Patientenversorgung:Kreis zahlt Ebersberger Klinik bis zu 70 Millionen Euro

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Die Kreisklinik hat schon viel unternommen, um möglichst nachhaltig zu wirtschaften. Durch die Zertifizierung sollen die Bemühungen aber laut Klinik-Chef Huber nicht weniger werden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Landkreis Ebersberg erhöht die Unterstützung für sein Krankenhaus deutlich. Von 2022 an gibt es jährlich bis zu vier Millionen Euro zusätzlich - und das Geld wird auch dringend gebraucht.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Das wohl bislang größte Bauprogramm auf dem Klinikareal wird konkreter. Im zuständigen Ausschuss des Kreistages stand nun der Wirtschaftsplan des Krankenhauses für die kommenden Jahre auf der Tagesordnung. Das Gremium beschloss unter anderem, die Obergrenze für Kredite an die Klinik um vier auf dann 14 Millionen Euro anzuheben. Bis Ende 2026 könnte der Landkreis so mit bis zu 70 Millionen Euro die Liquidität der Klinik garantieren - ob diese Summe ausreicht, ist indes nicht sicher.

Voraussichtlich bis Ende des Jahrzehnts wird das Kreiskrankenhaus ein völlig neues Gesicht erhalten: Die zentrale Notaufnahme inklusive Erweiterung des Medizinischen Versorgungszentrums und Wohnräumen für die Pflegeschüler wird an der Münchner Straße gebaut. Ein neues Gebäude für die Berufsfachschule entsteht, und das Parkhaus wird aufgestockt. Ebenfalls in der Planung ist ein kleines Wohngebiet für Klinikpersonal, das gegenüber der neuen Notaufnahme entstehen soll.

Noch steht nicht für alle diese Maßnahmen ein Baubeginn fest, aus den nun vorgelegten Zahlen geht aber hervor, dass Kreis und Klinik die meisten davon bis Mitte des Jahrzehnts angehen wollen. Bereits beschlossen ist der Neubau von 22 Personalwohnungen an der Pfarrer-Guggetzer-Straße, auch die Stadt Ebersberg hat dem Wohnbauunternehmen des Landkreises (WBE) den entsprechenden Bauantrag bereits erteilt. Zum 1. Juli kommenden Jahres sollen die Wohnungen bezugsfertig sein, mit rund 3,2 Millionen Euro handelt es sich um eines der eher kleineren Vorhaben.

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Bereits im kommenden Sommer soll der erste zusätzliche Personalwohnbau der Ebersberger Kreisklinik bezugsfertig sein. Doch nicht allen gefällt, was dort geplant ist.

Von Wieland Bögel

Deutlich teurer dürften die südlich der Münchner Straße geplanten Wohngebäude werden - wie teuer, ist indes seit Jahren ein Streitpunkt zwischen der Stadt und dem Krankenhaus beziehungsweise dem Landkreis. Denn Erstere besteht auf einer Tiefgarage für die bis zu fünf Häuser, was die Letzteren beiden für unfinanzierbar halten. Aus diesem Grund wurde ein erster Plan für bis zu 180 Wohnungen auch nicht mehr weiterverfolgt - die dafür nötigen Parkplätze hätten ohne Tiefgarage nicht hergestellt werden können. Mittlerweile geht man seitens der Klinik und des Landkreises lediglich noch von 75 bis 80 Wohnungen aus, die dann nötigen Stellplätze sollen in einem oberirdischen Parkhaus entstehen - was die Stadt indes ablehnt. Mit Tiefgarage, das machte Kreiskämmerin Brigitte Keller klar, werde die WBE das Projekt nicht umsetzen können, dies übersteige den Kostenrahmen.

Ein anderes Vorhaben für mehr Stellplätze am Krankenhaus wird definitiv nicht umgesetzt: das Parkhaus an oder über der Baustraße zwischen Münchner und Von-Scala-Straße. Vor zwei Jahren hatte die Klinik den Entwurf für ein dreistöckiges Parkhaus mit 144 Plätzen neben der alten Berufsfachschule präsentiert - nun versucht man es eine Nummer kleiner. Etwa 70 weitere Plätze könnten durch eine Aufstockung des bestehenden Parkhauses im Norden der Klinik entstehen, etwa 1,2 Millionen Euro soll das kosten, die genaue Berechnung steht indes genauso aus, wie ein Zeitplan. Allerdings ist bereits im Haushalt der kommenden beiden Jahre der 80-Prozent-Anteil des Landkreises eingestellt.

Auch bei der neuen Notaufnahme ergibt sich der wahrscheinliche Baubeginn aus den Bilanzen, hier wird vom kommenden Jahr an Geld eingestellt, allerdings weit weniger als die tatsächlich benötigte Summe. Etwa 17,8 Millionen Euro soll das Projekt kosten, zusätzlich soll die Verwaltung dort weitere Büros bekommen, was noch einmal 1,3 Millionen kostet. Auf 2,6 Millionen wird das "Flexi-Stockwerk" geschätzt, das je nach Bedarf für Schülerwohnungen und die Erweiterung des medizinischen Versorgungszentrums dienen soll.

Der Zeitplan, wann die Notaufnahme plus Zusatzstockwerke gebaut werden kann, richtet sich auch danach, wie schnell es gelingt, das Geld dafür aufzutreiben. So rechnet man für die eigentliche Notaufnahme mit 10,8 Millionen Euro Zuschuss vom Bezirk. Die verbleibenden sieben Millionen sollen aus dem "Erbe Jakob" finanziert werden. Dabei handelt es sich um Immobilien, welche der Klinik vor drei Jahren von der Baldhamerin Ehrentraud Jakob vermacht wurden, rund zehn Millionen Euro sollen diese wert sein - wie viel genau, steht aber erst beim Verkauf fest. Die nicht förderfähigen Kosten der restlichen Nutzung sollen letztendlich über Mieteinnahmen finanziert werden.

Konkreter ist der Zeitplan bereits beim nach seinem Standort benannten Von-Scala-Haus, das an der gleichnamigen Straße entstehen soll, wo jetzt noch ein provisorischer Parkplatz ist. Einziehen soll dort die Berufsfachschule, außerdem sind Wohnungen geplant. Auch dieses Gebäude soll die WBE errichten, auf gut drei Millionen Euro werden die Kosten geschätzt, von denen aber zwei aus Zuschüssen kommen sollen. Laut Plan soll bereits im übernächsten Jahr mit dem Bau begonnen werden.

Der Landkreis wird kommendes Jahr insgesamt knapp 4,45 Millionen Euro an die Klinik überweisen, allerdings dient nur der kleinere Teil - rund 680 000 Euro - zur Finanzierung der Bauvorhaben. Der mit 1,5 Millionen größte Einzelposten ist für medizinische Geräte und Computer gedacht, mit 1,3 Millionen wird das Defizit beim Bau der neuen Gynäkologie ausgeglichen, noch einmal 968 000 Euro fließen als allgemeiner Defizitausgleich für das Geschäftsjahr 2017. Der Landkreis gleicht die Defizite der Kreisklinik aus, wenn sie nach fünf Jahren nicht durch Überschüsse im Klinikhaushalt kompensiert wurden. Heuer war dies etwa der Fall, nach den Plänen wird der Landkreis aber frühestens wieder 2025 keinen Ausgleich leisten müssen.

Auf jeden Fall aber rechnet man beim Landkreis mit steigendem Finanzbedarf der Klinik, daher auch die Erhöhung der Liquiditätssicherung um vier Millionen. Dass der Landkreis für sein Krankenhaus Kredite aufnimmt, ist üblich, aktuell bürgt der Kreis für rund 89,2 Millionen Euro. Hintergrund ist, dass der Landkreis weit günstiger an Kredite kommt als die Klinik. Mehr als die 14 Millionen Euro pro Jahr soll es aber nicht geben, sollte das nicht ausreichen, muss die Klinik sich selbst um weitere Kredite bemühen.

© SZ vom 17.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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