Polizei Poing:"Es ging ordentlich zur Sache bei uns"

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Seit 1971 sorgen die Beamten der Polizeiinspektion Poing für Sicherheit und Ordnung. Rudolf Hochhard und Erich Spitzl - zwei Schichtbeamte der ersten Stunde - können sich noch gut an die Anfänge der Inspektion vor 50 Jahren erinnern.

Von Daniel Limmer, Poing

"Jetzt kommen die ganzen Geschichten und Erlebnisse, die irgendwo in einer Schublade im Kopf verstaut waren, alle wieder hoch", stellt Rudolf Hochhard beim Erzählen über die alten Zeiten fest. Und das ist nicht gerade wenig, was er und sein ehemaliger Kollege Erich Spitzl so alles erlebt haben. Die beiden sind 1971 mit der Errichtung der neuen Polizeiinspektion nach Poing gekommen. Etwa 30 Beamte waren damals mit ihnen auf der Inspektion stationiert. In ihrer Schicht waren sie zu fünft. Alle fünf am Anfang ihrer Polizeilaufbahn. "Wir wurden ins kalte Wasser geschmissen", so Hochhard. Aus heutiger Sicht habe gerade das aber besonders zusammengeschweißt. Für rund 30 000 Bürgerinnen und Bürger war die Polizeiinspektion Poing damals verantwortlich - heute sind es über 70 000.

"Das hätte auch ganz anders ausgehen können"

Einige Fälle von damals sind Rudolf Hochhard, der 2002 die Leitung der PI Poing übernahm, besonders gut in Erinnerung geblieben. Zum Beispiel ein Einsatz, der im Zusammenhang mit mehreren Fleischdiebstählen am Staatsgut Grub passierte. An dem besagten Tag habe man die Diebe auf frischer Tat ertappt. Als sein Kollege dann gerade dabei war, die Eisentür am Eingang zu öffnen, schoss einer der Täter plötzlich von drinnen mit einem Revolver auf die beiden Beamten nach draußen. Ihr Glück - die Tür war noch nicht ganz offen, sodass die Kugel dort abprallte. "Das hätte auch ganz anders ausgehen können", erzählt Hochhard.

Das alte Polizeigebäude wurde mittlerweile aufstockt. (Foto: Polizei Poing/oh)

Einen anderen kuriosen Fall hat Erich Spitzl mit seinem Dienstgruppenleiter Anton Kapsner erlebt, als die beiden zu einem Familienstreit gerufen wurden. Am Haus angekommen, flog plötzlich eine Kugel durch die Tür - haarscharf an den Beamten vorbei. "Da holt der Kapsner seine Waffe aus dem Halfter und schießt zurück. Durch die Tür durch." Und trifft den Täter schließlich genau an der Hand, in der er seine Pistole hielt. Ein Volltreffer - quasi blind. Fälle, die Hochhard und Spitzl bis heute nicht vergessen haben. "Es ging schon ordentlich zur Sache bei uns", stellen die beiden fest.

Auch schwere Verkehrsunfälle standen damals noch regelmäßig auf der Tagesordnung. Gerade auf der B 12 - auch als "Todesstrecke" bekannt - habe es regelmäßig gekracht. Sowohl durch den Bau der A 94 als auch aufgrund der deutlich verbesserten Verkehrssicherheit ging die Anzahl der Unfalleinsätze bis heute dann immer mehr zurück. "Auch zu Schusswaffengebrauch komme es deutlich weniger", sagt der heutige Poinger Polizeichef, Helmut Hintereder.

Polizeiarbeit im Wandel der Zeit: Anton Kapsner vor 50 Jahren. (Foto: Polizei Poing/oh)

In der Ausstattung hat sich natürlich ebenfalls einiges getan. "Wir hatten damals noch keine Computer und EDV-Systeme. Dafür einen dicken Wälzer als Fahndungsbuch", erinnert sich Hochhard.

Trotzdem finden Spitzl, Hochhard und Hintereder durchaus auch Parallelen. Der Altersdurchschnitt auf der Polizeiinspektion Poing - ist bis heute eher niedrig. Und auch bei den Einsatzabläufen ist vieles gleich geblieben. Aber vor allem der Zusammenhalt sei es, der die Polizei Poing immer schon ausmache.

Rudolf Hochhard war bei der Polizeiinspektion Poing von Anfang an dabei. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Aktuell sorgen über 60 Polizistinnen und Polizisten für die Sicherheit der Bürger im nördlichen Landkreis Ebersberg. Die personelle Lage habe sich in den vergangenen Jahren dabei deutlich verbessert. Und anlässlich des 50. Geburtstags hatte man dieses Jahr durchaus noch ein bisschen was vor.

"Eigentlich ist zum Jubiläum ein großes Konzert geplant gewesen, wie das auch schon beim 30-jährigen der Fall war", verrät Polizeichef Hintereder. Corona hat dem ganzen letztlich einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zumindest ein Austausch zwischen ehemaligen und heute aktiven Beamten war dann aber möglich. Ganz nach dem Motto: Auf die nächsten 50 Jahre.

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