Workshop für Siebtklässler:Und worin bist du gut?

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Gut 130 Schülerinnen und Schüler der siebten Klassen hören am Montagmorgen zu, was Alexander Mazza ihnen über das Kennenlernen der eigenen Stärken zu sagen hat. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Im Rahmen der "Stärkentage" hält der Moderator Alexander Mazza einen Workshop an der Realschule in Poing. Denn wer weiß, was einem selbst liegt, der hat es bei der Berufsorientierung gleich viel leichter.

Von Anna Steinhart, Poing

Montag. Erste Stunde. Unruhig ist es hier, in der Aula der Dominik-Brunner-Realschule in Poing - da wird gekichert, dort wird getuschelt. Aber als Alexander Mazza, bekannt als Moderator verschiedener TV-Formate, vor den etwa 130 Siebtklässler ans Mikrofon tritt, kehrt Ruhe ein. Wie man im späteren Leben denn Geld verdienen könne, fragt er in die Runde. "Bitcoin-Millionär!", ruft da ein Junge, "Fortnite-Gamer" ein anderer. Großes Gelächter hallt durch die Aula. Die Zeichen für einen spaßigen Vormittag stehen also schon einmal gut.

Das Projekt hinter all dem heißt "Stärkentage". Die gesamte Woche über gibt es neben der regulären Unterrichtszeit Workshops und Vorträge, alles im Sinne der Berufsorientierung. Den Anfang macht nun Alexander Mazza - bei ihm sollen die Schülerinnen und Schüler die eigenen Stärken kennenlernen und reflektieren, aber auch herausfinden, was ihnen vielleicht weniger gut liegt und was sie nicht leisten können. Laut dem 51-Jährigen ist dieses Wissen nämlich die Basis, um sich zu überlegen, welcher Beruf zu einem passen könnte. Und auch jetzt, im Schulalltag der Siebtklässler, sei es hilfreich, um sich bestmöglich einzubringen.

Der 51-jährige Alexander Mazza ist hauptsächlich als Moderator bekannt und erfolgreich, aber auch als Schauspieler und Coach unterwegs. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

"Ich weiß, wie wichtig es ist, sich selbst gut reflektieren zu können", sagt Mazza nun, immer noch in der Aula. Und dass auch die Fähigkeit wichtig sei, Feedback anderer anzunehmen, schiebt er noch hinterher. Nicht nur als Moderator, sondern auch als Schauspieler und Dozent sei er ständig damit konfrontiert.

Übrigens, als Dozent ist der 51-Jährige ebenfalls kein unbekanntes Gesicht an der Poinger Realschule. Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass er im Rahmen des von ihm initiierten Projekts "Stimme geben" da war. Damals lernten die Schülerinnen und Schüler in einem Online-Hörbuchworkshop, wie sie ihr Selbstbewusstsein stärken und ihre eigene Meinung formulieren können, aber auch, wie die eigene Mimik und Gestik die Wahrnehmung anderer positiv beeinflussen kann.

Es gehe nicht darum, immer anderen gefallen zu müssen, sagt Mazza

In der Aula indes zeigt sich Mazza am vergangenen Montag offen. Auch er habe sich selbst, beispielsweise bei Bühnenauftritten, schon viel negativer und kritischer eingeschätzt, als Freunde oder Familienmitglieder dies getan hätten. "Fremd- und Selbstreflexion liegen dann halt doch oft weiter auseinander, als man denkt", sagt er. Dabei betont der 51-Jährige jedoch auch, dass es nicht darum gehe, anderen immer zu gefallen - vielmehr sei es wichtig, Dinge zu sagen, hinter denen man selbst wirklich stehen könne.

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Die Siebtklässler bekommen dann den Auftrag, ihre Ideen zu möglichen Berufen, ihren Vorbildern und den eigenen Stärken schriftlich festzuhalten. Dann geht es zurück in die einzelnen Klassenzimmer, wo zunächst die eigenen Antworten mit einem Mitschüler oder einer Mitschülerin ausgetauscht werden. Der beziehungsweise die soll dann die verschriftlichten Gedanken vor den anderen Jugendlichen präsentieren und ergänzen. Und siehe da: Durch das Hinzuziehen dieser Außenperspektive kommen auf einmal zum Beispiel viel mehr Stärken zusammen - Stärken, die die Jugendlichen selbst an sich gar nicht wahrgenommen haben.

Während die Siebtklässler wieder in ihre eigenen Klassenräume zurückgekehrt sind, wandert Alexander Mazza von Klasse zu Klasse und unterstützt die Jugendlichen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mazza nimmt sich viel Zeit, die Einzelnen bei ihrem Auftrag zu unterstützen - von einigen der Schülerinnen und Schüler ist zu hören, dass es ihnen gar nicht so leicht falle, die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen und dann auch noch aufzuschreiben - zumal in dem Wissen, dass sie dann vor Mitschülern vorgelesen werden. Immer wieder geht der 51-Jährige direkt ins Gespräch mit den Jugendlichen, schaut ihnen über die Schulter und hilft.

Zuvor in der Aula sagte er noch, dass in der heutigen Zeit eine Fehlerkultur herrsche, in der immer nur betont würde, was nicht gut funktioniert - in einem solchen Umfeld das Positive hervorzuheben und sich auf erfreuliche Dinge zu beziehen, sei dadurch umso schwieriger, doch gleichwohl nicht weniger wichtig. Und so gibt er jetzt den Siebtklässlern auch praktische Tipps in Sachen Mimik und Gestik beim Sprechen - nicht weil sie es ansonsten schlecht machen würden, sondern weil die Kommunikation durch ein paar kleine Kniffe eben auch leichter und angenehmer für sie selbst werde.

Den Schülerinnen und Schülern zeigen sich sehr zufrieden mit dem Workshop

Und das erkennen die Jugendlichen auch selbst. Nachdem das Läuten der Pausenglocke den Workshop von Alexander Mazza beendet, ist die Unruhe vom Morgen sofort wieder da. Aber etwas ist anders: Jetzt wird nicht mehr über das vergangene Wochenende geratscht, sondern über das, was die Siebtklässler soeben gelernt haben. "Das war sehr cool", antworten einige von ihnen auf die Frage, wie ihnen das Projekt gefallen hat.

Auch Mazza selbst gibt sich begeistert. Gerade in der jetzigen Zeit halte er es für wichtig, die eigenen Stärken zu kennen. Gerne würde er mit seinen eigenen Kindern viel öfter darüber sprechen und mit ihnen üben. Aber leider fehle ihm dazu oft die Zeit. Stärken zu erkennen hat für den 51-Jährigen auch viel mit Gemeinschaft zu tun - eines führe zum anderen: "Wenn man sich vom Individualismus abwendet und zu einer starken Gemeinschaft wird, kann man gemeinsam die Krisen unserer Zeit bewältigen."

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