Naturschutz:"Ein schwarzer Tag für Kirchseeons Baumbestand"

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Grüne und SPD in Kirchseeon befürchten, dass es solche Bilder bald häufiger am Ort geben wird. (Foto: Christian Endt)

Die Fraktionen von Grüne und SPD in Kirchseeon üben scharfe Kritik am Beschluss, die örtliche Baumschutzverordnung ersatzlos zu streichen.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Bäume gelten gemeinhin als besonders schützenswert. Ob sie diesen Status auch im Markt Kirchseeon tatsächlich noch genießen, stellen nun zumindest die Fraktionen von Grüne und SPD in Frage. Grund dafür ist, dass der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung mit knapper Mehrheit beschlossen hat, die bisher geltende Baumschutzverordnung aufzuheben - und diese nicht durch ein neues Regelwerk zu ersetzen. "Ein schwarzer Tag für Kirchseeons Baumbestand", kritisieren deshalb Grüne und SPD in einem gemeinsamen Brief, in dem die Gemeinderatsmitglieder beider Fraktion die Entscheidung des Gremiums bedauern. "Man war zu keinem Kompromiss oder wie im Antrag gefordert, zu einer gemeinsamen Erarbeitung einer für Kirchseeon zugeschnittenen Baumschutzsatzung bereit."

Einen eben solchen Antrag nämlich hatten Grüne und Sozialdemokraten bereits Wochen vor der Sitzung im Rathaus eingereicht. Darin forderten sie, die in die Jahre gekommene Satzung zum Schutz der Bäume in der Marktgemeinde durch ein neues Regelwerk zu ersetzen. Dafür sollte die Musterbaumschutzsatzung des Deutschen Städtetags auf die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Dieser Vorschlag jedoch wurde mit knapper Mehrheit von 13 zu 10 Stimmen abgelehnt. Statt den Baumschutz weiterhin über eine Satzung zu regeln, wolle man künftig bei Bauleitplanungen verstärkt auf den Umweltaspekt drängen, so der ersatzweise gefasste Beschluss. Außerdem soll die Verwaltung ein Konzept zur Neubepflanzung mit Bäumen auf markteigenen Grundstücken erarbeiten.

Den Vertretern von Grüne und SPD im Marktgemeinderat ist das zu wenig. "Jetzt haben Kirchseeons Bäume absolut keinen Schutz mehr und sind der Willkür, besonders von großen Bauträgern, ausgesetzt", heißt es in dem Schreiben weiter. Man habe diese Willkür erst kürzlich bei den massiven Rodungen auf dem Gelände des Berufsförderungswerks sehen können, genauso wie vor nicht allzu langer Zeit auf Gemeindegrund am Kinderhaus, wo man die 200 Jahre alte Linde gerodet habe, die man erhalten hätte können. Diese sei "ein wunderschöner, ortsprägender Baum" gewesen, bedauern SPD und Grüne.

Die Fraktionen kritisieren weiter, dass inzwischen "Baurecht vor Baumrecht" herrsche und jetzt durch das Fehlen einer Satzung auch keine Ersatzpflanzungen mehr stattfänden. Zudem falle die Beratung durch die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt weg. "Wir werden in kurzer Zeit viele Bäume verlieren", lautet deshalb das Fazit der Gemeinderäte, die auch auf die Kirchseeoner Nachbargemeinden verweisen, wo man zum Teil bereits seit Jahren erfolgreich mit Baumschutzsatzungen arbeite, die auch von den Bürgern akzeptiert würden.

Ihre Hoffnung, für die Marktgemeinde doch noch eine entsprechende Verordnung zu bekommen, haben die Gemeinderäte der beiden Fraktion allerdings noch nicht komplett aufgegeben. In ihrem Schreiben jedenfalls fordern sie die Kirchseeoner Bürger dazu auf, "uns aktiv bei dem Schutz der Bäume zu unterstützen".

© SZ vom 03.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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