Die Evolution hat es so eingerichtet, dass die meisten Menschen kleine Dinge süß und niedlich finden. Die Verhaltensforschung spricht vom "cute response", das sogenannte Kindchenschema fällt darunter, das einigen vielleicht noch aus dem Biologieunterricht geläufig ist. Manche kleinen Dinge indes tun sich schwer damit, niedlich gefunden zu werden, man denke etwa an Mücken, diese lästigen Keks-Brösel im Bett oder auch das Coronavirus. Besonders letzteres findet wohl niemand niedlich - süß ist es indes schon.
Also nicht das Virus selbst, aber die Folgen, die es mit sich bringt. Denn, so hat es nun die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ermittelt: Die Pandemie führt zu erhöhtem Konsum von Süßwaren - wozu allerdings neben süßen auch salzige Snacks gezählt werden - 2020 sei dieser um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. So wurden im Landkreis Ebersberg 2020 rund 4800 Tonnen Süßwaren verdrückt. Davon 1400 Tonnen Schokolade, 800 Tonnen Knabberartikel und 640 Tonnen Speiseeis. Angesichts dieser Zahlen ist man doch erst einmal froh, dass man dies auf die Pandemie abwälzen kann - auch wenn sich bei nochmaligem Hindenken vielleicht ergibt, dass sich durch Corona das Süßwarenverhalten nicht so wirklich grundlegend geändert hat.
Erneutes und tiefergehendes Eintauchen ins Sujet fördert indes Erstaunliches zutage: Die Ebersberger leben, was Süß- und Salzwaren angeht, nahezu ein Asketenleben: Rein rechnerisch gut 33 Kilo pro Kopf und Jahr werden davon konsumiert - pro Tag und Person sind das aber lediglich knapp 90 Gramm, davon sind gerade einmal 26 Gramm Schokolade, 15 Gramm Knabberkram und zwölf Gramm Eis. Da ist schon noch Luft nach oben in der Schoko-Lade. Weshalb man sich der Forderung der Gewerkschaft nach mehr Lohn für die Süßwarenmitarbeiter nicht nur voll und ganz anschließen kann, sondern noch jene nach zügigen und reichlichen Neueinstellungen oben drauflegen möchte: 90 Gramm Süßes sind doch wirklich eine so kleine Portion, dass es schon richtig niedlich ist.