Mitten in Ebersberg:Vom Wahnsinn getrieben

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An Freitagen, so scheint es, ist es oft Glückssache unbeschadet durch den Straßenverkehr zu gelangen. Vielleicht sollte man an diesen Tagen künftig einfach zu Hause bleiben

Kolumne von Alexandra Leuthner

Angeblich passieren ja die meisten Unfälle im Haushalt. Jährlich lassen etwa 8000 Menschen zwischen Spülmaschine, Treppenhaus und Schlafzimmer ihr Leben, meldete Anfang vergangenen Jahres die Deutsche Familienversicherung. Im Straßenverkehr dagegen verunglücken laut Statistik "nur" etwa 3 500 Menschen im Jahr tödlich.

Manchmal jedoch, wenn man auf den Straßen unterwegs ist, sagen wir, zwischen München und Ebersberg, möchte man der Statistik kaum glauben. Unwillkürlich schießt einem gelegentlich die Frage nach der Lebenserwartung des ein oder anderen geschätzten Mitmenschen durchs Gehirn. So stand an einem Freitag, nicht lange her, das Schicksal eines Sportwagenfahrers auf der Schneide. Er hatte es wohl nicht ertragen, kurz nach dem Einbiegen in die B 304 von einer Frau überholt worden zu sein. Vielleicht sollte man erwähnen, dass die Fahrerin, deren Rücklichter er zu sehen bekam, aufgrund seines zuvor vorgelegten Schnarchtempos guten Grund hatte, ihn zu überholen. Das aber ließ er nicht auf sich sitzen. Plötzlich war nicht nur jede Geschwindigkeitsbeschränkung egal, sondern auch die Ampel, die an der Möschenfelder Straße bereits mehrere Sekunden zuvor auf Rot gesprungen war. Wer von den seitlich einbiegenden Fahrern früh aufs Gaspedal gedrückt hätte, wäre Opfer eines Totalcrashs geworden.

Gleicher Tag, ein paar Kilometer weiter, wieder B 304: Auch die Ampel bei Reitgesing zeigte Rot. Wer sie kennt, weiß, dass das Warten aufs Abbiegen Richtung Ebersberg nicht allzu lang dauert. Zu lang aber für den Fahrer eines heranpreschenden Sport Utility Vehicles, der die wartenden Wagen genauso ignorierte wie die Ampel und mit einem sportlichen Schlenker in die Rechtsabbiegespur der von Ebersberg kommenden Münchner Straße quasi hinein flog. Weg war er, und ein gütiger Gott verhinderte auch hier, dass dem Irrsinn einer in die Quere kam.

Leider sagen die Statistiken nichts darüber aus, ob bei Sonnenschein mehr Unfälle geschehen oder nach dem Mittagessen, ob der Vollmond eine Rolle spielt oder zu kalt getrunkener Frühstückskaffee. Vielleicht sollte man auch sicherheitshalber einfach freitags zu Hause bleiben. Oder auch nicht, schließlich passieren ja die allermeisten Unfälle. . .

© SZ vom 13.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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