Schrottgalerie in Glonn:Wagnis Livemusik

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Die Kleinkunstbühne lädt am Wochenende das erste Mal seit der Corona-Schließung wieder zum Konzert. Sollte das Konzept aufgehen, lockt ein schönes Herbstprogramm

Von Anja Blum

Die Schrottgalerie in Glonn wagt einen Neustart: Nach monatelanger Corona-Schließung startet dort nun ein vielseitiges Herbstprogramm aus Blues, Flamenco, Jazz, Liedermacherei und Weltmusik. Den Anfang machen am Samstag, 12. September, The Ukelites, sie präsentieren mit ungewöhnlichen Instrumenten liebevolle Arrangements fast schon vergessener Lieder, meist aus dem großen Repertoire der Jazz- und Swingära oder des Rhythm and Blues, dazu gibt es Überraschungen aus Pop und Country oder hawaiianische Exotika. Das Team der Schrottgalerie ist diesmal allerdings nicht nur gespannt auf die Band, sondern auf den ganzen Abend: Er ist ein Testballon.

Klein aber fein, ganz persönlich und locker geht es normalerweise zu in der Schrottgalerie Friedel, was die Bluesgemeinde aus der Region auch sehr zu schätzen weiß. Mit den Anforderungen durch eine Pandemie allerdings ist solch ein Konzertabend nur schwer zu vereinbaren, deswegen war die Glonner Kleinkunstbühne seit März geschlossen. Lange zerbrachen sich die Verantwortlichen um Steinmetz Hanno Größl den Kopf, wie es weitergehen könnte, das Projekt Livestream wurde nach bereits einem Versuch wieder begraben: Zu viel Technik hätte dafür angeschafft werden müssen, außerdem entspricht eine Onlineübertragung so gar nicht dem freien Konzept der Schrottgalerie, die allein auf Leidenschaft, Begegnung und Spendenbereitschaft baut.

"The Ukelites" wollen das Publikum mit Ukulelen, hawaiianischer Steel Guitar, Saxofon und Schlagzeug bezaubern. (Foto: Veranstalter)

Das hat auch eine Umfrage unter den Stammgästen bestätigt: "Bis auf wenige Ausnahmen haben sich alle für Livekonzerte unter Corona-Bedingungen ausgesprochen", berichtet Größl. Und auch die meistern der bereits gebuchten Musiker hätten positiv auf eine Anfrage reagiert: "Viele freuen sich sehr, dass sie endlich wieder spielen dürfen - auch für ein kleines, erlesenes Publikum!" Also hat das Team der Schrottgalerie nun entschieden, diesen Weg einzuschlagen. Bis Ende Oktober sind elf Termine geboten - laut Größl ist dieser Zeitraum der erste Testlauf. Funktioniert das neue Konzept, könne es danach gleich weitergehen, sagt er, das Programm stehe bereits bis in den Dezember hinein.

Um die Schrottgalerie wieder öffnen zu dürfen, haben die Macher in Absprache mit den Ämtern ein Schutz- und Hygienekonzept entwickelt. Kern dessen ist freilich, dass die Abstandsregeln eingehalten werden müssen. Lange hat das Team getüftelt, um eine sichere und trotzdem gute Bestuhlung des Raums zu finden. Letztendlich wurde er komplett umgebaut: Die Bühne befindet sich nun gegenüber des Eingangs, dort, wo früher eine Eckbank stand. "So haben wir eine sehr offene, flexible und luftige Situation, die genug Platz lässt zwischen den Gästen sowie zwischen Publikum und Musikern", freut sich Größl. Zudem sei nun sogar etwas mehr Platz für Besucher als ursprünglich gedacht, 37 seien das Maximum. Optimal ausgenutzt werden könne der Raum allerdings nur, wenn sich die Gäste als zusammengehörige Gruppen anmeldeten.

Lange haben die Verantwortlichen getüftelt, um möglichst viele Menschen sicher in der Glonner Schrottgalerie unterbringen zu können. (Foto: Veranstalter)

Die zweite große Veränderung ist, dass Spontanbesuche nun leider tabu sind: Man muss immer per Mail reservieren, wobei die persönlichen Daten aller Gäste anzugeben sind. "Diese werden ausschließlich für uns einsehbar für vier Wochen gespeichert und dann gelöscht", erklärt Größl. Um dieses Procedere für das Publikum noch einfacher zu gestalten, arbeite man gerade an einem Online-Anmeldeformular, über das dann auch die Zahl der noch verfügbaren Plätze ersichtlich sein soll. Ebenfalls zum Hygienekonzept gehört eine gute Durchlüftung, was beinhaltet, dass die Fenster auch während der Veranstaltung gekippt bleiben müssen. Das aber bereitet dem Team der Bühne schon ein wenig Kopfzerbrechen: "Kommen die Leute wirklich, auch wenn es kälter wird?"

Ansonsten gelten die üblichen Regeln: Maskenpflicht bis zum zugewiesenen Platz, Abstand halten im Eingangsbereich und bei den Toiletten, Staus vermeiden. Flaschengetränke sind weiter in Selbstbedienung erhältlich - dank fest montiertem Flaschenöffner für kontaktlose Nutzung. Wein muss künftig vom Veranstalter ausgeschenkt werden. "Bitte kommt früh genug und bringt Geduld mit, da alles etwas länger dauern wird", heißt es im Newsletter. "Aber es pressiert ja nix!"

Die Finanzierung der Schrottgalerie funktioniert wie gewohnt auf Spendenbasis, nur die Empfehlung für den Getränke-Obulus werde man leicht erhöhen, sagt Größl, aufgrund der geringeren Anzahl der Gäste. "Beim Hut für die Musiker hingegen machen wir uns gar keine Sorgen, da ist die Wertschätzung immer sehr groß."

Schrottgalerie Friedel in Glonn: Samstag, 12. September, 19.30 Uhr: "The Ukelites", Reservierung per Mail an reservierung@schrottgaleriefriedel.de; das ganze Herbstprogramm unter www.schrottgaleriefriedel.de.

© SZ vom 10.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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