Apotheken im Kreis Ebersberg:Ansturm an Tag eins

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Bernd Grünberg, Inhaber der Eber-Apotheke in Ebersberg, mit einem Vorrat an zertifizierten FFP2-Masken. Die Nachfrage seit Ministerpräsident Söders Pressekonferenz am Dienstag ist im Landkreis Ebersberg hoch. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Verschärfung der Maskenpflicht: Die Apotheker im Landkreis Ebersberg stehen vor der nächsten großen Herausforderung.

Von Aurelia Hennes

Die Apotheker im Landkreis Ebersberg stehen vor der nächsten großen Herausforderung: Sie sollen die hohe Nachfrage für FFP2-Schutzmasken erfüllen, die Pharmazeuten im Landkreis sprechen von einem regelrechten Ansturm. Einer von ihnen drückt es so aus: "Der Masken-Wahnsinn geht weiter. In Ebersberg haben wir nach der Ankündigung am Dienstag bis 18 Uhr insgesamt 600 Masken verkauft", sagt Bernd Grünberg, Inhaber der Eber-Apotheke in der Kreisstadt. "Wir Apotheken sind schon überrascht - aber wir schaffen das."

Von kommenden Montag an gilt im Kreis Ebersberg wie überall in Bayern verpflichtend das Tragen einer FFP2-Maske in den öffentlichen Verkehrsmitteln sowie im Einzelhandel, wie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in einer Pressekonferenz am Dienstag erklärt hatte. Kinder unter 15 Jahre sind von dieser Pflicht befreit. Vordergründig soll damit die Sicherheit im öffentlichen Personennahverkehr und im Handel verbessert werden, so Söder. Er spricht zwar von einer "verhalten positiven Tendenz" der bisherigen Maßnahmen, betont aber auch, dass die sinkenden Zahlen "keine Momente sind, auf denen man sich ausruhen kann".

Betroffen ist auch Katharina Rorer, die Inhaberin der Bären Apotheke in Grafing: "Wir haben mit den Masken bereits seit der Ankündigung von Gesundheitsminister Spahn im Dezember zu tun. Wir sind also gut vorbereitet und haben genug Masken auf Vorrat."

Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte bieten die partikelfilternden Halbmasken (englisch: "Filtering Face Piece") den Trägern Schutz vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen. Sie sind als Einwegprodukte vorgesehen und sollten nach einmaligem Tragen entsorgt werden. Es sollte darauf geachtet werden, FFP2-Masken ohne Ausatemventil zu tragen, da hier "der Fremdschutz wesentlich weniger ausgeprägt" ist, informiert die Website des BfArm.

Eine qualitativ hochwertige FFP2-Maske, die den gesetzlichen und technischen Anforderungen entspricht, erkennt man an dem Aufdruck auf der Oberfläche der Maske: Sowohl das CE-Kennzeichen als auch eine vierstellige Nummer, die auf eine Prüfstelle hinweist, müssen erkennbar sein, erklärt Sabrina Feder von "Mary's Apotheke" in Poing. Außerdem müssen die Vorgaben der europäischen Norm EN 149:2001+A1:2009 erfüllt sein. Hohes Interesse an den Masken kann auch Waldtraut Waldherr von der Margarethen-Apotheke in Baldham bestätigen: "Der Ansturm am Dienstag war wirklich sehr hoch und wird es auch vorerst bleiben. Sollten unsere Lagerbestände zu Neige gehen, stellt die Nachbestellung der Masken kein Problem dar".

Dies bekräftigt auch Bernd Grünberg: "Die Lager an FFP2-Masken in Deutschland sind gut gefüllt, jetzt kommt es auf eine schnelle Bestellung und eine prompte Lieferung bzw. Transport in die bayrischen Apotheken an". Weiter empfiehlt Grünberg: "Sollten die FFP2-Masken tatsächlich nicht mehr verfügbar sein, lohnt sich die Nachfrage, wann die nächste Lieferung eintreffen wird. In den Vor-Ort-Apotheken kann meistens auch online oder telefonisch bestellt und der Lieferservice nach Hause genutzt werden". Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek betonte in der Pressekonferenz außerdem, dass die ausreichende Versorgung durch die Produktion von vielen neuen Herstellern garantiert sein wird.

Der Bundestagsabgeordnete Sven Lehmann (Grüne) stellte unterdessen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter eine Forderung: "Wer eine #FFP2-Masken-Pflicht ausspricht, muss diese auch kostenfrei zur Verfügung stellen! - mindestens für Menschen, die wenig Geld haben". In Anbetracht der Tatsache, dass Masken nicht mehrmals getragen werden sollten, stellt dies für einkommensschwache Haushalte eine nicht zu unterschätzende finanzielle Belastung dar. Benedikt Hoigt, Geschäftsführer des Jobcenters Ebersberg, führt weiter aus: "Unsere aktuelle Information ist, dass es keine Regelung zur Übernahme der Kosten für die erforderlichen FFP2-Masken gibt, da es sich voraussichtlich um eine zeitlich begrenzte Maßnahme handelt. Somit müssen die Kunden des Jobcenters vorerst die Masken aus der Regelleistung beziehungsweise dem darin enthaltenen Anteil für Gesundheitspflege bezahlen".

Die Kosten für die FFP2-Masken fallen unterschiedlich aus: Im Schnitt schwankten die Preise zwischen circa vier und sieben Euro in den Apotheken im Landkreis Ebersberg. Gesundheitsminister Holetschek gab in der Pressekonferenz einen Preisrahmen von "zwischen zwei oder drei Euro oder günstiger sogar" vor und erklärte, die Preise für die FFP2-Masken in nächster Zeit zu beobachten. Weiter gab Bundesminister Söder am Mittwoch bekannt, 2,5 Millionen FFP2-Masken sowie Masken mit vergleichbarer Schutzwirkung für Hilfsbedürftige kostenlos bereitstellen zu wollen.

Vor allem die Virus-Mutation aus Großbritannien und Irland und ihre wahrscheinliche Ausbreitung muss laut Staatsregierung ernst genommen werden. Nach aktuellen Aussagen der Expertinnen und Experten soll sich die aggressivere Form des Virus bis zu 70-fach schneller ausbreiten, weswegen die bisher üblichen Regeln nicht ausreichend Schutz bieten würden. Auch aus diesem Grund entschied man sich für eine Verschärfung der Maskenpflicht. Nach Angaben des Ministerpräsidenten ist die "Verfügbarkeit im Handel ausreichend gewährleistet, also es gibt keine Mangelware FFP2". Die Apotheken im Landkreis Ebersberg können bereits einen deutlichen Ansturm verzeichnen.

© SZ vom 14.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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