Kommentar:Wer kann dazu schon Nein sagen

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Kaputt und heruntergekommen: Manche Obdachlosenunterkünfte verdienen den Namen eigentlich nicht. (Foto: N/A)

In der Vergangenheit haben sich die Gemeinden bei der Schaffung von Unterkünften für Obdachlose noch viel zu wenig hervorgetan. Das muss sich ändern.

Von Barbara Mooser

Sicher: Es ist im Grunde nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, was die Diakonie Rosenheim den Gemeinden hier bieten kann: Die 20 neuen Wohnplätze für Obdachlose werden in einem Landkreis mit gut 135 000 Einwohnern wahrscheinlich weg sein, noch ehe das letzte Möbelstück in die neuen Räume gestellt wurde. Doch im Grunde kann sich keine Gemeinde leisten, zu diesem Angebot Nein zu sagen. Denn in den vergangenen Jahrzehnten haben sich etliche von ihnen wahrlich kein Ruhmesblatt erworben im Umgang mit denen, die keine Lobby haben und die oft gar nicht mehr die Energie zum lauten Protest haben: den Menschen, die mit Sack und Pack auf der Straße gelandet sind, nicht selten am Ende einer ohnehin schwierigen Lebensphase mit Jobverlust und Trennung. Die Glücklicheren unter ihnen können vielleicht bei Freunden oder Familie unterkommen, die übrigen sind angewiesen auf das, was die Gemeinden - die offiziell für sie zuständig sind - so haben. Und das ist: fast nichts.

Nur etwa die Hälfte der Städte und Gemeinden im Landkreis unterhält eigene Unterkünfte für Wohnungslose. Der Rest bringt obdachlos gewordene Menschen in Pensionen unter, wobei einige der Unterkünfte diesen Namen eigentlich gar nicht verdienen: Es sind heruntergekommene, dreckige, würdelose Bruchbuden. Ähnliches kann man übrigens auch über so manche gemeindliche Obdachlosenunterkunft sagen. Wer noch nicht jede Hoffnung auf eine positive Wende im Leben verloren hat, dem geschieht das hier. Höchste Zeit also, dass etwas passiert.

Und es muss - oder vielmehr darf - nicht bei dem einen Tropfen auf dem heißen Stein bleiben. Gemeinsam mit dem Landkreis müssen die Gemeinden noch entschiedener ihr erklärtes Ziel vorantreiben, Wohnraum für Menschen mit wenig Geld zu schaffen. Eine gewaltige Aufgabe - aber auch eine, an der die Kommunalpolitiker nicht vorbei kommen.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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