Mitten in Ebersberg:Eine Frage der Nase

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Wie weist man auf das Angebot einer Apotheke hin, ohne mit der Werbetafel die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu verdecken? Ein Nasenschild könnte die Lösung sein

Kolumne von Wieland Bögel

Dass es im Leben oft auf die Nase ankommt, weiß die Menschheit mindestens seit Kleopatra, über deren Riechorgan der französische Philosoph Blaise Pascal bekanntlich irgendwann in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts schrieb, ohne diese - also die Nase - hätte die Geschichte einen anderen Verlauf genommen, was dahingehend verstanden werden kann, dass sich Julius Cäsar in eine Kleopatra mit andersförmiger Nase vielleicht nicht so Hals über Kopf verliebt hätte - was, da es eben so geschah, schließlich vor ziemlich genau 2050 Jahren zur Seeschlacht bei Actium führte, was letztlich für einige Jahrhunderte den Verlust der ägyptischen Eigenstaatlichkeit zur Folge hatte. Was für die Ägypter sicher eine schmachvolle Erfahrung war, nicht zuletzt, wenn man bedenkt, welche Errungenschaften der Menschheit zuvor entlang des Nils erfunden worden waren, beispielsweise auf dem Gebiet der Pharmazie. Dass hier ausgerechnet dieses Beispiel angeführt wird, ist natürlich kein Zufall. Denn auch anderswo lässt sich aus den Zutaten Nase und Pharmazie eine interessante Geschichte erzählen, etwa in Ebersberg.

Dort gibt es mehrere Apotheken, jene an der Kirche hätte gerne deutlicher auf ihr Angebot an pharmazeutischen Produkten hingewiesen. Darum hatte man beantragt, an der Bahnhofstraße eine Werbeanlage aufstellen zu dürfen. Was allerdings seitens der Stadtverwaltung und des Denkmalamtes sehr kritisch gesehen wird. Das Gesehenwerden ist hierbei der entscheidende Punkt, denn entlang der Bahnhofstraße ist schon so viel Sehenswertes zu sehen - etwa die Kirche - dass dieser Anblick durch eine Reklametafel eventuell nachhaltig beeinträchtigt werden könnte, weshalb man empfahl, den Antrag abzulehnen.

Das Stadtbild sei ja wichtig, befand Grünen-Stadträtin Petra Behounek, dennoch solle man die Bedeutung der pharmazeutischen Grundversorgung nicht unterschätzen. Oder, wie es ihr SPD-Kollege Hans Mühlfenzl formulierte: "Wir sollten froh sein, dass wir noch Apotheken haben." Beider Fazit: Wenn das mit der Stele nicht möglich sei, solle man der Apotheke andere Möglichkeiten aufzeigen, auf ihr Angebot aufmerksam zu machen. Dem zeigte sich Bürgermeister Walter Brilmayer nicht abgeneigt, Bauamtsleiter Christian Stöhr schlug ein sogenanntes "Nasenschild" vor, also ein - wie eine Nase aus dem Kopf - aus der Fassade der Apotheke ragendes Werbeelement. Ohnehin, so gab CSU-Stadtrat Alexander Gressierer zu bedenken, sei die Apotheke - eventuell mit neuem Nasenschild - bald wieder besser zu sehen, wenn endlich die Baustelle davor beendet wäre. Behounek regte an, solange könnten die Apotheker doch ein Banner am Baugerüst anbringen. Wogegen auch der Bürgermeister keine Einwände hatte, aber einen Tipp dazu: "Einen Antrag sollten sie aber bloß keinen stellen."

© SZ vom 12.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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