land kein Verlass. Cora A. erzählt, wie eine Freundin kürzlich am Telefon scherzte, ob sie sich bei ihrem nächsten Treffen wohl noch erkennen würden.

Auch zu ihrer Familie hat sie kaum noch Kontakt. Nach dem Tod ihrer Eltern - ihr Vater verstarb bereits, als sie 13 Jahre alt war - hatte sich ihr Bruder von der Familie abgewandt, auch ihre Schwester sieht sie selten. Sie habe sich immer Kinder gewünscht, aber es habe nicht geklappt, sagt sie. Der kleine Gartenanteil, der zu ihrer Wohnung gehört, ist unbenutzt, auch die Gartenmöbel sind noch original verpackt. "Was soll ich denn da draußen allein?"

Cora A. lässt sich nicht unterkriegen

Trotz ihres Schicksals scheint Cora A. eine zuversichtliche Frau zu sein. "Ich war schon immer so", sagt sie beinahe stolz. "Wenn es mir schlecht geht, sage ich mir immer: 'Denk nur an all die Leute, denen es noch viel schlechter geht als dir'." Sie könne sich nicht gehen lassen, ihre Katze brauche sie ja.

Cora A. benötigt dringend neue Winterstiefel, eine Spende könnte da Abhilfe schaffen. "Jedes Jahr frage ich mich: Muss das jetzt sein, oder gehen sie heuer doch noch mal?" Außerdem hat Cora A. große Angst, dass doch mal eine größere Reparatur an ihrem Auto fällig wird und sie womöglich nicht mehr zur Arbeit kommt, etwas Geld als Reserve wäre daher schön. "Sich mal was gönnen, wäre auch toll. Essen gehen oder so".

So können Sie spenden

Überweisungen sind auf folgendes Konto möglich: "Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.", Stadtsparkasse München, IBAN: DE86 7015 0000 0000 6007 00, BIC: SSKMDEMM

Weitere Informationen auf www.sz-adventskalender.de oder www.facebook.com/szadventskalender .

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKreisklinik Ebersberg
:27 000 Euro Defizit jeden Tag

Die Ebersberger Kreisklinik erlebt ihr bisher wirtschaftlich schwierigstes Geschäftsjahr mit einem zweistelligen Millionenverlust. Weil sich die Kosten nicht mehr durch die Einnahmen decken lassen, hofft Geschäftsführer Stefan Huber auf Hilfe aus der Politik - doch die ist bislang nicht in Sicht.

Von Andreas Junkmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: