Pandemie im Landkreis:Ebersberger Landrat warnt vor Corona-Partys

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Vor allem im südöstlichen Landkreis sollen sich Menschen bewusst gegenseitig mit dem Virus infizieren. In der Kreisbehörde rechnet man mit einer weiteren Verschärfung der Corona-Lage.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Infektionszahlen schnellen im Landkreis nach oben, die Sieben-Tage-Inzidenz erreichte am Dienstag den neuen Höchstwert von 561,5 und eine 47-jährige Frau aus München hat in der Ebersberger Kreisklinik am Sonntag den Kampf gegen Corona verloren. Abwasseruntersuchungen, die früh Hinweise auf die Verbreitung des Virus geben, zeigen: Die Lage wird sich wohl erst einmal weiter verschlimmern. Landrat Robert Niedergesäß (CSU) hat angesichts dieser vielen schlechten Nachrichten daher nun in einem Pressegespräch die Menschen nochmals nachdrücklich zum Impfen aufgefordert.

90 Prozent der Menschen, die mit Corona auf den Intensivstationen landeten, seien ungeimpft, sagte der Landrat: "Die Impfung wirkt. Wir müssen den Fokus darauf richten, mehr zu impfen." Zudem, so Niedergesäß, habe er sich in einem Brief an die Staatsregierung dafür ausgesprochen, den Katastrophenfall erneut auszurufen, um so besser auf die steigenden Zahlen reagieren zu können.

Wie gefährlich das Virus ist, mögen allerdings offenbar viele noch nicht so recht glauben. Es gibt Hinweise darauf, dass auch in der Region junge Menschen auf einem anderen, sehr gefährlichen Weg die Immunisierung erreichen wollen: durch eine gezielte Infektion. Man habe gehört, dass es solche Corona-Partys auch im Südosten des Landkreises gebe, sagten Niedergesäß und Brigitte Keller, die Leiterin des Corona-Krisenstabs im Landratsamt. Allerdings habe man nach Rücksprache mit der Polizei noch keine konkreteren Informationen, ob an diesen Erzählungen auch tatsächlich etwas dran sei. "Bedenklich und verantwortungslos" sei solches Handeln, das auch aus anderen Regionen Bayerns gemeldet wird, betonte Niedergesäß: "Wir können nur in aller Form davor warnen, solche Risiken einzugehen, die nicht nur die eigene Gesundheit gefährden, sondern auch dazu führen können, dass die Kliniken noch stärker belastet werden."

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Stark belastet ist allerdings nicht nur die Kreisklinik, deren Intensivkapazitäten seit Tagen belegt sind, sondern auch die Mitarbeiter im Gesundheitsamt, denen es inzwischen längst nicht mehr gelingt, die Kontakte von Infizierten so schnell nachzuverfolgen, wie es wünschenswert und wichtig wäre. "Wir sind momentan bei etwa 300 Fällen im Rückstand", so der Landrat. Das Landratsamt hat daher erneut Hilfe von der Bundeswehr für die Kontaktnachverfolgung angefordert. Fünf Soldatinnen und Soldaten sollen schon von diesem Donnerstag an das Team im Gesundheitsamt verstärken. Weitere fünf seien angefragt, so Keller. Dabei stellt das Gesundheitsamt auch zunehmend fest, dass der Wille zur Mitwirkung nicht bei allen Betroffenen vorhanden ist: Immer wieder stellen die Kontaktverfolger fest, dass sie falsche Daten und Telefonnummern erhalten haben - durch erneute Nachfragen bei den Betroffenen geht viel wertvolle Zeit verloren.

Immerhin: Nicht alle Neuigkeiten zur Corona-Situation im Landkreis sind ganz schlecht. Die neuen 2G-Regeln haben anscheinend einige bereits dazu motiviert, sich doch noch den Schutz gegen Corona zu holen, denn in dieser Woche gibt es wieder etwas mehr Erstimpfungen im Impfzentrum im früheren Sparkassengebäude, wie Brigitte Keller erläutert. Allerdings nehme die Nachfrage auf sehr niedrigem Niveau zu. Im Impfzentrum könne man aber sehr schnell auf steigende Nachfrage reagieren und notfalls in kurzer Zeit wieder im Maximalbetrieb mit elf Ärztezimmern - wie zu Hochzeiten der Impfkampagne - fahren. 800 bis 1000 Impfungen täglich wären dann möglich, allerdings gehen weder Niedergesäß noch Keller davon aus, dass diese Zahlen wieder erreicht werden.

Sie hoffen aber, dass viele sich die Booster-Impfung holen werden, die nun nicht mehr nur Risikogruppen und Älteren vorbehalten bleiben soll. Das Beispiel Israel zeige, so Niedergesäß, dass die Booster-Impfung die vierte Welle brechen könne. Alle, deren zweite Impfung mindestens sechs Monate her ist, können daher nun ins Impfzentrum zur Auffrischungsimpfung kommen.

© SZ vom 10.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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