Freizeit in Ebersberg:"Hier regieren die Kinder"

Lesezeit: 4 min

Beim Workshop "Mini-Ebersberg" sind die Jüngsten in der Kreisstadt gefragt: Sie können eine eigene Vision davon entwickeln, wie ihre Heimat künftig aussehen soll. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bei einem Workshop am 6. September können sich Sieben- bis 15-Jährige in die Planung für ein Mini-Ebersberg im kommenden Jahr einbringen. Im Interview erklärt Initiatorin Lakhena Leng, wie die Kreisstadt zur Spielstadt werden könnte.

Interview von Michaela Pelz, Ebersberg

Nach dem Vorbild von größeren und kleineren Spielstädten überall auf der Welt wollen Clemens Scheerer vom Kreisjugendring, Caterina Maurizi von der Ausländerhilfe Ebersberg und die Dritte Bürgermeisterin Lakhena Leng ein ähnliches Projekt während der Sommerferien 2023 in Ebersberg etablieren. Zum Start laden sie daher im Rahmen des "Ebersberger Ferienspaß" am 6. September Kinder zwischen sieben und 15 Jahren dazu ein, bei einem Workshop eigene Ideen zu entwickeln.

SZ: Frau Leng, wie kamen Sie zur Idee, in Ebersberg eine Spielstadt aufzumachen?

Lakhena Leng: Weil ich eigene Kinder habe, habe ich mir das Konzept schon öfter angeschaut - auch in Rosenheim. Ich selbst konnte als Kind nicht an einem Angebot wie "Mini-München" teilnehmen - es war einfach zu weit weg und zu viel Aufwand. Gleichzeitig habe ich mich oft gefragt: Wie können wir Kinder unterstützen, selbstverantwortliche Menschen zu werden? Zumal Kinder und Jugendliche auch in der Demokratie wahnsinnig wenig Einfluss haben auf die Welt, die von uns gestaltet wird. Wir entscheiden, was sie dürfen oder können.

Und dann...?

...saß ich mit Clemens Scheerer vom Kreisjugendring zusammen. Wir sprachen darüber, dass in den letzten drei Jahren der Schwerpunkt nicht auf die Kinder gelegt wurde und es doch schön wäre, gerade jetzt etwas Neues für die Kinder anzubieten. Auf der anderen Seite stellte sich uns natürlich die Frage: Kann man so etwas in einer, im Vergleich zu München, kleinen Stadt wie Ebersberg realisieren? Ist das zu groß gedacht? Ist es finanzierbar, verwaltbar, koordinierbar?

Offenbar konnten Sie das mit "Ja" beantworten. Wie sieht nun der Plan aus?

Wir haben ein Grundkonzept, haben aber das Projekt noch nicht begonnen. An erster Stelle steht die Idee, dass die Kinder von Anfang an mitgestalten und sagen sollen, was sie gerne haben wollen - nicht, wie wir Erwachsene es uns vorstellen. Hier regieren die Kinder.

Dritte Bürgermeisterin Lakhena Leng möchte, dass auch in Ebersberg eine Spielstadt in den Sommerferien entsteht. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Was unterscheidet das Ganze von den Aktivitäten in einem Abenteuerspielplatz?

Es ist halt wirklich eine kleine Stadt, in der man spielerisch Demokratie erleben kann. Die Stadt steht im Vordergrund, das Bauen und Arbeiten passiert nebenbei. Weil das Konzept ergebnisoffen ist, wissen wir jetzt zum Beispiel noch gar nicht, ob es ein "Arbeitsamt" geben wird. Und: Braucht man überhaupt eine Bürgermeisterin oder stellen die Kinder sich anders vor, wie die Stadt funktioniert?

Was versprechen Sie sich als Stadt- und Kreisrätin der Grünen von diesem Konzept?

Meine Partei spielt hier gar keine Rolle. Die Spielstadt gehört den Kindern und darum muss sie frei von Parteipolitik sein.

Was fasziniert Sie als Mutter an diesem Projekt?

Die Vorstellung, dass Kinder ihre Welt selbst erfinden und gleich ausprobieren können, ob es so funktioniert. Sie merken direkt, was gut oder schlecht ist und können es entsprechend adaptieren.

An welche Altersgruppe soll es sich richten?

Wie in München, von sieben bis 15 Jahren. Dann schauen wir, wohin es sich entwickelt und was wir speziell den Älteren anbieten können. Vielleicht wird es Coachings geben, so dass die auch direkt für ihre Zukunft etwas haben.

Und wie viele Kinder werden teilnehmen können?

Wir würden mit 60 anfangen, aus dem gesamten Landkreis - das wäre nicht zu groß und nicht zu klein.

Gibt es schon Pläne zu Ort und Zeit?

Weil wir die Volksfesthalle favorisieren, ist die letzte Ferienwoche gesetzt. Wir wollen mit fünf Tagen starten plus einem halben Tag, an dem die Erwachsenen dazukommen können, um sich die Stadt anzuschauen. Das ist aber alles noch nicht festgeschrieben. Wenn es sich entwickelt, könnte es in der Zukunft auch länger gehen.

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Wie sieht es mit Kooperationspartnern aus?

Da wir noch nach Sponsoren suchen , wird es im ersten Jahr vielleicht ein wenig kleiner sein. Wir befinden uns in einer Krise und man weiß nicht, ob die Unternehmen gewillt sind, uns zu unterstützen. Wir hoffen auf Unterstützung von Seiten der Stadt und darauf, Förderungen zu bekommen.

Könnte man sich auch jenseits einer finanziellen Beteiligung einbringen?

Unbedingt! Wir wollen mit den Vereinen und sehr gerne mit Handwerkern zusammenarbeiten, die die Kinder praktisch anleiten. Weil auf jeden Fall auch Bildungsarbeit dabei sein soll, wünschen wir uns für Workshops und Kurzvorträge auch Mentoren und Coaches aus der Industrie. Menschen aus unterschiedlichen Forschungsbereichen oder dem Naturschutz. Und den Medien. Das müssen gar nicht nur Erwachsene sein - es wären uns auch Teenager mit Erfahrung in Schülerzeitschriften willkommen.

Mini-München ist kostenlos, wie viel wird Mini-Ebersberg kosten?

Das hängt von den Sponsoren ab. Es wird sich aber um einen Betrag handeln, den sich alle leisten können.

In Mini-München zahlt man mit "MiMü" - wird es bei Ihnen "Ebers" geben?

Wir werden auf jeden Fall eine Währung haben. Und alle Kinder bekommen, anders als in der Erwachsenenwelt, dasselbe, egal was sie machen. Wie genau unser Geld heißt, werden wir grob beim Workshop im September ausarbeiten.

Zu welchen anderen Dingen dürfen sich die Kinder Gedanken machen?

Dazu, wie unsere Stadt genau heißen soll, zum Logo, und zu dem, was sie gerne haben möchten. Was wollen sie erleben? Wie wollen sie miteinander umgehen und wie soll die Stadt aussehen?

Gibt es noch freie Plätze?

20 Kinder zwischen sechs und 13 Jahren sind schon angemeldet, aber wir haben noch zehn freie Plätze. Vor allem möchten wir diejenigen einladen, die direkt die erste Spielstadt mitgestalten möchten. Ihre Ideen können sie dann gleich Bürgermeister Ulrich Proske präsentieren, der uns an diesem Tag besuchen wird.

Workshop "Mini-Ebersberg". Dienstag, 6. September, 9 bis 15 Uhr, Grundschule an der Floßmannstraße, Ebersberg. Kosten: 7 Euro. Anmeldungen über ferienspass.ebe@gmail.com

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