Projekttag zum ersten Geburtstag:Kunst auf Weltreise

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Vor einem Jahr hat Natalja Herdt aus Poing das Social-Media-Projekt "Hoffnungsfalter around the world" ins Leben gerufen. An mehr als 80 Orten auf der ganzen Welt haben sie Teilnehmende bislang freigelassen. (Foto: Christian Endt)

Vor einem Jahr hat die Poinger Künstlerin Natalja Herdt ihr Social-Media-Projekt "Hoffnungsfalter around the world" gestartet. Seitdem sind Papierschmetterlinge in mehr als 80 Orten auf der ganzen Welt freigelassen worden. Zum Jubiläum lädt die 48-Jährige nun in ihr Atelier.

Von Johanna Feckl, Poing

Berlin, München, Hamburg, New York, Ägypten, Budapest, Zürich, Kapstadt, Oslo, Jerusalem, Kopenhagen, Sydney, Ushuaia, Italien - und noch viele Orte mehr auf der ganzen Welt. Und das alles innerhalb eines Jahres. Die Liste an Ländern und Städten liest sich wie die Reiseroute eines Weltenbummlers. In Wirklichkeit zeigt sie aber die Dimensionen, die das Projekt "Hoffnungsfalter around the world" mittlerweile erreicht hat: An mehr als 80 Orten sind sogenannte Hoffnungsfalter der Poinger Künstlerin Natalja Herdt von Menschen auf Reisen "freigelassen" worden. Nun, nach einem guten Jahr, will die Künstlerin Bilanz ziehen und lädt dazu am Samstag, 25. November, in ihr Atelier in Ottersberg zwischen Pliening und Poing ein. "Ich will sehen, welches Potenzial das Projekt noch hat", sagt sie.

Es war Anfang November vergangenes Jahres, als Natalja Herdt den ersten Hoffnungsfalter freigelassen hat. Seitdem läuft das Social-Media-Projekt auf mehreren Plattformen: Instagram, Facebook, Tiktok und Linkedin. Jeder Papierfalter soll symbolisch Hoffnung verbreiten - und idealerweise soll der Mensch, der einen der Schmetterlinge findet, per E-Mail oder Social Media eine Rückmeldung an die Poinger Künstlerin geben und die Frage beantworten, was ihm oder ihr Hoffnung gibt.

Hoffnungsfalter Nummer 12 wurde in der Nähe von Kassel im tiefsten Winter freigelassen. (Foto: Screenshot)

130 von den kleinen aus Japanpapier gefalteten und liebevoll mit Tusche bemalten Schmetterlingen hat die 48-Jährige bereits an Teilnehmende ausgegeben. Jeder kann zu ihr kommen, sich einen Falter aus ihrem üppigen Repertoire aussuchen und ihn dann mitnehmen, wohin auch immer, um ihn dort freizulassen. Einzige Bedingung: den Vorgang als Video und mit Fotos im Hochformat festhalten. Anschließend soll das Bildmaterial an Natalja Herdt geschickt werden, die daraus dann einen Videobeitrag erstellt - mit Musik, Overvoice und englischem Untertitel. Am Ende postet sie die Beiträge dann auf all den Social-Media-Kanälen des Projekts.

Dass Herdt einen nicht gerade klein geratenen Vorrat an Hoffnungsfaltern besitzt, liegt daran, dass die Schmetterlinge sie schon recht lange in ihrer Kunst begleiten. Die Papiertierchen haben den Weg zu ihr gefunden - etwas, das der 48-Jährigen wichtig ist: "Ich mag es, darauf zu achten, was einem begegnet. Manchmal ergeben sich daraus sehr tolle Dinge." So war es auch in diesem Fall. Denn während der Pandemie habe ihre Tochter viel gebastelt und gefaltet, erzählt die Künstlerin. Einmal war auch ein solch bunter Falter darunter. "Das fand ich so schön", erzählt Herdt weiter.

Bei der Ausstellung "Achtung Kunst" im Rahmen der "Langen Nacht der Musterhäuser" haben 16 Poinger Künstler vier Wochen lang ihre Werke ausgestellt. Natalja Herdt war mit einer Installation ihrer Hoffnungsfalter zu sehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Es sollte jedoch nicht beim Schönfinden bleiben. So hat die Poingerin nicht nur angefangen, selbst solche Schmetterlinge zu falten, sondern entschied sich für ein hochwertiges Japanpapier, viel bunte Tusche - und für den Namen "Hoffnungsfalter". Inzwischen wirkte sie mit den Papierschmetterlingen an verschiedenen Ausstellungen mit und präsentierte sie dem Publikum in Form von Installationen.

