Bildung im Landkreis:Werben für das Gymnasium

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Auf dem Areal in Poing, wo das fünfte Landkreisgymnasium gebaut werden soll, fand vergangenes Jahr eine Kundgebung für einen zeitnahen Baubeginn statt. (Foto: Christian Endt)

Der Förderverein für die geplante Schule in Poing richtet sich in einem offenen Brief an die Mitglieder des Kreistags - und fordert von ihnen, endlich Farbe zu bekennen.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg/Poing

Diese Nachricht kam vor allem in der Gemeinde Poing gar nicht gut an: Wie vergangene Woche bekannt geworden ist, werden die Schulden des Landkreises Ebersberg bis Ende 2027 nicht wie bisher angenommen 57,1 Millionen Euro betragen, sondern 97,4 Millionen. Darin noch nicht eingerechnet sind die Ausgaben für die geplante Berufsschule in Grafing-Bahnhof und das fünfte Landkreisgymnasium, das eben in Poing gebaut werden soll. Aufgrund dieser Entwicklung schlägt der Förderverein für das Gymnasium nun in einem offenen Brief an die Mitglieder des Kreistags Alarm. Diese sollen endlich Farbe bekennen und erklären, wie die Schule trotz der ohnehin schon hohen Schulden gebaut werden kann.

Die Situation gebe jedenfalls "Anlass zu großer Sorge", wie es Vereinsvorsitzender Albert Hingerl und seine Stellvertreterin Andrea Lacour in ihrem Schreiben formulieren. Dabei lasse die prognostizierte Entwicklung der Schülerzahlen im Landkreis in den kommenden Jahren keinen Zweifel daran, dass ein fünftes Gymnasium akut benötigt werde. "Mit Blick auf die lange Umsetzungsdauer darf uns dabei nicht länger die Frage beschäftigen, ob wir bauen - sondern vielmehr die Frage, wie eine zügige Umsetzung ermöglicht werden kann", schreibt der Förderverein.

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Um besser planen zu können, fordert die Grünen-Fraktion im Ebersberger Kreistag eine Überarbeitung der Finanzstrategie für die kommenden Jahre. In der Kämmerei am Landratsamt hat man deshalb nochmals den Rechenschieber ausgepackt - und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis.

Von Andreas Junkmann

Dem entgegen steht jedoch der Schuldenberg, den der Landkreis in den kommenden Jahren auch ohne die beiden Bildungsprojekte aufbauen wird. Beim Förderverein sei man sich sehr wohl bewusst, dass die Kreisumlage als wichtigste Einnahmequelle des Landkreises die Gemeinden nicht überlasten dürfe, schreibt Poings Altbürgermeister Hingerl, der selbst lange Zeit für die SPD dem Kreistag angehörte. Ebenso wisse man, dass auch die Kreisklinik finanziell auf den Landkreis angewiesen sei und regelmäßig Zuschüsse in zweistelliger Millionenhöhe benötige, aber: "Für uns ist auch klar, dass Investitionen in die Bildung alternativlos sind." Der Bau des Gymnasiums stelle deshalb keinen Wunsch dar, sondern sei "eine dringende Notwendigkeit" - zumal die bestehenden Schulen wegen des Zuzugs in den Landkreis und der Rückkehr zu G9 an ihre Belastungsgrenzen stoßen würden und bald nicht mehr aufnahmefähig seien.

Die Kreisräte sollen mehr Mut haben, in die Zukunft der Jugend zu investieren

Umso sich wichtiger sei es, dass die Planung für die Schule endlich vorangetrieben werde - zumal die betroffenen Schüler und ihre Familien schon seit 2018 auf den Startschuss für den Bau des Gymnasiums warten würde - "nicht als Luxusbau, sondern als funktionale, moderne und lebenswerte Schule", wie der Förderverein betont. Von den Kreisräten fordern Hingerl und Lacour deshalb nun konkrete Aussagen darüber, wie sie sich die weitere Vorgehensweise vorstellen. "Wir vermissen den Mut und die Zuversicht, in die Zukunft der Jugend zu investieren und dabei auf die Solidarität der Gemeinden im Landkreis zu bauen", schreiben die beiden.

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Die SPD-Fraktion im Kreistag schlägt vor, die geplante Berufsschule zumindest teilweise in Kirchseeon anzusiedeln. Das könnte schneller gehen und günstiger werden als ein Neubau in Grafing-Bahnhof.

Von Andreas Junkmann

Im Moment wisse man jedenfalls nicht, wie es mit der Schule weitergehen soll, heißt es in dem Brief des Fördervereins - weshalb die Vorstandsvorsitzenden deutlich werden: "Uns stellt sich die Frage, ob der Landkreis noch in der Lage ist, alle notwendigen Entscheidungen für eine zukünftige Politik zum wohle unserer Bürgerinnen und Bürger zu treffen oder nicht einmal mehr seine Pflichtaufgaben erfüllen kann." Es sei zu befürchten, "dass am Ende unsere Schülerinnen und Schüler die Zeche zahlen müssen und buchstäblich auf der Straße stehen".

Schon am kommenden Montag, 13. Mai, könnte etwas mehr Klarheit in die Debatte kommen. Dann nämlich tritt der Ebersberger Kreistag zu seiner nächsten Sitzung zusammen. In dieser soll es erneut darum gehen, wie sich die hohen Schulden des Landkreises mit den Schulprojekten vereinen lassen. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) hat bereits angekündigt, dazu Stellung beziehen zu wollen.

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