Kulturvorschau für Ebersberg:Blick zurück

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Oft wird auf dem Oktoberfest unter blau-weißem Himmel gefeiert, manchmal auch vor der historischen Kulisse der bayerischen Landeshauptstadt. Hat einst ein Ebersberger die Wiesn erfunden? (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Geschichte im Landkreis: Ein Vortrag, eine Filmvorführung und eine Lesung widmen sich unterschiedlichen historischen Themen.

Von Anja Blum, Ebersberg

Drei Veranstaltungen, die sich ganz unterschiedlichen historischen Themen und Ereignissen widmen, kann man in den kommenden Tagen im Landkreis Ebersberg erleben: einen Vortrag über die Wurzeln des Oktoberfests, eine Kinodokumentation mit jüdischen Holocaust-Zeitzeugen sowie eine Lesung zu einem schweren Eisenbahnunglück bei Aßling.

Wiesn made in Ebersberg?

Franz Xaver Greckl, geboren 1763 in Ebersberg als Sohn eines Bierbrauers, betrieb seit dem frühen 19. Jahrhundert in München am Marienplatz ein Kaffeehaus. Dort soll er 1810 den Vorschlag gemacht haben, die Hochzeit von Kronprinz Ludwig mit einem Pferderennen zu begleiten - woraus sich schließlich das Oktoberfest entwickelte. Möglicherweise ist also der "Erfinder" der Wiesn ein Ebersberger.

Über Franz Xaver Greckl und seine Rolle bei der Entstehung des Oktoberfestes berichtet am Mittwoch, 11. Mai, auf Einladung des Historischen Vereins für den Landkreis der Historiker Claudius Stein, Archivar der LMU in München. Der Lichtbildervortrag findet im Sitzungssaal des Ebersberger Rathauses statt. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Facettenreiches Generationenporträt

Um jüdische Holocaust-Überlebende und ihre Schicksale geht es in dem Dokumentarfilm "Wir sind Juden aus Breslau", den das Grafinger Kino nun zeigt: Am Mittwoch, 11. Mai, um 19.30 Uhr lädt das Capitol zu einer Sonderführung ein, mit einer Einleitung durch die Regisseurin Karin Kaper und anschließenden Filmgespräch. Der Eintritt ist frei. Karten gibt es nur an der Abendkasse ab 18.45 Uhr.

14 Zeitzeugen stehen im Mittelpunkt des Films. Sie waren jung, blickten erwartungsfroh in die Zukunft, fühlten sich in Breslau, der Stadt mit der damals in Deutschland drittgrößten jüdischen Gemeinde, beheimatet. Dann kam Hitler an die Macht. Manche flohen oder gingen ins Exil, einige überlebten Auschwitz. Der Heimat beraubt, entkamen sie in alle Himmelsrichtungen und bauten sich in den USA, in England, Frankreich und auch Deutschland ein neues Leben auf. Nicht wenige haben beim Aufbau Israels wesentlich mitgewirkt. So sei der Film ein eindrückliches, facettenreiches Generationenporträt - und schlage eine emotionale Brücke von der Vergangenheit über die Gegenwart eines zunehmenden Antisemitismus in eine "von uns allen verantwortlich zu gestaltende Zukunft", wie es in der Ankündigung heißt.

12. Mai

Unter dem Titel "Literatur am Donnerstag" lädt das Alte Kino in Ebersberg neuerdings zu moderierten Lesungen. Der Aßlinger Jungautor Simon Viktor ist am Donnerstag, 12. Mai, zu Gast mit seinem Roman über ein Unglück, das im Sommer 1945 nahe seinem Heimatort passierte: "Durch die Welt ein Riss".

Der Autor Simon Viktor hat sich mit der Geschichte seiner Heimat beschäftigt, mit dem schweren Zugunglück bei Aßling. (Foto: Veranstalter)

Das Buch zeichnet das Porträt eines Dorfs an einer radikalen Zeitenwende - und hebt dabei ein vergessenes Kapitel deutscher Geschichte ans Licht: das bis heute schwerste Eisenbahnunglück in Nachkriegsdeutschland. Am Abend des 16. Juli 1945 bleibt nahe dem Dorf Aßling ein Zug liegen. Die 1200 Soldaten an Bord haben den Horror des Krieges überlebt, endlich dürfen sie nach Hause. Doch nicht alle werden ihr Ziel erreichen...

Simon Viktor, aufgewachsen in Aßling, studierte Philosophie, Literatur- und Politikwissenschaften, arbeitete als Journalist und tourte als Schlagzeuger durch die Weltgeschichte. Heute ist Viktor als Künstleragent und TV-Autor tätig. "Durch die Welt ein Riss" ist sein Debütroman.

Tickets gibt's online, unter (08092) 255 92 05, im Foyer des Alten Speichers oder an der Abendkasse. Das Alte Kino öffnet um 19.30 Uhr, Beginn ist um 20.30 Uhr.

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