Noch herrschen im Landkreis zwar beinahe sommerliche Temperaturen, doch der Winter steht vor der Tür. Das verschärft ein Problem, das in vielen Gemeinden ohnehin bereits allgegenwärtig ist: die Unterbringung obdachloser Menschen in bezahlbarem Wohnraum. Vor allem in der kalten Jahreszeit fehlt es an Notunterkünften.
Deshalb hat die Diakonie Rosenheim, Träger der zentralen Fachstelle zur Verhinderung von Obdachlosigkeit im Landkreis Ebersberg (FOL), ein neues Unterbringungskonzept angeregt. Zwei dezentrale Unterkünfte sollen den Gemeinden in Zukunft zur Verfügung stehen - wenn sie dem Vorschlag zustimmen. In einigen Gemeinderäten steht das Angebot aktuell auf der Tagesordnung.
Pensionen sind teilweise teuer
"Viele Gemeinden haben gar keine Notunterkünfte", berichtet Peter Selensky, Sprecher des Vorstands der Diakonie Rosenheim. Sie behelfen sich dann mit Pensionen, die teilweise recht teuer sind. Seit Jahren sei die Situation angespannt, erklärt der Sprecher - 330 betreute Wohnungsnotfälle verzeichnet die FOL beispielsweise für das Jahr 2014. Und der Druck werde noch deutlicher durch die zusätzlichen Asylsuchenden.
Aus diesem Grund hat die Diakonie den Kommunen im Landkreis ein Konzept für zwei Gemeinschaftsunterkünfte mit je zehn Plätzen vorgeschlagen. Eine im Süden des Forsts; die andere im nördlichen Landkreis. Sie sollen ähnlich wie Pensionen funktionieren: Die Diakonie mietet zwei Häuser mit Platz für zehn Personen an; voll ausgestattet und in der Belegung flexibel, je nachdem, ob Familien, Paare oder Einzelpersonen einziehen sollen.
Gebrauch von dem Angebot können diejenigen Gemeinden machen, die der Nutzungsvereinbarung zustimmen. Sie zahlen pro Person und Monat 510 Euro. Der Betrag deckt die Kosten für Unterkunft, aber auch für eine sozialpädagogische Betreuung ab, die in enger Zusammenarbeit mit der Fachstelle in Ebersberg angeboten werden soll. Eine neue Vollzeitstelle will die Diakonie für die 20 Plätze schaffen.
Der Kreis hat dem Konzept zugestimmt
Sollten Plätze in der Gemeinschaftsunterkunft frei bleiben, trägt die Diakonie die Kosten selbst. Große Bedenken hat Selensky deswegen jedoch nicht. "Brechend voll" seien die bisherigen Unterkünfte der Gemeinden im Winter schließlich normalerweise. Der Landkreis hat dem Konzept bereits grundsätzlich zugestimmt. Nun müssen auch die Gemeinden noch ihr Einverständnis geben. "Da bin ich zuversichtlich", sagt Selensky. Denn eigentlich habe diese Lösung ja nur Vorteile für die Orte und Städte. Außerdem hätten sich die Bürgermeister aufgeschlossen gezeigt, als ihnen das Konzept bei der Bürgermeisterdienstversammlung vorgestellt wurde.
In Anzing hat man bereits beschlossen, dem Ansinnen der Diakonie zuzustimmen. Momentan liege der durchschnittliche Preis bei 459 Euro, wenn die Gemeinde ein Einzelzimmer für Obdachlose mietet, berichtete Bürgermeister Franz Finauer in der jüngsten Sitzung. Für geringe Mehrkosten gäbe es bei der Diakonie zusätzlich sozialpädagogische Betreuung.
Einige Gemeinden stimmen demnächst ab
Auch die Gemeinde Emmering hat entschieden, dem Konzept zuzustimmen. "Wir haben viele Asylbewerber", erläutert Bürgermeister Max Maier. "Wenn jemand anerkannt wird und wohnungslos ist, hoffen wir, ihn dort eine Zeit lang unterbringen zu können." Der Stadtrat Grafing und der Gemeinderat Steinhöring werden sich an diesem Dienstag mit der Frage beschäftigen.
Wenn die Entscheidungen Ende des Jahres hoffentlich vorliegen, möchte sich die Diakonie auf die Suche nach einer Unterkunft im Norden machen und die sozialpädagogische Stelle ausschreiben. Für die südliche Obdachlosenunterkunft in Ebersberg laufen laut Selensky jedoch bereits Mietverhandlungen. Sie werde "auf jeden Fall" in Betrieb genommen, denn der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum sei bereits jetzt da. Und er werde vermutlich noch steigen.