Die Idee für das Projekt kam Natalja Herdt während einer Meditation

Im vergangenen Herbst hatte die 48-Jährige dann aber das Gefühl: Das muss jetzt irgendwie weitergehen, die Hoffnungsfalter brauchen eine neue, eine weitere Aufgabe als die bisherige. Doch welche, das konnte die Künstlerin lange nicht beantworten. Bis zu diesem einen Tag, an dem sie wie so oft meditierte. "In der Meditation bin ich mit einem Boot auf die Meere dieser Welt hinaus", erzählt sie, "das war das Zeichen für mich." Die Idee für das Projekt "Hoffnungsfalter around the world" war geboren. "Das kam ganz aus dem Unterbewusstsein, wie so oft in der Kunst", so Herdt weiter.

Dass sie den ersten Hoffnungsfalter gleich weit weg von zu Hause, nämlich in Rom vor dem Pantheon freigelassen hat, ist eigentlich aus der Not heraus entstanden. "Ich hatte die Idee für das Projekt zwei Wochen davor", sagt die 48-Jährige und lacht. Die Reise in die italienische Hauptstadt war da freilich längst gebucht - und so startete der erste Falter eben in Rom seine Reise.

Den allerersten Hoffnungsfalter hat Natalja Herdt selbst freigelassen, als sie gerade in Rom unterwegs war. (Foto: Screenshot)

"Eigentlich geht es bei dem Projekt gar nicht so sehr um die Rückmeldungen aus der Welt", sagt Herdt. Trotzdem hat jeder Hoffnungsfalter einen Brief dabei, in dem das Projekt erklärt wird und die Mail-Adresse der Künstlerin angegeben ist - mit der Bitte, dass der Schmetterlingsfinder sich mit einem Foto oder Video bei ihr melden möge. Aktuell fallen die Rückmeldungen mit um die zwölf noch eher spärlich aus. Dennoch bedeuten sie der 48-Jährigen etwas. Eine ihrer liebsten Rückmeldungen ist eine, die per Post ankam: ein langer Brief, geschrieben in schön geschwungener Handschrift.

Die Teilnehmenden am Projekt, die Schmetterlings-Paten also, wollen etwas Aktives unternehmen, um anderen Menschen Hoffnung zu geben, so lautet Herdts Eindruck. Und sie würden regelmäßig nachfragen, ob sich denn auf ihren Falter schon jemand zurückgemeldet habe. "Mit dem Freilassen ihres Hoffnungsfalters möchten sie eine positive Ereigniskette anstoßen", sagt Herdt weiter.

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Für den Projekttag zum ersten Geburtstag hat die Preisträgerin des ersten Poinger Kulturpreises alle bislang fertiggestellten Beiträge zu einem 19-minütigen Film zusammengefügt, der an dem Tag zu sehen sein wird. Hauptsächlich geht es der Künstlerin aber darum, mit Leuten über das Projekt ins Gespräch zu kommen. Eine Finissage und damit das Ende von "Hoffnungsfalter around the world" soll es jedenfalls nicht werden, das betont Herdt. "Ich wünsche mir sehr, dass es weitergeht."

An Ideen, auf welche Weise das geschehen könnte, mangelt es jedenfalls nicht. Vielleicht könnte man einen Hoffnungsfalter mit einem Expeditionsteam zum Nordpol schicken? Immerhin hat sich auch schon der bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Markus Blume, an der Aktion beteiligt und ließ im Namen des Ministeriums einen Falter im Münchner Hofgarten frei. "Ich denke, jetzt könnte das Projekt tatsächlich den Sprung schaffen und noch mal größer werden", so Herdt.

Der Projekttag zum ersten Geburtstag von "Hoffnungsfalter around the world" findet statt am Samstag, 25. November, im Atelier Natalja Herdt, Melchior-Huber-Straße 22 in Ottersberg. Der Eintritt ist frei, weitere Infos zum Projekt unter www.nataljaherdt.de .

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