Mitten in Ebersberg:Von Bienchen und Brüdern

Dass der kleine Bruder langsam groß wird, zeigt sich nicht zuletzt an den Gesprächsthemen am Mittagstisch

Glosse von Nathalie Stenger

Der kleine Bruder ist jetzt aufgeklärt. Er weiß Bescheid über: "S-E-X." Er spricht die Buchstaben einzeln aus und ganz vorsichtig und schüttelt sich. Er schüttelt sich! Von wem er das denn wisse? Von niemand bestimmten, sagt er, das sei Grundwissen. Aha - und was er denn alles dazu wisse? "Nichts", ruft er aus, eklig sei das. Und: "Eizelle!". Wie sich in den kommenden Minuten - welch ein schönes Thema zum Mittagessen - herausstellt, hat er einen richtigen Horror vor dem Thema Sexualkunde im Heimat- und Sachunterricht. Das sei das letzte Kapitel vor dem Übertritt, erklärt er (vorausgesetzt die Schulen haben da noch oder wieder auf) und verkündet: "Aber da bin ich krank."

Das Bruderherz wird wohl wirklich langsam groß. Merkt man auch an dem vielen Transpirieren, das Tag für Tag intensiver wird. Versucht man das zu erklären - das sei ganz normal, man müsse nur öfter duschen - wird empört verneint und erklärt, er sei doch erst in der Woche zuvor in der Dusche gewesen. Anderes Indiz: Beziehungsprobleme. So rief doch letztens erst die Freundin an, sie habe gehört, er möge sie nicht mehr so gern. Auch hier wurde vehement abgewehrt, das stimme so nicht.

Tatsächlich hat der Kleine das "Grundwissen" zur menschlichen Fortpflanzung, wie er es so schön genannt hat, von seiner Mama. Er hat sie nämlich vor einigen Wochen danach gefragt, woraufhin sie es ihm einfach erklärt hat. Er meinte nach aufmerksamen Zuhören dann wohl nur, so was ähnliches habe er sich schon gedacht.

© SZ vom 31.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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